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1437 - Der weibliche Tod

1437 - Der weibliche Tod

Titel: 1437 - Der weibliche Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fragte ich.
    »Die Haut war so dünn. Das glaube ich, gesehen zu haben. Als hätte man einem Totenkopf etwas übergestreift. Es war echt schlimm, so was sehen zu müssen.«
    »Gab es sonst noch etwas, das Sie gestört hat?«
    »Nein.«
    »Was war mit dem Mund?«
    Sie schaute mich starr an und schüttelte den Kopf. »Haben Sie wirklich Mund gesagt?«
    »Das habe ich.«
    »Was soll denn damit gewesen sein?«
    »Ist Ihnen da etwas aufgefallen?«
    »Nein. Abgesehen davon, dass er anders aussah. Viel breiter, sage ich Ihnen. Ich habe auch keine Lippen gesehen.«
    »Zähne denn?«
    Sie deutete ein Kopfschütteln an.
    »Also nicht?«
    »Ich habe keine gesehen.«
    »Stand der Mund denn offen? Können Sie sich daran erinnern? Ich weiß, dass es nicht einfach ist, sich an Einzelheiten zu erinnern, wenn man unter einer starken Angst leidet, aber ich frage Sie nicht ohne Grund, Dora.«
    Sie schwieg, schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Ich kann mich an Zähne nicht erinnern. Aber warum ist das so wichtig?«, fügte sie noch hinzu.
    »Ich hatte nur eine bestimmte Idee.« Dass ich dabei an Vampire gedacht hatte, behielt ich für mich, denn ich wollte die junge Frau nicht noch mehr ängstigen.
    Sie atmete schwer und trank ihre Tasse leer. Als das passiert war, stand ich auf.
    »Wollen Sie jetzt fahren?«
    »Ja, Dora.«
    »Kommen Sie«, sagte Suko, »ich kümmere mich um Sie.«
    Die beiden verließen vor mir das Büro. Als ich an Glenda vorbeigehen wollte, hielt sie mich auf.
    »Moment, John.«
    Ich wartete, und Glenda trat dicht an mich heran und fragte leise:
    »Ich habe alles gehört, John. Was hältst du denn von ihren Aussagen?«
    »Sagen wir so: Auf mich machte sie einen glaubwürdigen Eindruck. Gerade wegen ihrer Ängstlichkeit.«
    Glenda nagte auf ihren Lippen. Am Ausdruck ihrer Augen stellte ich fest, dass sie dabei gedanklich weit weg war. »Ja, so kann man es sehen, John, ich denke auch nicht, dass man sie geschickt hat, um uns ein Kuckucksei ins Nest zu legen.«
    »Genau.«
    »Noch etwas. Willst du dich nicht mit Konstantin in Verbindung setzen? Er sucht schließlich einen Todesengel, und es könnte sein, dass er inzwischen mehr über ihn weiß.«
    »Gut nachgedacht, Glenda. Bis später dann…«
    ***
    Der Friedhof lag im Südosten von London. Es war keiner der bekannten. Man konnte ihn als den Totenacker für einen Vorort ansehen, und ich ging davon aus, dass die Menschen, die auf dem Gelände begraben lagen, in der Nähe gewohnt hatten.
    Es war zugleich so etwas wie eine Oase in einer verkehrsreichen Gegend. Wohnhäuser überragten ihn an der Ostseite. Er war von einer hohen Mauer umgeben. Davor befand sich ein freier Platz, auf dem wir parken konnten.
    Auf dem Boden lag nur wenig Laub. Da es recht windstill war, wurde es auch nicht durch die Gegend geweht. Nur vor der Mauer lag es etwas dichter.
    In Dora Youngs Gesicht rührte sich nichts, als sie aus dem Rover stieg. Ihre Haut war blass, und das Lächeln, das sie mir schenkte, wirkte verkrampft.
    Suko blieb bei ihr. Ich hörte, wie er mit ihr sprach und ihr klar machte, dass sie nicht unbedingt in unserer Nähe bleiben musste, wenn wir das Ziel erreicht hatten.
    »Wo soll ich denn hin?«
    »Sie können wieder zum Wagen gehen.«
    »Mal sehen.«
    Wir fanden ein offenes Tor vor, durch das wir gingen.
    Wer das Areal bei diesem Wetter betrat, der konnte den Eindruck haben, in einen herbstlich eingefärbten Park zu gehen. Laubbäume ragten in den Himmel. Eicheln und Kastanien fanden sich auf dem Boden, aber wer dann weiter nach vorn schaute, der wurde mit der Vergänglichkeit konfrontiert, wenn er die Gräber mit den Steinen, Kreuzen und auch Figuren sah, die sich dem Betrachter präsentierten. Es war nicht viel los. Es gab nur wenige Besucher, die sich zudem mehrheitlich dorthin wandten, wo die neueren Gräber lagen.
    Wir mussten dorthin, wo eine alte Leichenhalle stand und die Bäume noch dichter waren.
    Mit rotem Gesicht schenkte uns Dora Young reinen Wein ein. So erfuhren wir wenigstens, was sie und ihren Freund auf den Friedhof getrieben hatte.
    »Alles verständlich, wenn man keine eigene Wohnung hat«, beruhigte ich sie und dachte dabei an meine letzte Nacht, die ich mit Glenda verbracht hatte, und das nicht eben schlafend.
    »Dazu kam es nicht mehr. Dann war diese seltsame Frau da.«
    Dora blieb bei dem Begriff Frau, denn an das Wort Engel konnte sie sich nicht gewöhnen.
    Wir gerieten sehr bald in die Nähe der Grüfte, und ich brauchte keinen zweiten

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