1430 - Der Vampir-Clown
den am Boden liegenden Mann schielte.
Walter lag da und wimmerte. Etwas anderes brachte er nicht mehr zustande. Die Schmerzen brachten ihn fast um. Seine Hände schienen in Flammen zu stehen, und die rote Wolke vor seinen Augen lichtete sich nur allmählich.
Justine schaute auf ihn nieder. Sie hatte sich inzwischen wieder angezogen, und sie sprach ihn an.
»Du brauchst dir keine Sorgen wegen der Schmerzen mehr zu machen. Sie sind gleich vorbei, wenn ich mit dir fertig bin. Ich brauche nur noch dein herrliches Blut.«
Walter hatte alles verstanden, auch wenn in seinem Kopf ein großes Durcheinander herrschte. Es war ihm jetzt sogar egal. Für ihn zählten nur die wahnsinnigen Schmerzen in seinen Händen, die sich bis in die Arme ausbreiteten.
Mit einer fast widerwilligen Bewegung bückte sich Justine und zerrte Walter hoch. So wie sie ihn trug, schleppte auch ein Tier seine Beute ab.
Der Mann mit den gebrochenen Fingern wurde über die Erde geschleift. Altes Laub wirbelte hoch. Feuchte Blätter blieben an seiner Kleidung kleben. Dreck beschmierte die Haut in seinem Gesicht.
Die blonde Bestie hatte sich einen bestimmten Platz ausgesucht.
Dort wollte sie sich sättigen. Ihre Gier, endlich mal wieder richtig satt zu werden, steigerte sich ins Unermessliche.
An der Grillhütte blieb sie stehen. Es gab noch Pfosten, die das schräge Dach abstützten, und genau so einen suchte sich die Cavallo aus.
Walter war nicht bewusstlos geworden. Er bekam alles mit, was mit ihm passierte.
»Du wolltest mich, jetzt habe ich dich!«, flüsterte Justine. »Jetzt bin ich dein Schicksal.«
Sie presste ihn mit dem Rücken gegen den Pfosten. Dabei drang ein scharfes Lachen aus ihrem Mund. »Du hast mich vernichten wollen. Aber jetzt bin ich an der Reihe. Ich werde von nun an meinen Weg gehen. Du wirst mir letztendlich noch einen Gefallen tun, denn dein Blut macht mich satt.«
Sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen und rieb ihre Hände.
Bevor der Mann wieder zusammensackte, griff sie erneut zu. Noch einmal presste sie ihn gegen den Pfosten. Sie brauchte ihn nur mit einer Hand zu halten, die andere fasste in das lange Haar, um den Kopf zur Seite zu drücken.
Dabei straffte sich die Haut!
Justine Cavallos Kopf ruckte vor. Die Zähne ragten aus dem Oberkiefer hervor, und einen Moment später trafen sie das Ziel.
Sie stießen in die Haut hinein und trafen die Person an der genau richtigen Stelle. Sie erwischten die Schlagader, und nur das zählte.
Aus ihr sprudelte das Blut in den weit geöffneten Mund der blonden Bestie. Sie nahm es zu sich, sie schluckte, sie war glücklich, sie verdrehte sogar die Augen, und erst als die Quelle versiegte, da senkte sie den Kopf noch weiter und presste ihre Lippen um die Wunde herum gegen den Hals.
Für sie gab es in diesem Moment nur dieses herrliche und wunderbare Saugen. Das Festmahl hatte jetzt richtig begonnen. Die Vorspeise lag hinter ihr, und sie ließ sich Zeit bei ihrem Hauptgericht.
Sie musste es einfach genießen, denn es war köstlich.
Sie trank. Sie schluckte, sie hing wie eine Zecke am Hals des Mannes, für den das normale Leben bereits beendet war. Er stand längst auf der Schwelle zu einem besonderen Koma, aus dem er später erwachen würde, ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.
Es gab keine Hektik. Justine konnte sich Zeit lassen und einfach nur genießen. Dabei stöhnte sie leise vor sieh hin.
Es war alles in Ordnung. Es gab keine Störung, und sie konnte Walter bis auf den letzten Tropfen leer saugen.
Sie hielt ihn nicht mehr fest. Der blutleere Mensch sackte in sich zusammen. Er war tot, aber doch nicht tot. Er sah aus wie ein Mensch, aber er würde zu einer blutgierigen Bestie werden, wenn er wieder erwachte. Dann fing die Suche nach den Menschen an, die ihm die entsprechende Nahrung geben konnten.
Genau das wollte die Cavallo nicht. Sie hatte es Sinclair versprochen, es war so etwas wie ein Kompromiss, und das wiederum unterschied sie von den anderen Vampiren.
Sie selbst würde nicht behaupten, dass sie sich den Menschen angepasst hatte, aber sie hatte ihnen versprochen, keine neuen Blutsauger zu produzieren, und aus diesem einen Grund würde sie auch Walter vernichten müssen, was selbst in den Augen eines menschlichen Richters kein Mord war, denn Vampire sind keine Menschen.
Sie sind nicht mal als Lebewesen anzusehen.
Bisher hatte sich Jane Collins geweigert, ihr eine Waffe mit geweihten Silberkugeln zur Verfügung zu stellen. Es wäre auch
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