1436 - Der Höllensohn
Gespräch mit Konstantin war vorbei. Er hatte von Engeln gesprochen, und einen Engel hätte ich jetzt gern an meiner Seite gehabt. Aber damit war nicht zu rechnen.
Obwohl der Platz neben mir frei war, wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich unter Beobachtung stand. Alle um mich herum schienen mir anzusehen, was für eine Nachricht ich bekommen hatte.
Doch das bildete ich mir nur ein. Als ich mir die Gesichter der in der Nähe sitzenden Passagiere anschaute, war nichts davon zu erkennen. Alle zeigten eine gewisse Gleichgültigkeit.
Ich schaute den Gang entlang nach vorn. Dort fingen die Flugbegleiterinnen damit an, das Essen zu verteilen. Es lief also alles seinen normalen Gang, und ich hätte beruhigt sein können. Ich war es natürlich nicht. Zudem dachte ich darüber nach, wie ich der anderen Seite die Möglichkeit geben konnte, sich mit mir in Verbindung zu setzen, ohne dass es die anderen Passagiere bemerkten.
Deshalb stand ich auf und ging zur Toilette, die momentan nicht besetzt war.
Niemand achtete auf mich. Dafür sah ich mir unauffällig die Gesichter der Mitreisenden an, aber niemand erregte bei mir einen Verdacht. Die Menschen waren normal wie immer. Deshalb musste ich Acht geben, nicht in Hysterie zu verfallen.
Trotzdem war ich froh, als ich endlich allein in der engen Toilette war. Ich atmete erst mal tief durch und wischte mir mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
Dass ich diese Warnung erhalten hatte, war nicht unbedingt das Problem. Mir ging es um etwas anderes. Ich befand mich zwar auf der Erde, aber ich hielt mich über ihr in einem Flugzeug auf. Das war in diesem Fall schlimmer als ein Gefängnis, denn hier konnte ich nicht einfach die Tür öffnen und fliehen. Deshalb besaß die andere Seite alle Chancen. Sie konnte mich manipulieren, sie konnte machen, was sie wollte, ohne Rücksicht auf die anderen Passagiere zu nehmen. Dass sie dazu in der Lage war, das hatte ich am Flugplatz erlebt. Sie hatte aus einer harmlosen Frau eine Amokläuferin gemacht. Es war die Stimme des Schamanen gewesen, die aus ihr zu mir gesprochen hatte.
Hätte ich erst mal auf den Rückflug verzichten sollen?
Möglicherweise, aber ich war auch der Typ, der einer Gefahr ins Auge sah. Gekniffen hatte ich noch nie. Nur befand ich mich jetzt in einer Lage, die nicht nur für mich gefährlich war, sondern auch für die anderen Passagiere.
Ich war leider zu einem Manipulationsobjekt geworden. Davon biss keine Maus den Faden ab. Der Geist des Schamanen war mir leider über, und genau das wurmte mich.
Er meldete sich nicht. Schade, ich hätte hier gern ein Zwiegespräch mit ihm geführt. So aber konnte ich nur die Schultern anheben und musste abwarten.
Ich spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht, wusch auch meine Hände und hoffte, dass dieser Schamane nur mit mir etwas abzumachen hatte und die anderen Menschen in Ruhe ließ.
Ich trat wieder den Rückweg an. Noch wurde an meinem Platz nicht bedient. Das änderte sich Sekunden später, da erhielt ich mein Essen. Als Getränk nahm ich Mineralwasser.
Ich wollte mich so normal wie möglich benehmen. Niemand sollte mir anmerken, wie es in mir aussah, und ich hoffte, dass mir dieses Schauspiel auch gelang.
Es lag eine kalte Mahlzeit auf dem Teller. Roastbeef, dazu eine helle Soße und Brot. Eine Gurke hatte man auch noch in eine Tellervertiefung gelegt. Als ich das Besteck in die Hände nahm, hörte ich rechts von mir die Stimme des Popen.
»Ich wünsche Ihnen einen Guten Appetit, John.«
Beinahe hätte ich mich erschreckt. Dann zwang ich mich zu einem Lächeln und wünschte Konstantin das Gleiche.
Wir aßen. Nur war bei mir so gut wie kein Appetit vorhanden.
Das Essen war für mich mehr eine Beschäftigung. Das dünne Fleisch hätte auch versalzen sein können, ich glaube, ich hätte es nicht mal bemerkt, so sehr war ich gedanklich woanders.
Hin und wieder schaute ich hoch. Die anderen Passagiere beschäftigten sich mit ihrer Mahlzeit. Es war nichts Ungewöhnliches zu bemerken. Wenn ich mir vorstellte, dass plötzlich jemand von seinem Sitz aus in die Höhe sprang und durchdrehte, dann erfasste mich ein leichter Schauer und ich bekam eine trockene Kehle.
Es lagen vier dünne Scheiben Fleisch auf dem Teller. Zwei davon aß ich nur. Ein kleines Stück Brot ebenfalls. Ich trank von meinem Mineralwasser und ärgerte mich über den Druck, den ich im Magen verspürte. Er wollte einfach nicht verschwinden.
Dabei verlief der Flug glatt und ohne Probleme. Ein
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