1428 - Zombie-Bomben
gewisse Dinge unangenehm, da ähnelten wir uns schon wie Zwillinge.
»Sie haben mir das Leben gerettet.«
Ich winkte ab.
»Und zwar alle beide«, fuhr er fort. »Und dafür möchte ich Ihnen meinen tief empfundenen Dank aussprechen.« Er musste schlucken, konnte nicht mehr weiterreden und räusperte sich. Danach presste er die Lippen zusammen und atmete nur noch durch die Nase. Er nahm die Brille ab und wischte über seine Augen.
Bisher waren wir nicht zu Wort gekommen. Ich wollte deshalb etwas sagen, was Glenda sehr schnell bemerkte. Sie legte einen Finger auf ihre Lippen und brachte mich so zum Schweigen.
Sir James setzte seine Brille wieder auf. Danach reichte er uns die Hand. Er brauchte nichts mehr zu sagen. Der Druck war mehr als Worte. Ich merkte, dass meine Kehle etwas eng wurde, und mein Lächeln sah bestimmt leicht gequält aus.
Sir James bat erneut um ein Glas Wasser. Glenda ging und holte es. Sie brauchte den Raum nicht zu verlassen, denn hinter einer Holzwand verborgen gab es ein Waschbecken.
Als unser Chef einen Schluck Wasser getrunken und sich gefangen hatte, war er beinahe wieder der Alte.
»Dann kommen wir mal zur Sache«, sagte er.
Die sah leider nicht eben rosig aus, obwohl wir überlebt hatten. Jeder von uns wusste, dass nur die Hälfte geschafft worden war, was sich in einem Satz zusammenfassen ließ.
»Einer ist noch frei!«, sagte ich.
Sir James räusperte sich. Er schaute auf das zerstörte Fenster. Zum Glück war es draußen nicht so windig, dass hier im Büro etwas durcheinander geflogen wäre.
»Wo kann er sein?«
»Sorry, Sir, ich denke, da bin nicht nur ich überfragt. Ich habe zwar mit Saladin gesprochen, weil er mich anrief, aber dabei ist nichts Konkretes herausgekommen. Seine Drohungen sind zu allgemein geblieben, und da er diese verdammte Gabe der Teleportation besitzt, ist er in der Lage, überall zu erscheinen und zuzuschlagen. Das haben Sie ja selbst erlebt.«
»Leider.«
Das Telefon meldete sich. Es war schon ein kleines Wunder, dass es erst jetzt anschlug. Sir James hob ab. Er sprach, ohne dabei den Lautsprecher einzuschalten.
»Nein, es ist alles in Ordnung. Ja, es hat bei mir eine Explosion gegeben. Nur nicht in meinem Büro, sondern draußen. Sperren Sie unten ab, ich werde gleich selbst kommen.« Er legte auf und schüttelte den Kopf. »Es ist verständlich, dass sich die Kollegen Sorgen machen. Ich muss nach unten und einiges erklären.«
»Wollen Sie die Wahrheit sagen, Sir?«, erkundigte sich Suko.
»Hm.« Der Superintendent trank noch einen Schluck Wasser. »Ich glaube nicht, dass ich die Wahrheit sagen kann. Nicht die ganze. Ich werde von einem Unglück sprechen. Auch von einem Anschlag gegen mich, der glücklicherweise rechtzeitig entdeckt wurde und deshalb abgewendet werden konnte. Und ich werde diesen Anschlag nicht den normalen Terroristen in die Schuhe schieben.« Er hob die Schultern. »Ob man mir das abnehmen wird, kümmert mich nicht. Offiziell jedenfalls bleibt es dabei, und dann sehen wir mal weiter.«
Er stand auf. »Oder besser gesagt, ist das jetzt Ihr Part.« Er nickte Suko und mir zu.
Das stimmte auf den Punkt. Allerdings gab es da ein Problem.
Auch wir wussten nicht, wo wir den Hebel ansetzen sollten. Saladin war uns immer einen Schritt voraus. Dank seiner Fähigkeiten konnte er das. Wir fühlten uns stets wie Menschen, die auf dem Bahnsteig standen und sich darüber ärgerten, dass ihnen der Zug vor der Nase abgefahren war.
»Finde ich Sie in Ihrem Büro?«, fragte Sir James beim Verlassen des Zimmers.
Suko bejahte die Frage.
»Gut, dann sehen wir uns später.«
Er ging auf den Aufzug zu. Ich spürte den drängenden Wunsch in mir, ihn zu begleiten, aber das hätte Sir James strikt abgelehnt. Ich kannte ihn gut genug.
Drei Helfer hatte sich Saladin besorgt. Zwei von ihnen existierten nicht mehr. Wie ich ihn einschätzte, würde er voll und ganz auf den Dritten setzen. Und dass wir es geschafft hatten, auch seine zweite Zombie-Bombe abzufangen, würde ihn noch mehr gegen uns aufbringen.
»Ich koche einen Kaffee«, schlug Glenda vor.
Das war eine gute Idee.
***
Der Kaffee war wie immer hervorragend. Nur unsere Stimmung war es nicht. Glenda, Suko und ich saßen zusammen, sprachen über Schwachpunkte. Je intensiver wir darüber redeten, umso stärker kam uns zu Bewusstsein, dass wir die schlechteren Karten hatten.
»Es kann nicht sein, dass er gewinnt!«, flüsterte Glenda. »Verdammt noch mal, das geht nicht. Als
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