1431 - Shaos Feindin
konnte sowieso kaum denken und musste nur versuchen, meinen Überlebenswillen zu behalten und nicht aufzugeben.
Die Tür war hinter uns zugefallen. Ich hatte es nur schattenhaft mitbekommen. Zudem erkannte ich nicht mal, ob uns eine tiefe Dunkelheit umgab. Für mich war alles anders geworden. Es zählte einzig und allein die verdammte Schlinge um meinem Hals. Ob sie sich noch stärker zugezogen hatte, wusste ich nicht. Sie schnitt jedenfalls tief in die Haut ein und hinderte mich weiterhin daran, Luft zu holen.
Alles in mir schrie nach Sauerstoff. Doch es gab noch einen zweiten Gedanken, der ebenfalls stark war. Ich wollte überleben und nicht elendig auf dem Rummel verrecken.
Überleben! Immer wieder war dieses eine Wort in meinem Kopf zu hören, und dafür musste ich etwas tun.
Selten war meine Beretta so wichtig gewesen wie in diesen langen Momenten. Bevor meine Kraft vollständig erlahmte und ich noch meinen letzten Herzschlag hörte, musste ich die Waffe erreichen. Es war ein Vorteil für mich, dass es um uns herum dunkel war. So konnte dieser Killer nicht sehen, was ich tat.
Er zerrte mich nicht mehr weiter. Ich lag am Boden. Der Kerl stand schräg hinter mir. Zumindest bildete ich mir das ein. Meine Finger saugten sich förmlich am Griff der Waffe fest. So eilig ich es auch hatte, ich durfte keine falsche Bewegung machen, die mich hätte verraten können. Trotz des gewaltigen Drucks nahm ich mir Zeit.
Ich zog die Waffe.
Dabei ließ ich mich etwas zur Seite fallen. Ob aus einem Reflex heraus oder noch bewusst gelenkt, darauf konnte ich keine Antwort geben. Ich brauchte nur Platz, um über meine Schulter hinweg schießen zu können, und musste darauf achten, dass ich mich nicht selbst traf.
Den Arm heben.
Es klappte.
Nur nicht zu lange in der Haltung verharren.
Dann schoss ich!
Und ich drückte gleich zweimal ab!
Die Kugel traf. Das hoffte ich zumindest. Die folgenden Sekunden waren schrecklich für mich, denn der Luftmangel ließ nicht nach.
Mein Herz wurde zu einer mächtigen Pumpe. Alles in mir brannte.
Ich sah farbige Schatten vor meinen Augen und fand mich plötzlich auf dem Boden liegend wieder. Ich war zur Seite gefallen. In meinen Ohren rauschte es. Die lauten Schussgeräusche hatte ich kaum mitbekommen. Alles war so anders geworden, aber es hielt niemand mehr die Schlinge fest, das war mir inzwischen klar geworden.
Die Waffe ließ ich fallen. Es ging jetzt nur darum, dass ich die verdammte Schlinge von meinem Hals lösen konnte. Mit den Fingern zerrte ich an der Seide, die sich tief in meine Haut eingegraben hatte.
Ich spürte das Blut, und dann hatte ich wirklich Glück, dass es mir gelang, die Schlinge von meinem Hals reißen.
Ich konnte wieder atmen!
Von einem wunderbaren Gefühl wollte ich nicht sprechen. Es war einfach zu anstrengend. Ich lag seitlich auf dem Boden, umgeben von der dichten Dunkelheit. Ich schnappte nach dem Sauerstoff. Dabei dachte ich nicht mehr an den Killer und auch nicht an die beiden anderen Männer draußen, ich wollte einfach nur leben, und ich wollte, dass es mir schnell besser ging.
Meine Lunge schien die Luft kaum annehmen zu wollen. Es entstanden Geräusche, die schon an die eines Sterbenden erinnerten, der in den letzten Zügen liegt.
Ich konnte auch nicht still liegen bleiben und kämpfte weiter gegen diesen Wahnsinn, der meine Kehle umschlungen hielt, denn ich fühlte mich noch immer so, als wäre die Schlinge zugezogen.
Meine Augen tränten. Die Kehle saß zu. Trotzdem atmete ich, und allmählich drang die Gewissheit bei mir durch, dass ich nicht erstickt war. Ich lebte noch. Ich atmete. Ich saugte die Luft ein und stieß sie auch pfeifend wieder aus, und ich spürte unter meiner rechten Seite einen unangenehmen Druck.
Es war die Beretta, auf die ich gerollt war. Sie brauchte ich noch.
Ich wälzte mich auf den Rücken und nahm sie an mich. Als hätte mir die Waffe einen Stoß gegeben, so fand ich mein normales Denken zurück. Mir war klar, dass dieses Spiel noch längst nicht beendet war. Ich hatte eine Phase hinter mir, alles weitere würde sich ergeben, aber an erster Stelle stand, dass ich noch am Leben war.
Noch war ich zu schwach, um auf die Beine zu gelangen. So kroch ich weiter. Immer noch heftig atmend, bis mir plötzlich einfiel, dass ich nicht allein in dieser Umgebung war.
Da gab es noch jemanden. Und das war der verdammte Killer, der mich ins Jenseits hatte befördern wollen.
Ich erinnerte mich daran, dass ich zweimal geschossen
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