1436 - Die Bionten von Kyon
entstehenden Wirren entkam Daarshol, der gefangene Cantaro. Am Ende ließ sich zumindest eine Transformkanone in Betrieb nehmen, und dieser Tatsache verdankten sie nun ihr Leben.
Die Ewigkeitsschiffe ergriffen die Flucht, während sie selbst steuerlos zwischen Chronopuls-Wall und Viren-Wall trieben. Offenbar waren sie der eigentlichen Gefahr des zweiten Walles begegnet. Lahmgelegte Schiffe ließen sich mühelos abschießen. Die Angreifer mußten nur über ein Gerät verfügen, das wiederum die Computerviren neutralisierte. Also gab es auch dagegen einen wirksamen Schutz.
Aber all diese Erkenntnisse brachten keinen Aufschluß über die eigentliche Frage: Wer war es, der die Milchstraße vom restlichen Kosmos abgeschlossen hatte? Was hatte es mit dem Teufel auf sich, der angeblich in Terras Hallen wohnte? Existierte überhaupt ein Gegner?
Doch Rhodan mußte nur an die zahllosen Raumfahrer denken, die den Wällen zum Opfer gefallen waren. Oder an Geoffry Waringer, seines Zellaktivators beraubt und gestorben. Dann war er sicher, daß es einen Gegner gab. Wer mit solcher Verachtung intelligenten Lebens einen Wall errichtete, mußte in die Schranken gewiesen werden.
Hohe Ziele, überlegte er selbstkritisch; im Augenblick konnten sie froh sein, überlebt zu haben.
Rhodan nahm sich zusammen.
Es half nichts, stundenlang auf die Bildschirme zu starren. „Wie lange noch?" erkundigte er sich. „Nicht mehr lange, Perry", gab Ian Longwyn, der Kommandant und Erste Pilot, ruhig zurück. „Ich habe eben mit Notkus Kantor gesprochen. Wenn alles gutgeht, sind wir in drei Stunden wieder beschränkt manövrierfähig. Die Reprogrammierung der Syntrons macht gute Fortschritte."
„Dann wird es Zeit für eine Entscheidung. Endlich haben wir etwas Handlungsspielraum. Am besten, wir setzen uns zu einer kleinen Besprechung zusammen."
„Wer nimmt teil?" Ian Longwyn wartete mit fragend gewölbten Augenbrauen ab.
Seine Ruhe wirkte jeder Hektik entgegen. „Du selbst, Ian; du kannst dich von Lalla in der Zentrale vertreten lassen.
Außerdem natürlich ich und Bully. Als letzten holen wir Sato Ambush dazu. Er dürfte nach seiner Verletzung wieder fit genug sein. Notkus Kantor und Enza Mansoor sollen eine Stunde lang ohne ihn weitermachen."
*
„Es geht dir hoffentlich besser, als du aussiehst, Sato."
Rhodan sah den kleinen Mann mit dem großen Schädel besorgt an. Wie fast immer trug der andere ein kimonoartiges Kleidungsstück, das Rho„; dan an die japanische Kultur vor den
*
; Raumfahrtzeitalter erinnerte. Tatsächlich wurzelten Sato Ambushs Erfolge zu einem gut Teil in alten japanischen und chinesischen Philosophien. So zumindest hatte es der kleine Mann einmal ausgedrückt - doch Rhodan verstand nicht, was Philosophie mit der abstrakten Wissenschaft Pararealistik zu tun hatte, als deren Begründer Ambush galt.
Niemand verstand es. Jedenfalls, niemand außer dem kleinen Mann selbst...
Aber Rhodan wußte genau, welchen Wert Sato Ambush für sie darstellte. Wenn herkömmliche Wissenschaft längst schon in einer Sackgasse steckte, konnte der Pararealist vielleicht noch helfen.
Ambush lächelte ihn, Bull und Ian Longwyn zurückhaltend an. „Ihr müßt euch keine Sorgen machen", sagte er. „Meine Verletzungen von der Explosion des Pulswandlers sind ausgeheilt. Ihr seht mir nur die Strapazen an. Es ist nicht leicht, in kurzer Zeit ein Schiff wie die CIMARRON neu zu programmieren."
„Das wissen wir", entgegnete Ian Longwyn. „Ich habe vor fünf Minuten mit einer Frau von der BLUEJAY gesprochen.
Drüben stehen sie noch ganz am Anfang."
Sie waren in einem kleinen Konferenzraum nahe der Zentrale zusammengekommen. Zwanzig der vierundzwanzig Sitzgelegenheiten standen leer, ein paar Monitore zeigten stets unveränderte Ortungsbilder. Neben der CIMARRON schwebte in immer gleichem Abstand das Schiff der Freihändler von Phönix. Sobald Notkus Kantor und Enza Mansoor die Programmierungsarbeiten abgeschlossen hatten, würde der Verbund der acht Syntroniken auch die Computer an Bord der BLUEJAY neu füllen. „Noch zweieinhalb Stunden", eröffnete Rhodan die eigentliche Konferenz. „Dann sind wir wieder beschränkt manövrierfähig. Die Frage ist, wie wir unsere relative Freiheit nutzen. Wir können weder rückwärts, solange wir keinen neuen Pulswandler haben, noch vorwärts. Irgendwo in Richtung Milchstraße würden die Computerviren wieder zuschlagen. Sehe ich das richtig?
Oder können die Wissenschaftler
Weitere Kostenlose Bücher