1430 - Der Vampir-Clown
Er kommt, wann er will. Der böse Clown Corky ist eben der Mann der Überraschungen. Der Kobold, der…«
»Wieso Kobold?«
»Corky ist recht klein. Aber Sie haben mir noch immer nicht gesagt, was Sie von ihm wollen.«
»Lassen Sie uns erst mal hineingehen.«
»Gut. Dagegen habe ich nichts.«
Wir bewegten uns auf die Tür zu und probierten zunächst mal, ob sie abgeschlossen war. Sie war abgeschlossen. Wie hätte es auch anders sein können.
»Ist das normal?«, fragte Jane.
Di Conto hob die Schultern. »Ich kann nur immer wieder betonen, dass Corky ein sehr misstrauischer Mensch ist. Er ist ein Einzelgänger. Er lässt sich mit keinem Kollegen ein, das ist nun mal so.«
»Und weiter?«
Der Direktor legte den Kopf zurück und lachte leise. »Glauben Sie denn, dass ich den Wagen einmal von innen gesehen habe? Nein, nie. Er lässt keinen in sein Refugium hinein. Ein ungewöhnlicher Mensch, aber im Zirkus erfolgreich.«
Ich ging bis dicht an die Seite des Wagens heran und versuchte, einen Blick durch eines der beiden Fenster zu werfen.
Es war nichts zu sehen. Drinnen brannte zwar kein Licht, aber auch wenn es der Fall gewesen wäre, ich hätte nicht hineinschauen können, weil ich trotz der Dunkelheit erkannte, dass dieses Fenster von innen mit einem Rollo verhängt war, was bei den anderen sicherlich auch der Fall sein würde.
Trotzdem ging ich sicherheitshalber um den Wagen herum und konnte nur die Schultern heben, als ich zu Jane Collins und Manuel Di Conti zurückkehrte.
»Er ist wohl nicht da.«
»Dann wird er bereits unterwegs sein und sich auf den Auftritt vorbereiten.«
Das ließ bei mir eine Alarmklingel schrillen. Es war zwar bisher nicht viel passiert und auch nichts Ungewöhnliches, wie Di Conti hatte anklingen lassen, aber ich hatte gerade in dieser Nacht schon meine Bedenken. Es war in den letzten Stunden einfach zu viel passiert, was auf eine Kulmination hindeutete.
Es brachte zwar nicht viel, aber ich versuchte trotzdem, einiges von der Umgebung zu erkennen. Möglicherweise bewegte sich jemand über den Strand, der es eilig hatte. Es konnte auch sein, dass Corky vor uns floh, weil er uns bemerkt hatte.
Ob es zutraf, konnte ich nicht sagen und auch nicht erkennen, denn der Bereich des Strands nahe am Wasser blieb leer. Dort war nur das Schimmern der auslaufenden Wellen zu sehen, sonst nichts.
Ich ging zu Jane und dem Direktor zurück, dem die Zeit auf den Nägeln brannte, was ihm anzusehen war.
»Es ist bisher wirklich nichts passiert?«, fragte ich ihn.
»Wie meinen Sie das?«
»Bei den Auftritten, zum Beispiel.«
»Nein, nichts Böses. Es ist keiner angegriffen oder verletzt worden.«
Ich lächelte. »Ich sehe Ihnen an, dass Ihnen die Zeit auf den Nägeln brennt, Mr Di Conti. Obwohl wir keinen Eintritt bezahlt haben, werden Sie bestimmt nichts dagegen haben, wenn wir uns die zweite Hälfte Ihres Programms anschauen?«
»Nein, natürlich nicht. Sie müssen sich nur einen Platz suchen.«
»Ich denke, dass wir stehen bleiben.«
»Gut.«
»Und womit beginnt die Show?«
»Mit unseren Seil-Artisten.«
»Okay.«
»Ich muss dann wieder gehen. Der Chef steht zwar nicht immer im Rampenlicht, aber es muss auch jemanden geben, der im Hintergrund steht und die Augen offen hält.«
»Das ist verständlich.«
Di Conti ging mit schnellen Schritten davon. Jane und ich blieben noch. Wir schauten zu, wie sich die Besucher wieder auf den Eingang zu bewegten. Niemand rannte, keiner drängelte sich vor oder stieß den anderen zur Seite. Hier verhielt man sich sehr gesittet, nur die Kinder konnten es kaum erwarten, das Zelt endlich wieder zu betreten.
Es herrschte eine typische Urlaubsstimmung. Auch uns wäre es lieber gewesen, wenn wir uns die Show hätten in aller Ruhe anschauen können, aber das war eben nicht drin.
Jane nickte mir zu. »Okay, suchen wir Corky.«
»Ja, das werden wir«, erwiderte ich und warf noch einen letzten Blick auf den nostalgischen Wagen. Wobei ich hoffte, dass dieser Corky ihn nicht mehr betreten würde…
***
Kaum waren John Sinclair und Jane Collins im Wagen des Direktors verschwunden, fuhr die Blutsaugerin auf der Stelle herum. Sie verfolgte andere Pläne. Sie wollte Corky stellen, denn sie hasste es, wenn sie Konkurrenz bekam. Sie hatte im Prinzip nichts gegen ihre Artgenossen, aber sie wollte nicht, dass sie ihr in die Quere kamen.
Dagegen musste sie etwas unternehmen. Wenn eine als Blutsaugerin herrschte, dann war sie es.
Es passierte nicht oft, dass sie
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