1432 - Die Fratze der Nonne
was er vorhatte.
Sein Verhalten fiel dem Blonden auf. »Was hast du, Sid?«
»Das ist scheiße.«
»Was?«
»Verdammt, ihre Augen. Siehst du das nicht?«
»Nein!«
»Dann komm näher!«
Der Blonde beugte sich vor. Einige Sekunden schaute er in das Gesicht, bevor er zurückzuckte.
»Mann, die Augen…«
»Genau, Arnie, genau«, flüsterte Sid. »Sie sind grün geworden. Richtig beschissen grün.«
»Und das waren sie vorher nicht?«
»Nein!«
Arnie schüttelte den Kopf. »Du hast dich geirrt. Du hast nur nicht richtig hingesehen.«
Sid überlegte. Sekunden verstrichen, bis er sich zu einer Antwort entschlossen hatte.
»Ja, das kann sein. Ich habe mich wohl geirrt. Kann ja mal vorkommen – oder?«
»Genau, Sid.« Arnie hatte die Antwort hervorgehechelt. »Fang endlich an, fang endlich an…«
Das ließ der Bärtige sich nicht zweimal sagen…
***
Seine Eltern waren von dem Plan nicht eben begeistert gewesen, aber Johnny Conolly hatte sich nicht davon abbringen lassen, allein auf Tour zu gehen. Nicht mit dem Zug – oder nur gewisse Strecken.
Den größten Teil des Weges legte er mit dem Bike zurück, um so Land und Leute besser kennen zu lernen.
Er hatte sich den Süden des Landes vorgenommen und sich quasi für zwei Wochen bei seinen Eltern abgemeldet. Übernachten wollte Johnny in Jugendherbergen oder kleinen Bed & Breakfast Hotels.
Ansonsten wollte er auf Tour sein und hielt sich dabei auf Wegen, die ausschließlich für Biker bestimmt waren.
Wenn diese Reise ihm nicht gefallen hätte, dann hätte er sie jederzeit abbrechen können, aber das war ihm kein einziges Mal in den Sinn gekommen. Außerdem spielte das Wetter mit, und so hatte er die Zeit wirklich genossen.
Allerdings war er von seinem Plan etwas abgewichen. Das hatte mit der Tramperin zu tun gehabt, die ihm unterwegs über den Weg gelaufen war. Eine junge Frau, Studentin wie er, die sich eine Auszeit von mehreren Monaten genommen hatte, um das Land vom Norden bis zum Süden zu durchtrampen.
Johnny und Kathy hatten einen Tag und eine Nacht miteinander verbracht. Letztere heimlich bei einem Bauern in der Scheune.
Am anderen Morgen wollte Kathy in Richtung Norden weiter. An einer großen Tankstelle hatte sie sich hingestellt.
Johnny war weitergefahren. An London dachte er noch nicht. Er wollte erst die Küste erreichen, bevor es wieder in Richtung Heimat ging. Sein Weg führte ihn nach Süden in ein hügeliges Land, das recht menschenleer war.
Es gab aber eine alte Burg, die man teilweise zu einer Jugendherberge umgebaut hatte. Dort wollte Johnny die Nacht verbringen und am nächsten Morgen versuchen, so nah wie möglich an die Küste heranzukommen.
Bisher hatte er die Zeit gut einschätzen können, aber in diesem Fall gelang ihm das nicht. Er hatte sich vorgestellt, die Herberge spätestens bei Einbruch der Dämmerung zu erreichen, und genau das war nicht mehr möglich.
Auf der Karte war die Strecke, die er fahren musste, nicht als so beschwerlich angegeben worden, wie sie es tatsächlich war. Es war Johnny nicht möglich, schnell zu fahren. Er musste dem Gelände Tribut zollen und verlor Zeit.
Es dämmerte, und als schließlich die Dunkelheit über das Land fiel, hatte Johnny sein Ziel immer noch nicht erreicht. Er fuhr durch ein recht einsames Gelände, das zwar keine hohen Berge aufwies wie im Norden des Landes oder in Schottland, aber die Hügel hatten es trotzdem in sich. Da er seinen Weg abseits der Verkehrsstraßen suchte, musste er verdammt viel strampeln, um seine Kilometer zu schaffen.
Der Blick in die Landschaft hatte ihn so lange entschädigt, wie es hell war. In der Dunkelheit verschwand alles unter dem großen grauen Tuch, und so kämpfte er sich weiter voran, in der Hoffnung, das Ziel noch vor Mitternacht zu erreichen. Vielleicht hatte die Herberge noch geöffnet, sodass er einen Platz zum Schlafen bekam.
Hinter ihm lag ein recht anstrengender Weg, der ihn auf eine bestimmte Höhe gebracht hatte. Ab hier ging es besser. Das Gelände lag flach vor ihm. Der Weg war nur teilweise asphaltiert. Hin und wieder wurde er zu einer Schotterpiste.
Er hätte sich gewünscht, schneller fahren zu können, aber Johnny beschwerte sich nicht. Er zog seine Tour durch und fuhr immer nur so schnell, wie es das Gelände zuließ.
Manchmal richtete er sich aus seiner geduckten Haltung auf, um einen Blick in die Umgebung zu werfen. Es gab nicht besonders viel zu sehen, dafür war es jetzt zu dunkel, aber wenn er nach rechts schaute,
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