1434 - Todeswünsche
lügen?«
Sie ließ sich auf ihren Bürostuhl sinken. »Das ist ja beinahe wie bei mir, wenn ich meine speziellen Reisen antrete. Und du bist sicher, dass nicht Saladin dahinter steckt und er sich wieder eine neue Teufelei ausgedacht hat?«
»Das bin ich.«
»Also doch der Spuk?«
Ich hob die Schultern. Dabei schenkte ich mir Kaffee ein. »Mittlerweile gehe ich davon aus.«
»Und das alles, weil in der Nacht die Meteoriten erschienen sind, wie wir selbst gesehen haben.«
»So kann man es nennen.«
Sie blies den Atem aus und schaute zu, wie ich meinen Kaffee trank, der wieder mal wunderbar war.
»Ja, ich habe nachgeforscht«, sagte sie dann. »Du hast mich ja in eine bestimmte Richtung gedrängt, und ich denke, dass ich uns weiterbringen kann.«
»Sehr gut.«
»Morrisson war ein Gangster, das mal vorweg gesagt. Nicht so mächtig wie damals Logan Costello, aber immerhin hat er sich auf gewissen Gebieten nach oben gearbeitet. Aber er hatte nicht nur Freunde. Es gibt oder gab Konkurrenten, und sein größter Feind ist Don Amalfi. Ich gehe mal davon aus, dass er die beiden Killer bestellt hat. Er will reinen Tisch machen und Morrissons Imperium übernehmen.«
»Deshalb schickte er seine Killer.«
»Ja, er will es gar nicht zu einem Gärprozess in der Unterwelt kommen lassen. Er hat klipp und klar seine Grenzen abgesteckt. Es ist zu keinem Kampf mit Morrissons Leuten gekommen. Ich gehe deshalb davon aus, dass Amalfi sie auf seine Seite ziehen will oder schon gezogen hat, denn es ist sehr ruhig geblieben.«
Der Name Don Amalfi sagte mir eigentlich nichts. Ich wollte wissen, wie er sich getarnt hatte, und da sah ich zunächst mal eine lächelnde Glenda Perkins.
»Das hat er geschickt gemacht. Er besitzt zwei Möbelhäuser für italienisches Design. Davon lebt er offiziell. Zudem betreibt er eine Schreinerei…«
»Auch einen Sargladen?«, fragte ich.
»Das weiß ich nicht. Aber möglich ist alles.«
Ich stellte meine leere Tasse ab und lobte Glenda. »Sehr gute Arbeit. Wie immer.«
»Klar, John, und wie geht es jetzt weiter?«
»Keine Ahnung. Oder fast keine. Ich muss mich an Oleg halten, und zugleich müssen wir den Killer beschützen. Zwar sträubt sich in meinem Innern alles dagegen, aber ich kann es nicht ändern. Wir müssen die Dinge auf uns zukommen lassen, um im richtigen Moment zuschlagen zu können.«
»Gegen wen? Gegen diese junge Frau?«
»Leider sehe ich keine andere Möglichkeit. Ihr Weg mag für sie selbstverständlich sein, aber können wir denn eine Selbstjustiz zulassen? Wenn es so weit kommt, kann ich meinen Job an den Nagel hängen. Ich denke, dass Rita Franklin sich nicht aufhalten lassen wird. Nicht bei Oleg und auch nicht bei Amalfi.«
Glenda legte ihre glatte Stirn in Falten. »Amalfi, sagst du. Willst du ihn warnen?«
»Nein, ich glaube nicht. Aber ich bin mir nicht sicher. Ich will auch keine schlafenden Hunde wecken. Zunächst geht es einzig und allein um diesen Oleg.«
»Wo steckt er?«
»In Sukos Obhut.«
»Reicht das?«
»Das werden wir sehen. Er will ihn verhören und ihm noch mal klar machen, dass es sinnlos ist, wenn er den Mund hält. Noch haben wir keinen Beweis, dass dieser Amalfi die Killer losgeschickt hat. Wenn Oleg redet, sieht das anders aus.«
»Immer vorausgesetzt, er kennt ihn. Der Mann kann auch ein Auftragskiller sein. Er muss nicht unbedingt aus dem Umkreis des Gangsterbosses sein. Heute gibt es ja für alle Probleme Leute, die sich diesen Dingen annehmen.«
Ich lächelte ihr zu. »Sehr treffend ausgedrückt, Glenda.«
»Danke.« Für mich wurde es Zeit, das Büro zu verlassen. Ich war gespannt, ob Suko den Killer Oleg schon weich gekocht hatte…
***
Der Raum war ein Quadrat. Vier kahle Wände, ein Tisch, drei Stühle, eine Kamera, die alles überwachte, und ein Aufnahmegerät, das bei den Vernehmungen eingeschaltet werden konnte.
Suko und Oleg saßen sich gegenüber. Die Hände des Killers waren noch immer gefesselt. Diesmal jedoch vor dem Körper, damit er seinen Pappbecher halten konnte, in dem sich Mineralwasser befand.
Das Material knackte zwischen seinen Händen. Er hatte den Becher bereits geleert, aber nur wenig gesagt. Sein Gesicht war noch weiter angeschwollen. Dort, wo ihn Sukos Tritt erwischt hatte, war die Haut dabei, sich zu verfärben. Sie schimmerte in den Farben Grau und Grün.
Als ich die Tür öffnete, hörte ich Suko sagen: »Denken Sie daran, dass nur wir Sie beschützen können. Nur wenn Sie sich offen uns gegenüber
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