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1437 - Der weibliche Tod

1437 - Der weibliche Tod

Titel: 1437 - Der weibliche Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr die Nacht gefallen hatte, sah man ihr an, und auch ich konnte meine Zufriedenheit nicht verbergen.
    Hinzu kam noch etwas. Am Himmel stand eine wunderbare Oktobersonne, die alles verzauberte. Sie lockte förmlich ins Freie. Das perfekte Wetter für einen herbstlichen Spaziergang. Doch wir hockten im Büro und sprachen über Konstantin.
    »Mir ist immer noch nicht klar, warum er so scharf hinter dieser Rusalka her ist.« Glenda hob die Tasse an und trank einen kleinen Schluck. Das gab uns Zeit zum Nachdenken.
    »Sag du was, John«, meinte Suko. »Shao und ich sind schließlich früher gegangen.«
    »Er hat eine Rechnung mit ihr offen.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Und was sagst du, Glenda?«
    Sie hatte ihre Kaffeetasse wieder abgestellt und warf Suko einen schrägen Blick zu. »Ich stimme John…«
    Das Telefon meldete sich. Glenda hielt den Mund, ich hob ab, und über Lautsprecher hörten Glenda und Suko mit, was da jemand zu melden hatte. Es war ein Kollege aus der Verwaltung. Er stellte sich als Kenneth Bulmer vor und bat uns darum, seine Nichte Dora Young zu empfangen.
    »Und weshalb?«
    »Sie hat da ein Problem, Mr Sinclair. Nicht, was Sie vielleicht meinen. Ich denke, dass es in Ihr Gebiet fällt.«
    »Dann kennen Sie es?«
    »Ja.«
    »Und um was handelt es sich?«
    Ich hörte ein scharfes Atmen. Er überlegte, räusperte sich noch und schlug vor, dass uns seine Nichte alles selbst am besten erzählte.
    »Im Prinzip schon«, stimmte ich zu. »Nur…«
    »Sie befindet sich bereits in meinem Büro, Mr Sinclair. Bis zu Ihnen ist es nur ein Katzensprung.«
    »Wenn das so ist.«
    Ich hörte sein erleichtertes Aufatmen. »Danke, dass Sie Dora empfangen wollen. Es lag mir wirklich am Herzen, glauben Sie mir.«
    »Ach ja, glauben. Sind Sie denn davon überzeugt, dass Ihre Nichte wirklich etwas erlebt hat, das uns angeht?«
    »Ja. Ich glaube ihr. Zudem hat sie in ihrem Freund einen Zeugen.«
    »Ist der auch bei Ihnen?«
    »Nein, aber ich denke, dass meine Nichte ausreichen wird. Sie können dann entscheiden.«
    »Gut, das mache ich.«
    Kenneth Bulmer bedankte sich noch mal, dann legte er auf.
    Suko, Glenda und ich schauten uns an. Jeder sah aus, als wollte er etwas sagen, aber wir schwiegen. Glenda schüttelte dann den Kopf und meinte: »Hoffentlich will sich da niemand profilieren.«
    »Wir werden es sehen.«
    Glenda erhob sich und ging zurück in ihr Vorzimmer. Ich trank meinen Kaffee und hörte mir Sukos Frage an.
    »Glaubst du, dass etwas dahinter steckt?«
    »Kann sein.«
    »Kennst du den Kollegen Bulmer?«
    »Nein. Es reicht ja, dass er uns kennt. Und ich glaube nicht, dass er uns ein falsches Ei ins Nest legen will. Was seine Nichte da erlebt hat, muss ihn schon beeindruckt haben.«
    »Also okay, warten wir es ab.«
    Lange mussten wir nicht warten. Aus dem Vorzimmer hörten wir zwei fremde Stimmen. Kenneth Bulmer hatte seine Nichte begleitet.
    Glenda brachte die beiden zu uns.
    Bulmer war ein kleiner Mensch. Er trug einen Pullover und eine dunkle Hose. Er schwitzte, war wohl aufgeregt. Sein Kopf wurde nur von dünnen Haaren bedeckt, und das Gestell seiner Brille empfand ich als zu dick und auch zu dunkel.
    Seine Nichte, die ja um einiges jünger war, überragte ihn. Der Kollege schaute sich etwas scheu um und sprach noch mal davon, dass er uns nicht stören wollte.
    »Dora wird Ihnen alles sagen.« Er lächelte etwas gequält und ging schon rückwärts. »Du kannst dann wieder bei mir vorbeikommen, Dora.«
    Sie nickte nur.
    Dora Young fühlte sich nicht wohl, das sahen wir ihr an. Glenda stellte sich vor, reichte ihr die Hand, und dann sagten Suko und ich auch unsere Namen.
    »Und jetzt können Sie sich setzen«, erklärte Glenda. »Ich bringe Ihnen dann einen Kaffee.«
    »Gern, danke.«
    Sie nahm Platz. Ich schätzte sie auf knapp über zwanzig. Sie trug das Haar offen, hatte es aber über der Stirn kurz geschnitten, sodass einige Fransen bis in die Stirn fielen. Das Gesicht hatte einen etwas kindlichen Ausdruck, und sie war ganz schön mollig. Die rote Lederjacke war kurz. Am Bauch lag ein Streifen Haut frei, weil der Pullover nicht weit genug reichte. Das Gesicht mit der Stupsnase ließ sie jünger erscheinen als sie war.
    Nachdem Glenda ihr den Kaffee gebracht hatte, rechneten wir eigentlich damit, dass sie mit ihrer Erzählung anfangen würde, was sie jedoch nicht tat. Sie trank die braune Brühe, und wir sahen, dass sich ihr Gesicht rötete.
    Ich baute ihr eine Brücke, damit sie ihre Schüchternheit

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