1430 - Der Vampir-Clown
verteilten sich nur auf dem Sand der Manege.
Zu einer Seite hin hatte man die Manege offen gelassen. Vor dort würden die Artisten erscheinen, sicherlich begleitet von einer entsprechenden Musik. Sie allerdings stammte nicht von einer Kapelle, sondern kam vom Band. Eine richtige Musikkapelle zu beschäftigen hätte zu viel gekostet.
Ein roter Vorhang verbarg die Sicht auf den Ausgang, wo die Artisten erschienen und auch wieder verschwanden.
Nur noch wenige Besucher strömten in das Zelt. Jeder wusste, wo er sich hinzusetzen hatte. Da gab es kein langes Suchen mehr. Man wand sich durch die Reihen, schaute kurz und hatte seinen Platz gefunden, wo man sich niederließ.
Auch die Reihen vor der Cavallo hatten sich gefüllt. Nur die wenigsten Besucher dachten daran, nach hinten zu schauen. Außerdem konnte sie den Schatten ausnutzen, der sich hinter der letzten Reihe ausbreitete, denn dort leuchtete kein Scheinwerfer hin.
Die Blutsaugerin krauste die Stirn. Es war ihr überhaupt nicht recht, dass sie weder Corky noch die beiden Blutsaugerinnen entdeckt hatte. Auch ihren Geruch nahm sie nicht wahr. Dafür den der Menschen.
Ein lauter Trompetenstoß sorgte dafür, dass die Besucher aufmerksam wurden. Zugleich öffnete sich der Vorhang. Vier Artisten in mit Strass besetzten Kostümen liefen federnd in das jetzt voll aufgedrehte Licht der Scheinwerfer und gleich darauf auf die nach unten hängenden Strickleitern zu, an denen sie in die Höhe kletterten.
Ein Marsch begleitete die beiden Frauen und die beiden Männer in die Höhe.
Die Zuschauer hatten nur Augen für die Darbietung.
Nur eine machte eine Ausnahme. Das war Justine Cavallo, denn sie suchte nach ihren Artgenossen, und sie wusste genau, dass sich die Blutsauger hier im Zelt versteckt hielten…
***
Wir hatten die blonde Bestie nicht zu Gesicht bekommen, was aber nichts besagte, denn sie war es gewohnt, eigene Wege zu gehen und urplötzlich wieder aufzutauchen.
Jane und ich ließen uns treiben und folgten dem Strom durch den Haupteingang ins Zelt. Es war wichtig, dass wir uns in der Masse versteckten und so wenig wie möglich auffielen. Ob Corky und seine Helfer das auch taten, war fraglich. Sie hatten einen gewissen Vorsprung, und so war es durchaus möglich, dass sie sich bereits im Zelt aufhielten, in das wir soeben hineingingen.
Sein Inneres war mit Rängen bestückt, die sich in mehreren Reihen in die Höhe zogen und ebenso ein Rund bildeten wie die Manege.
Die Pause war für den Umbau genutzt worden. Jeder konnte sehen, wie das Programm weiterlaufen würde. Da gab es ein Hochseil, aber auch die Podeste für die tollkühnen Artisten.
Für viele Menschen war es der Höhepunkt des Programms. Trotz vieler elektronischer Unterhaltungsmedien war es noch immer ein tolles Erlebnis, die Künstler live zu erleben. Auch wenn aus Sicherheitsgründen ein Netz gespannt worden war, das Prickeln und das Bangen blieb. Das Seil in der Höhe verband die beiden Podeste, während tief unter ihnen die Maschen des Netzes im Licht schimmerten.
Jane war an einem Pfosten stehen geblieben. Sie ließ ihre Blicke kreisen und hob schließlich die Schultern, weil sie Justine noch immer nicht entdeckt hatte.
»Es ist nicht einfach bei all den Menschen«, sagte ich.
Sie nickte nur.
Ich fasste sie am Arm. »Komm, wir suchen uns Plätze.«
Sie blickte mich an. »Willst du dich setzen?«
Ich lächelte. »Das hatte ich eigentlich nicht vor. Es ist besser, wenn wir uns einen strategisch günstigen Platz suchen. Wir müssen die Manege schnell erreichen können, da ich mir vorstellen kann, dass Corky dort die große Show abziehen wird.«
»Und wann?« Jane deutete in die Höhe. »Nach dem Auftritt der Artistengruppe?«
»Weiß man das bei ihm?«
Sie nickte. »Das ist ja leider das Problem.«
Die Besucher hatten inzwischen ihre Plätze eingenommen. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die zweite Hälfte des Programms begann. Noch strahlten die Scheinwerfer nicht im vollen Licht, und auch der Vorhang an der gegenüberliegenden Seite der Manege blieb noch geschlossen. Von dort würden die Artisten auftreten.
Wir einigten uns darauf, an dieser Stelle stehen zu bleiben. Der Überblick war gut, aber es passte einem der Helfer nicht, denn jemand trat zu uns und klopfte uns auf die Schulter.
Ich drehte mich um.
»Sie müssen Ihre Plätze einnehmen«, erklärte der junge Mann.
Ich konnte ihn verstehen, denn er tat nur seinen Job. In diesem Fall jedoch hatte er Pech.
Ich
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