1431 - Shaos Feindin
hatte. Waren beide Kugeln Treffer gewesen?
Ich wusste es nicht. In der Dunkelheit war nichts zu sehen und nur etwas zu hören, was mich auch nicht weiterbrachte, denn es war mein eigenes Keuchen.
Um etwas herauszufinden, brauchte ich Licht. Die schmale Taschenlampe trug ich wie immer bei mir. Ich klaubte sie mit zittrigen Händen aus der Tasche hervor und hatte danach Mühe, sie festzuhalten. Es war ein Risiko, sie einzuschalten, aber ich wollte Gewissheit haben. Die Ellbogen nahm ich als Stütze, um mich in die Höhe zu drücken.
Es fiel mir nicht leicht, mich in der sitzenden Position zu halten, aber es klappte zumindest für den Augenblick, den ich benötigte, um einen ersten Rundblick zu bekommen.
Der Strahl stach ins Leere!
Das heißt, ich sah nicht das, was ich sehen wollte. Dafür erwischte er ein Ziel auf dem Boden, das einen gewissen Glanz abgab, und nach zweimaligem Hinschauen erkannte ich die blanken Schienen, über die sonst die Wagen rollten.
Noch immer kämpfte ich darum, einigermaßen normal atmen zu können. Meine Kehle brannte weiterhin, als hätte sich um meinen Hals ein Ring aus Feuer gebildet. Ich fühlte mich erschöpft und ausgelaugt, aber in mir war die Gewissheit, dass ich noch lebte, und nur das zählte.
Es gelang mir, die Hand mit der Lampe in einem Halbkreis zu bewegen. Den Gedanken an die beiden draußen lauernden Männer hatte ich ausgeschaltet. Jetzt ging es einzig und allein darum, meine Lage richtig zu erkennen.
Der Killer lag am Boden. Er war auf den Bauch gefallen und sah aus wie ein dunkles, abgestürztes Monster. Um seinen Kopf herum hatte sich eine schimmernde Lache auf dem Boden gebildet.
Blut…
Meine Kugeln musste ihn am Kopf erwischt haben. Der Mann bewegte sich nicht mehr. Er gab keinen Laut von sich. Ich hatte ihn tödlich getroffen.
Obwohl ich einen Menschen für immer ausgeschaltet hatte, verspürte ich eine gewisse Erleichterung. Es hatte nur die Alternative er oder ich gegeben, und da war ich eben besser gewesen als dieser verdammte lautlose Killer.
In Form oder fit war ich nicht. Aber ich wusste auch, dass der Kampf noch nicht beendet war. Die beiden anderen Männer draußen würden sich Gedanken darüber machen, wenn ihr Kumpan nicht zurückkam. Ich ging davon aus, dass sie selbst nachschauen würden.
Ich wartete ab und kroch dabei weiter in den Hintergrund. Neben mir liefen die Schienen entlang. Man hatte mich durch die Ausgangstür gezerrt, denn hier liefen die Schienen parallel und nicht in engen Kurven.
Bis zu einer bestimmten Stelle robbte ich. Dann hatte ich die Wand erreicht und brachte mich in eine sitzende Stellung, wobei ich meinen Rücken gegen das Hindernis drückte.
Ich brauchte die Zeit einfach, um mich zu erholen. Für einen Schluck Wasser hätte ich in diesem Moment viel gegeben. Meine Kehle brannte wie Feuer.
Langsam ging es mit mir bergauf. Das Würgegefühl war schwächer geworden, und auch das Zittern meiner Glieder war nicht mehr so stark wie noch vor wenigen Minuten. Die Luft hier unten war nicht die allerbeste. Dennoch saugte ich sie immer wieder tief ein, auch wenn jedes Atemholen in meiner Kehle ein Brennen hinterließ.
Das war mir in diesen Augenblicken egal.
Ich war nicht tot. Ich konnte und würde mich wehren, sollten sie einen zweiten Angriff starten.
Die Beretta hielt ich mit beiden Händen fest. Sie war in meinen Schoß gesunken. Ich schaute in Richtung des Ausgangs und wartete darauf, dass sich dort etwas tat.
Blut klebte auf meiner Haut, und ich fand es auch in meinem Gesicht. Ich ging davon aus, dass es nicht mein Blut war. Es konnte durchaus von dem Mann stammen, der mich hatte erwürgen wollen.
Warten oder gehen?
Es war für mich wirklich die große Frage. Eine zweite schloss sich daran an. War ich überhaupt in der Lage, einen normalen Schritt zu gehen? Oder würde ich gleich wieder vor Schwäche zusammenbrechen, wenn ich mich erhob?
Darauf ankommen lassen wollte ich es nicht. Und so überließ ich der anderen Seite die Initiative.
Dann gab es noch ein weiteres Problem. Was war mit Shao und Suko passiert? Über den Weg gelaufen waren sie mir nicht. Sie hatten die Festung also nicht verlassen. So musste ich davon ausgehen, dass man sie entführt hatte.
Die Zeit des Wartens begann. Sie war mir diesmal nicht unangenehm, obwohl ich sie sonst hasste. Jede Minute, die verging, brachte mir wieder neue Kräfte.
Still wurde es nicht. Dafür atmete ich noch zu heftig.
Ich wartete darauf, dass sich endlich die Tür
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