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1429 - Totenkopf-Ballade

1429 - Totenkopf-Ballade

Titel: 1429 - Totenkopf-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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störten nur einige niedrig wachsende Brennnesseln, die durch mein Gesicht strichen und eine schmerzliche Erinnerung hinterließen.
    Ich hörte eine fremde und besorgt klingende Männerstimme. Verstand leider nicht, was sie sagte, aber zwei Hände hatten sich in meine Achselhöhlen geschoben.
    Sie zerrte mich auf die Beine. Ich drehte mich um. Es war mir nichts passiert, und als ich in das erschreckte Gesicht eines Mannes mit Halbglatze schaute, fragte ich: »Sprechen Sie deutsch?«
    »Ein wenig.«
    »Können Sie mich mitnehmen?«
    »Ja, wohin denn?«
    Der Mann stand unter Schock. Er tat alles, was ich von ihm verlangte.
    »In ein Hotel.«
    »Steigen Sie ein.«
    »Danke.«
    Es war ein älterer Skoda, aber er fuhr ohne Probleme. Ich musste erst mal zu Atem kommen, hockte auf dem Beifahrersitz und musste mir hin und wieder einen Blick gefallen lassen, der mit einem Kopfschütteln verbunden war.
    Ich gab keine Erklärungen ab, grinste den Fahrer nur hin und wieder an und freute mich, dass wir bereits so gut wie am Hotel angelangt waren. Ich sprang aus dem Fahrzeug, kaum dass es gestoppt hatte, und hetzte mit langen Schritten auf den Eingang zu. Ich stürmte in die Halle hinein. Um verwunderte Blicke kümmerte ich mich nicht, sondern jagte auf die breite Treppe zu, die mit einem trittfesten Teppich in der Stufenmitte bedeckt war.
    Zwei, auch drei Stufen nahm ich mit einem Sprung. Ich schleuderte mich förmlich hoch und dann in einen breiten Flur hinein, in dem unsere Zimmer lagen.
    Der lange Gang war leer. Das beruhigte mich, denn in meiner Fantasie hatte ich befürchtet, schon hier brennende Totenköpfe herumfliegen zu sehen. So hatte ich freie Bahn bis zum Zimmer, in dem meine beiden deutschen Freunde logierten.
    Auf das Anklopfen verzichtete ich.
    Wuchtig riss ich die Tür auf – und sah…
    ***
    Dagmar Hansen und Harry Stahl erlebten eine schreckliche Zeitspanne. Im Prinzip war sie nur kurz. Die beiden Schädel brauchten nur wenig Zeit, um ihre Ziele zu erreichen. Tatsächlich aber kam sie ihnen unendlich lang vor.
    Die Umgebung war immer noch die gleiche. Da war keine Veränderung eingetreten, aber in einem bestimmten Bereich war trotzdem etwas anders.
    Weder Dagmar noch Harry hatten eine Erklärung dafür. Irgendeine Macht musste dafür gesorgt haben, dass die brennenden Totenköpfe sie nicht treffen konnten.
    Und dann hörten sie die hellen Stimmen.
    Kinderstimmen…
    »Wir sind zurück!«
    »Ja, wir sind wieder da!«
    »Wir sind so tot wie du!«
    »Wir brauchen unsere Ruhe!«
    »Wie werden sie uns holen!«
    Dagmar und Harry begriffen die Welt nicht mehr. Und inmitten dieser veränderten Szenerie hockte Jana wie eine Statue in ihrem Sessel, ohne zu reden und ohne zu denken.
    Aber sie konnte sehen, und sie sah all das, was auch Dagmar und Harry sahen. Es war Besuch da.
    Vier kleine Gestalten. Vier Kinder. Zwei Jungen und zwei Mädchen. Auf den ersten Blick sahen sie aus, als wären sie in helle Kleidung gehüllt worden. Aber das stimmte nicht. Wer genauer hinschaute, der bemerkte das leichte Flimmern, und er sah, dass diese Gestalten nicht fest, sondern durchscheinend waren.
    Keine richtigen Körper – Geister…
    Jeder, der es sah und sich damit beschäftigte, musste es erkennen.
    Hier waren die Geister der getöteten Kinder erschienen, um mit ihrer Mörderin abzurechnen.
    Die Schädel, die geflogen waren, bewegten sich nicht mehr weiter.
    Sie standen plötzlich in der Luft. Überhaupt war niemand da, der sich regte – bis auf die vier hellen, durchscheinenden Gestalten.
    Sie hatten ein Ziel.
    Es war Malinka!
    Von vier verschiedenen Seiten kamen sie auf sie zu. Malinkas Kopf ruckte hin und her, aber wo sie auch hinschaute, immer sah sie sich einem der kleinen Rächer gegenüber.
    Immer näher, immer enger bildeten die vier kleinen Geistergestalten den Kreis.
    Malinka versuchte es. Sie riss den Mund auf. Sie schrie etwas, was nicht zu hören war.
    Dafür wisperten die Stimmen der Kinder.
    »Du hast keine Gnade gekannt. Wir kennen sie auch nicht. Wir haben gewartet, dass du dich zeigst. Jetzt haben wir dich, und nicht mal der Teufel kann dich mehr schützen.«
    Wie zur Bestätigung flackerten die Flammen an den Totenschädeln noch mal in die Höhe und verwandelten sich in einen hellen Sprüh, der auch von einer Wunderkerze hätte stammen können.
    Das normale, etwas düstere Licht breitete sich wieder aus. Nur die vier Kindergestalten leuchten in einem hellen Weiß.
    Malinka konnte nicht fliehen. Die andere Welt,

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