1430 - Der Vampir-Clown
in ihrem Outfit nicht auffiel. Hier war es so. Es bewegten sich zu viele kostümierte Gestalten in der Nähe.
Die blonde Bestie war in der Lage, ihre Artgenossen zu riechen.
Auf diesen Sinn konnte sie sich wirklich verlassen. Sie würde sehr genau merken, wo sich jemand aufhielt, der Blut wollte. Aus diesem Grunde zog sie ihre Kreise wie ein Raubtier, das seine Beute immer mehr in die Enge trieb, um dann zuzuschnappen.
Noch war alles normal, auch wenn ihr der Pausentrubel nicht gefiel. Das nahm sie hin, das waren normale Menschen, deren Blutgeruch ihr entgegenströmte.
Wie ein zweibeiniges Phantom schlich sie durch die Dunkelheit.
Sie hielt sich zurück und suchte sich die Stellen aus, die in tieferen Schatten lagen.
Nichts war zu sehen, was ihren Verdacht erregt hätte. Außerdem irritierten sie die vielen Menschen. Ihr Blutgeruch störte einfach. Da war es schwer, etwas anderes wahrzunehmen.
Sie entfernte sich etwas von dem erleuchteten Hauptzelt. Ihre Augen bohrten sich in die Dunkelheit. Sie sah die abgestellten Wagen, und ihr fielen drei Personen auf, die sich den Wagen näherten und es nicht besonders eilig hatten. Es waren Jane Collins, Sinclair und der Direktor. Zu ihnen wollte sie nicht. Zudem sagte ihr ein Gefühl, dass sich Corky nicht mehr in seinem Wohnwagen aufhielt. Ihr ging es auch nicht nur um ihn. Da gab es noch zwei weitere Blutsaugerinnen, die Justine durchaus als Konkurrentinnen ansah.
Nach etwas mehr als einer Minute Wartezeit machte sich die Cavallo auf den Rückweg. Leicht frustriert, denn sie hatte sich etwas anderes vorgestellt. Diesmal passierte sie die Zuschauer direkt, und ein kleiner Junge stellte sich ihr plötzlich in den Weg. Er starrte sie an, und Justine blieb stehen.
»Kommst du auch bald dran?«
»Klar.«
»Als was denn?«
»Lass dich mal überraschen.« Sie ging weiter und sah noch, wie der Junge zu seinen Eltern rannte.
Wenn Corky und seine beiden Blutsaugerinnen eingreifen wollten, dann mussten sie das Zelt schon betreten haben, um sich den geeigneten Ort auszusuchen. Eine andere Möglichkeit kam für sie nicht in Frage. Deshalb wollte sie auch nicht draußen bleiben, sondern in das Zelt hineingehen, um in der Menge unterzutauchen. Sie würde sich weiterhin auf ihre Nase verlassen müssen, wobei sie leider durch die vielen Menschen gestört wurde.
Es war besser, wenn sie sich auf ihre Augen verließ.
Die Zuschauer konnten das Zelt durch verschiedene Eingänge betreten. Das kam Justine sehr entgegen. Sie wollte nicht durch den Haupteingang gehen, sondern einen derjenigen nehmen, die sich an den Seiten befanden. Sie waren schmaler und wurden auch nicht so kontrolliert. Zwar stand ein Mann in einer bunten Zirkusuniform in der Nähe, doch er konnte seine Augen nicht überall haben, sodass es für Justine kein Problem war, in das Zelt zu schlüpfen.
Sie befand sich in der untersten Ebene, also in der Höhe der Manege, wo sich das Geschehen abspielte. Aber der Blick war von hier aus nicht so gut. Justine musste weiter nach oben, hinauf auf die Ränge, denn dort war die Übersicht besser.
Bevor sie sich auf den Weg machte, gönnte sie sich noch einen kurzen Rundblick.
Nein, sie sah nur die normalen Menschen und keinen kleinen Mann mit einer weißen Maske vor dem Gesicht, und so machte sie sich auf den Weg nach oben.
Auch hier gab es Gänge, die das Rund der Sitzreihen teilten. Sie ging über Holzstufen und hörte das Echo ihrer Schritte. Da sie sehr schnell lief, dauerte es nur kurze Zeit, bis sie das Ende erreicht hatte und die letzte Sitzreihe vor ihr lag.
Ja, hier war der Ausblick gut.
Sie schaute in die Manege, die noch leer war. Trotzdem hatte man etwas getan. Ein Hochseil war aufgebaut worden. Unten befand sich in einer bestimmten Höhe ein Netz, und noch über dem Seil sah sie die Podeste für die Artisten. Zu Beginn der zweiten Hälfte stand wirklich einer der großen Höhepunkte bevor.
Noch hatten nicht alle Besucher ihre Plätze eingenommen. Es war allerdings etwas von der Spannung zu spüren, die die Menschen ergriffen hatte. Die Leute schauten in die Höhe. Eltern machten ihre Kinder auf das aufmerksam, was bald hier passieren würde, und manch Junge oder Mädchen bekam vor Staunen den Mund nicht zu.
Das alles interessierte eine Unperson wie Justine Cavallo nicht.
Ihre scharfen Augen bewegten sich ständig hin und her.
Die Scheinwerfer strahlten bereits ihre Lichter von verschiedenen Positionen aus in die Tiefe. Noch schienen sie nicht so grell und
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