1429 - Totenkopf-Ballade
immer neue Welten, wie ich nun wieder einsehen musste.
»Ich habe begriffen.«
»Das ist gut.«
»Dann wollen wir es hier austragen. Ich wäre dafür, dass du dich zeigst, Malinka. Du bist sicherlich auch daran interessiert, zu erfahren, wer stärker ist.«
»Ich bin es!«
»Dann beweise es…«
Die Stimme legte eine kurze Pause ein. Als ich sie erneut hörte, klang sie schon schwächer, als wäre die geheimnisvolle Person dabei, sich zurückzuziehen.
»Nein, so nicht. Ich habe meine eigenen Pläne. Diese Nacht wird wichtig werden, sehr wichtig, denn ich werde zur Totenkopf-Ballade aufspielen, darauf kannst du dich verlassen.«
»Moment noch. Ich möchte gern…«
Ein fernes Lachen erreichte mich. Nur kurz, nicht länger als ein Augenzwinkern.
Dann war es still.
Ich stand vor dem Stein und sah enttäuscht ein, dass ich zwar einen Schritt nach vorn getan hatte, aber keinen entscheidenden.
Sie war nicht mehr da. Sie kehrte auch nicht zurück. Sie ließ mich allein, und ich hatte den Eindruck, als würde sich die Atmosphäre auf dem Friedhof erneut verändern. Sie kehrte wieder in die Normalität zurück. Als ich einen Blick auf das Kreuz warf, zeigte es keine Veränderung mehr.
Ich nahm es an mich und ließ es wieder in der Tasche verschwinden. Dann dachte ich daran, was ich gehört hatte, und etwas wollte mir dabei nicht aus dem Kopf.
Malinka hatte davon gesprochen, reinen Tisch zu machen. Wenn ich sie richtig verstanden hatte, schloss das nicht nur mich ein, sondern auch die anderen.
Zwar hatte sie keine Namen gesagt oder Personen benannt, doch es war leicht zu erahnen, wen sie damit meinte.
Dagmar Hansen, Jana und Harry Stahl.
Ich hätte sie doch nicht gehen lassen sollen. Bei diesem Gedanken schoss mir das Blut in den Kopf. Ich war eben auch nur ein Mensch und kein Supermann, der alles im Griff hatte und dabei auf alles eine entsprechende Antwort wusste.
Die Freunde hielten sich im Hotel auf. Und es war ein Glück, dass sie ein Handy besaßen. Erst wollte ich sie warnen, und danach musste ich mich auf den Weg machen.
Leider zu Fuß…
***
Harry Stahl war auf der Fahrt in den Ort vorsichtig gewesen. Er rechnete damit, dass vor seinem Wagen plötzlich eine Gestalt erscheinen würde, um mit brennenden Totenschädeln zu werfen. Das blieb glücklicherweise aus, und so waren sie alle froh, als sie den Hotelparkplatz erreichten und aussteigen konnten. Auf dem direkten Weg ging es hoch zu ihrem Zimmer, wo sie erst mal durchatmeten.
Die Masseurin hatte während der Fahrt kein Wort gesagt und in sich versunken auf dem Rücksitz gesessen. Jetzt öffnete sie zum ersten Mal den Mund.
»Kann man sagen, dass es vorbei ist?« Ihre Frage klang schon ziemlich schüchtern, als würde sie selbst nicht daran glauben.
Dagmar lächelte ihr knapp zu. »Nein, das kann man nicht so sagen. Aber wir sollten Vertrauen zu John Sinclair haben. Er kennt sich aus. Er ist durch sein Kreuz recht stark. Mein Partner und ich wissen, dass er schon so manchen Sieg über die andere Seite errungen hat.«
Jana nahm es hin. Sie wollte trotzdem wissen, wer die andere Seite genau war.
Etwas Verleger hob Dagmar ihre Schultern. »Das kann ich Ihnen nicht genau sagen, wenn ich ehrlich bin. Sie ist einfach zu vielfältig. Man kann sie als Reich des Bösen bezeichnen, als Schattenwelt oder wie auch immer. Vielleicht sogar als Reich des Teufels, wenn Ihnen das besser passt. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen, aber ich weiß, dass es für Menschen gefährlich und tödlich sein kann.«
»Ich glaube Ihnen. Was ich gesehen habe, war fürchterlich, aber auch der Beweis, dass es etwas gibt, was man normalerweise nicht sehen kann. Da muss sich schon ein Tor geöffnet haben.«
»Sie sagen es.«
Harry hatte die Bahnen eines Vorhangs zur Seite geschoben. Er schaute aus dem Fenster und sah, dass die ersten Schatten der einsetzenden Dämmerung von den Bergen her in das Tal fielen. An verschiedenen Stellen brannten bereits die Lichter. Die Geschäfte hatten noch geöffnet. Auf der Straße herrschte Betrieb. Die Kurgäste brauchten nicht mehr zu ihren Behandlungen. Die hatten sie hinter sich und hatten sich bereit für den Abend gemacht, um Abwechslung vom Einerlei des Kurbetriebs zu suchen.
»Ich gehe mal kurz ins Bad«, meldete sich Harry ab. Er zog seine Jacke aus und wollte sie soeben aufhängen, als sich das Handy meldete, das in seiner linken Jackentasche steckte.
»Das wird John sein«, sagte Dagmar.
»Bist du sicher?«
»Verlass dich
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