1430 - Der Vampir-Clown
haben wir denjenigen erledigt, der vielleicht für die verschwundenen Frauen verantwortlich ist. Oder seht ihr das anders?«
Sie glaubte ihren eigenen Worten nicht. Jane wollte nur provozieren. Ich hielt mich da raus. Es war eine Sache zwischen den beiden Frauen.
Justine wusste mehr. Das war ihr anzusehen. Sie strich mal wieder durch ihre gefärbte blonde Haarpracht und nickte in die Runde. »Er war es nicht.«
»Ach?«
Die blonde Bestie nickte. »Ja, er ist es nicht gewesen, das weiß ich inzwischen. Er ist nur ein Handlanger gewesen. Dahinter steckt jemand anderer.«
»Super«, sagte Jane. »Und wer bitte?«
Wir hatten nicht mit einer Antwort gerechnet. Umso überraschter waren wir, als die Cavallo doch etwas sagte.
»Er heißt Corky!«
»Wie?«, fragten Jane und ich wie aus einem Mund.
»Ja, Corky.«
»Und weiter?«
»Keine Ahnung. Ich habe nur den Namen Corky gehört. Für ihn wurden wohl die Frauen geholt. Denke ich mal.«
»Und wo können wir Corky finden?«
»Hör auf, Jane. Woher soll ich das wissen? Ich habe keine Ahnung.«
Jane wechselte das Thema. »Und wo bist du gewesen?«
»Ich habe Corky verfolgt!«
Jane Collins war nahe daran, aufzuheulen. Das sah ich ihr an. Sie tat es nicht. Dafür starrte sie Justine an und schüttelte immer wieder den Kopf, ohne jedoch ein Wort verlauten zu lassen.
»Sag du doch was, John! Ich fühle mich von dieser Person regelrecht verarscht.«
Ich musste lächeln. »Sie hat eben ihre eigene Art, und nur sie kann uns etwas über diesen geheimnisvollen Corky sagen.«
»John hat Recht. Es gibt Corky. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen. Ich habe ihn sogar verfolgt, deshalb war ich auch nicht hier. Aber ich bin nicht allmächtig. Er kannte sich hier besser aus als ich und war plötzlich weg.«
»Abgetaucht«, sagte ich.
»So ist es. Es hatte keinen Sinn für mich, durch den Wald zu irren, deshalb kam ich wieder zurück, und da bin ich auf euch gestoßen. Mehr kann ich nicht sagen.«
Wir glaubten Justine, dass sie die Wahrheit sprach. Wenn dieser Corky sich wirklich auskannte, dann hätten auch Jane und ich keine Chance gehabt, ihn zu stellen.
Ich hatte noch eine Frage. »Wie sah er denn aus? Hast du sein Gesicht gesehen?«
»Nicht genau.« Justine drehte sich um und deutete zum Waldrand hinüber. »Dort erschien er für einen Moment, aber sein Gesicht habe ich nicht genau erkannt.«
»So finster war es doch nicht«, sagte Jane.
»Klar, aber das Gesicht ist eigentlich kein Gesicht gewesen. Es war eine bleiche Maske.« Sie nickte und wiederholte sich. »Eine bleiche Maske. Als hätte er sich gepudert.«
»Oder wirklich eine Maske übergestreift«, sagte ich.
»Kann auch sein.«
»Näher bist du ihm nicht gekommen – oder?«
Justine schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Sein Vorsprung war zu groß.« Dann lächelte sie. »Aber mir ist etwas anderes aufgefallen.«
»Und was?«
»Er ist…«, und das betonte sie sehr deutlich, »… einer von uns. Das kann ich mit Bestimmtheit sagen.«
Jane und ich schwiegen. Dieser Erklärung wollten wir keinen Glauben schenken. Sie war für uns zu weit hergeholt.
»Kannst du das präzisieren?«, fragte ich.
»Klar. Corky steht auf meiner Seite. Ich habe es gespürt, geahnt, gerochen – wie auch immer.« Sie nickte. »Corky und ich, wir beide gehören gewissermaßen zusammen.«
Das sollte begreifen, wer will. Ich hatte damit meine Probleme, und auch Jane deutete ein Kopfschütteln an.
»Dann ist er so etwas wie ein Dämon?«, fragte sie. »Oder ein dämonischer Helfer?«
»Ja, das kann man so sagen. Er ist mir jedenfalls näher als euch. Darauf wette ich.«
Jane stellte ihr eine Frage, an der sie zuvor herumgekaut hatte.
»Wie stehst du dazu?«
»Was meinst du damit?«
»Das weißt du ganz genau. Ich will einfach nur wissen, auf welcher Seite du stehst.«
Diese Frage war Wasser auf die Mühlen der blonden Bestie. »Das kannst du dir doch denken, Jane. Soll ich immer und immer wiederholen, dass wir schließlich Partner sind?«
Jane nickte nicht. Sie gab auch akustisch keine Antwort. Sie hielt einfach nur den Mund.
Ich entschärfte die Lage, indem ich sagte: »Also werden wir diesen Corky finden müssen.«
»Genau, John. Er ist unser Feind. Und Walter hätte mich zu ihm bringen sollen. Wahrscheinlich wäre ich hier übernommen worden, denn Corky hatte sich auf den Weg gemacht. Aber er kam dann nicht, weil er wohl gespürt hat, dass ich anders bin. Würde ich denken wie ein normaler Mensch, dann
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