1436 - Die Bionten von Kyon
wiederhergestellten Programmen ein Risiko eingehen.
Rhodan suchte seine Kabine auf. Wieder einmal dachte er über die Natur der Wälle und die neuen Beherrscher der Milchstraße nach, die sie noch nicht kannten. Es war müßig, das wußte er - seine Gedanken drehten sich im Kreis.
Und trotzdem bestand die Möglichkeit, daß er etwas übersehen hatte. Er fand nur den Anhaltspunkt nicht.
Nach Ablauf der fünf Stunden rief Ian Longwyn ihn in die Zentrale zurück.
Beide Schiffe waren planmäßig aus gemächlichem Metagrav-Flug in den Normalraum zurückgefallen. „Ist es das?" fragte er, als er im Sessel neben Bull, Longwyn und Lalande Mishkom Platz genommen hatte. „Natürlich", antwortete die Zweite Pilotin. „Eine kleine, hellrote Sonne, 31 600 Lichtjahre vom Milchstraßenzentrum entfernt. Spektralklasse Ml, ziemlich niedrige Oberflächentemperatur. Aber die Hauptsache ist, daß es tatsächlich drei Planeten gibt. Nummer drei scheint mir ziemlich terraähnlich; wir haben unverschämtes Glück gehabt Die beiden anderen sind viel zu heiß."
„Unsere Schiffe fliegen den dritten Planeten an", entschied Reginald Bull. „Die Orter laufen auf Hochtouren, wir müssen jederzeit gefechtsbereit sein."
Vorsichtig näherten sich die beiden Schiffe Nummer drei. Eine viertel Lichtsekunde davor stoppten sie ab und stellten weitere Beobachtungen an. Das Jahr dort unten dauerte 330 Tage, wobei sich der Planet in etwas mehr als achtzehn Stunden einmal um die eigene Achse drehte. Wirklich sehr erdähnlich, überlegte Rhodan. Die Atmosphäre würde gut atembar sein, die durchschnittliche Temperatur etwas niedrig, aber erträglich. „Wir sollten landen", empfahl Reginald Bull. „Wenn es da unten Gefahr gibt, finden wir sie von hier aus bestimmt nicht.
Sonst hätten unsere Orter längst Alarm geschlagen."
Ian Longwyn ließ die beiden Schiffe wortlos Fahrt aufnehmen. Auf den Bildschirmen erschienen erste Standfotos des Planeten. Etwa sechzig Prozent der Oberfläche entfielen auf Meere, der Rest war festes Land. Rhodan fühlte sich immer mehr an die Erde erinnert, wenn er auch sah, daß Nummer drei nicht die geringsten Spuren von Zivilisation aufwies. Kein Nachteil, dachte er. „Seht mal den Kontinent da unten!" rief Lalande Mishkom. „Er sieht aus wie ein terranischer Hund. Warum nennen wir den Planeten nicht Kyon? Das ist ein Wort aus einer altterranischen Sprache, müßt ihr wissen."
„Mit viel Phantasie könnte es ein Hund sein", meinte Ian Longwyn zweifelnd. „Aber wie du willst, Lalande: Von nun an heißt der Planet Kyon. Einwände?" Dabei warf er Bull und Rhodan einen fragenden Blick zu. Beide schüttelten den Kopf. Auf einem Monitor sah Rhodan nach wie vor das Bild der roten Zwergsonne. Er empfand ihre Farbe als hell und freundlich; die Sonne spendete hier, abseits der großen Sternballungen, immerhin drei Planeten Wärme und Licht. „Der Sonne möchte ich einen Namen geben", bat er. Mit etwas Wehmut dachte er zurück an die Zeiten, als sie selbst von einem solchen Planeten ins All aufgebrochen waren. Damals war ihr Ziel nur der Erdmond gewesen, aber sie hatten einen ganzen Kosmos gefunden. Er wußte noch sehr gut, daß sie dieses Schicksal dem notgelandeten Arkonidenkreuzer verdankten - und einer Frau ... Wie oft hatte er ihr Gesicht mit dem stolzen, scheinbar hochnäsigen Mienenspiel bewundert, den weißen Haarschopf, den aufrechten Gang. „Thora", sagte er. „Die Sonne soll Thora heißen."
Niemand stellte die Wahl in Frage. Am 25. Februar 1144 NGZ landeten sie auf Kyon
4.
Verbannung Zoporra wußte nicht, wie lange er in der Zelle eingesperrt war. Denn um eine Zelle handelte es sich: An der Decke hing eine Lichtquelle, die nie erlosch, und ein Fenster gab es nicht. Er vermißte seine Pritsche. In diesem Raum stand nichts, worauf er hätte liegen können. Der Boden war hart. Zoporra brauchte Stunden, bis er das erstemal eingeschlafen war.
Zumindest um Wasser und Nahrung mußte er sich keine Sorgen machen, weil aus der Wand zwei Trinkzapfen ragten.
Hunger und Durst hätte er nicht ertragen.
Erst jetzt wurde ihm bewußt, was er getan hatte. Er hatte sich den Herren dieser Anlage widersetzt, hatte versucht, ihre Geheimnisse zu ergründen. Welche Strafe konnte es dafür geben? Zoporra wußte es nicht, aber er befürchtete das Schlimmste.
Irgendwann hörte er ein Geräusch hinter der Tür.
War es soweit? Er schwankte zwischen Hoffen und Bangen; einerseits zitterten ihm die Hände vor Angst, auf der
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