1434 - Todeswünsche
beschützen können?«
»Ihr solltet es tun!«
»Aber auch wir sind keine Übermenschen, Oleg. Das sollten Sie einsehen. Wir sind von Scotland Yard. Wir haben es mit normalen Morden zu tun, aber nicht mit Vorgängen…«
Er schnellte hoch und schrie uns plötzlich an. Selbst in diesem engen Raum war ein Echo zu hören.
»Verdammt noch mal, was soll das? Ich habe diesen Typen nicht getötet. Das war Basil. Ist das klar?«
»Das sagen Sie!«
Oleg ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen und starrte Suko an.
»Dabei bleibe ich auch. Ihr könnt fragen, was ihr wollt, ich sage nichts, gar nichts. Es kann außerdem sein, dass ihr mir nur Angst einjagen wollt. Aber ich habe eine verdammt harte Schule hinter mir. Im Leben bin ich nicht mit Samthandschuhen angefasst worden. Das will ich euch sagen.«
»Wie Sie wollen«, sagte der Inspektor. »Dann überlassen wir Sie ab jetzt sich selbst.«
»Ist mir egal.«
Wir standen beide auf, und wir ärgerten uns. Der Name Amalfi war nicht gefallen. Trotzdem behielt ich ihn in meinem Gedächtnis.
Irgendwas musste einfach geschehen, nicht nur von unserer, sondern auch von der anderen Seite her. Es war auch vorstellbar, dass sich Rita Franklin bereits um diesen Don Amalfi kümmerte.
Wir gingen zur Tür. Suko zuerst, ich hinter ihm. Dabei warf ich einen Blick zurück.
Oleg hockte an seinem Tisch. Den Blick hatte er nach unten gerichtet. Über seine Lippen drang kein einziges Wort. Er war voll und ganz mit seinen Gedanken beschäftigt, und ich bekam mit, dass seine Lippen leicht zuckten und er dabei auch den Kopf schüttelte.
Etwas stimmte hier nicht. Suko hatte die Tür aufgezogen, als Oleg seinen Oberkörper anhob. Das geschah ruckartig. Für mich war es eine unnatürliche Bewegung, die mich sofort misstrauisch werden ließ.
Deshalb verließ ich den Verhörraum noch nicht. Ich blieb stehen und stellte eine Frage.
»Was haben Sie?«
Oleg stand auf. In seinem Blick lag eine gewisse Unsicherheit. Er bewegte unruhig die Hände.
Auch Suko war sein seltsames Verhalten aufgefallen. Er blieb ebenfalls stehen und schaute zurück.
»Was ist los, Oleg?«, fragte ich.
Er zog den Kopf ein und drehte ihn dann in die verschiedenen Richtungen. Sein Gesicht war nicht eben sonnenbraun. Man konnte es schon als blass bezeichnen, und jetzt war es noch blasser geworden.
»Sie ist hier!«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, ich spüre sie. Die verdammte Frau ist in meiner Nähe!« Er atmete jetzt stoßweise.
Wieder suchte er einen Gegner, den es sichtbar nicht gab, der aber für ihn existent und fühlbar war.
Suko ging an mir vorbei zurück in den Verhörraum. Es war uns klar, dass Oleg uns nichts vorspielte und wir ihn jetzt nicht mehr allein lassen durften. Gegen diese Macht aus dem Dunkel einer anderen Dimension hatte er nicht den Hauch einer Chance.
»Können Sie die Gefahr lokalisieren?«, fragte Suko.
»Nein, nein«, erwiderte er hastig. »Aber ich spüre sie. Sie drängt sich näher heran.« Er schloss für einen Moment die Augen, um uns seine Angst nicht zu zeigen.
»Hören Sie etwas?«, fragte ich.
Oleg schüttelte den Kopf.
Die Bewegung war noch nicht richtig abgeschlossen, als sich etwas änderte. Denn nicht nur er hörte etwas, auch wir vernahmen die neutrale Flüsterstimme.
»Ich bin da, mein Freund! Du siehst, ich habe dich nicht vergessen…«
***
War sie das?
Das musste sie einfach sein, obwohl die Stimme neutral geklungen hatte.
Suko und ich verständigten uns. Dazu reichte ein Blick. Wir stellten uns so hin, dass wir Oleg zwischen uns hatten, denn jetzt waren wir gezwungen, ihn zu beschützen.
Er konnte nichts tun. Wie festgeleimt saß er weiterhin auf seinem Stuhl. Aber er bewegte sich. Mal drehte er den Kopf zu Suko hin, dann zu mir, und seine Furcht wurde immer größer.
»Verdammt noch mal, schafft mich hier weg! Das müsst ihr tun! Dazu seid ihr verpflichtet!« Die letzten Worte bestanden nur noch aus einem wilden Keuchen.
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, was ihn erstarren ließ.
»Was würde das bringen, Oleg? Eine wie Rita Franklin würde Sie überall finden. Egal, welches Versteck Sie sich wählen und an welchem Ort der Welt es auch liegt.«
»Das kann ich nicht akzeptieren. Das ist unmenschlich, verdammt noch mal!«
»Das aus Ihrem Mund zu hören ist schon mehr als seltsam«, erklärte ich. »Sie haben sich das alles selbst zuzuschreiben.«
Das wusste er. Oleg widersprach mir nicht. Aber er wurde immer ängstlicher. Wäre er nicht
Weitere Kostenlose Bücher