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1437 - Der weibliche Tod

1437 - Der weibliche Tod

Titel: 1437 - Der weibliche Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verlor.
    »Sie haben also etwas gesehen, Dora, das für uns interessant sein könnte?«
    »Habe ich«, sagte sie leise und senkte den Kopf. »Mein Freund Sly war Zeuge.«
    »Was und wo haben Sie etwas gesehen?«
    »Ein Monster. Oder einen Monstermensch.«
    »Ach.«
    »Ja, auf einem Friedhof.«
    Nach dieser Antwort waren wir erst mal sprachlos. Auch von Suko kam nichts rüber, und unsere Besucherin zog den Kopf zwischen die Schultern.
    »Sie glauben mir nicht – oder?«
    »Das können wir nicht so ohne weiteres sagen«, meinte Suko. »Wir müssten da schon Einzelheiten wissen.«
    »Aber wir waren auf dem Friedhof.«
    »Das glauben wir Ihnen. Er kann selbst um diese Jahreszeit ein wunderbarer Ort für Liebespaare sein.«
    Nach dieser Bemerkung errötete sie noch stärker. Da hatte Suko zielsicher den Punkt getroffen.
    »Und was ist da passiert? Bitte, erzählen Sie alles der Reihe nach. Und lassen Sie sich ruhig Zeit.«
    »Ja, das muss ich wohl auch.«
    Wir warteten. Dora musste erst noch einen Schluck trinken. Ich kannte sie zwar nicht in- und auswendig, aber meine Menschenkenntnis reichte schon aus, um zu erkennen, dass sie uns nicht reinlegen wollte. Sie hatte wirklich ein Problem.
    Und als sie uns dieses Problem darlegte, da bekamen wir große Ohren und auch Augen. Die Geschichte, die in der vergangenen Nacht abgelaufen war, klang unglaublich, zumindest für die meisten Menschen, aber wir dachten anders darüber, und zudem war Dora Young kein Typ, der sich so etwas aus den Fingern saugte. Es war ihr beim Erzählen anzusehen, dass sie noch jetzt unter dieser Begegnung litt.
    Sie war wahnsinnig froh, dass ihr und ihrem Freund letztendlich die Flucht gelungen war.
    »Und jetzt wissen Sie alles«, flüsterte Dora. »Sie können mich auslachen und wegschicken, aber ich bleibe trotzdem dabei. Was ich gesehen habe, das habe ich gesehen.«
    »Richtig.«
    »Sie glauben mir, Mr Sinclair?«
    »Warum nicht?«
    »Auch das Monster mit den leeren Augen? Ich habe gedacht, es wäre ein Engel. Nein, da war es noch eine Sie, eine nackte Frau, aber später nicht mehr. Sie ist zu diesem Sarkophag gegangen, hat sich davor hingekniet und sogar gebetet oder sich zumindest so ähnlich verhalten. Später hat sie sich verwandelt.«
    »Das heißt, sie hat viel größere Flügel bekommen«, sagte Suko, »und die hatten dann auch eine andere Form. Sehe ich das richtig?«
    »Genau.«
    »Können Sie die Flügel noch etwas besser beschreiben?«
    Dora überlegte und schüttelte dann langsam den Kopf. »So etwas habe ich eigentlich noch nie gesehen. Zumindest nicht in dieser Grö ße.«
    »Kleiner schon?«
    »Ja. Ich denke da an Fledermäuse. Und dann hatte sie noch diese Sense. Wie der Tod sie immer hat, wenn man ihn zeichnet. Aber sie ist nicht der Tod. Ich denke mehr an einen Todesengel…«
    Suko nickte. Dabei lächelte er. Es konnte sein, dass er den gleichen Gedanken verfolgte wie ich, denn ich musste an Konstantin denken, der von einem Todesengel mit dem Namen Rusalka gesprochen hatte. Bestanden da etwa Verbindungen?
    Ich drängte den Gedanken zunächst mal zurück und fragte: »Würden Sie dieses Grab denn wieder erkennen?« Da sie im Moment etwas verständnislos schaute, präzisierte ich meine Frage. »Dort, wo diese unheimliche Gestalt gekniet hat?«
    »Klar, das weiß ich.«
    »Sehr gut.«
    »Ähm – wieso? Wollen Sie dort hin?«
    Ich lächelte sie an. »Genau das, und zwar mit Ihnen, meine Liebe.«
    Sie schaute mich an. Ihr Gesicht war plötzlich starr geworden. Die Gänsehaut konnte keiner von uns übersehen. Es war klar, dass sie Angst hatte.
    »Keine Sorge«, beruhigte Suko sie. »Sie sind ja nicht allein. Wir begleiten Sie.«
    »Aber sie ist nicht mehr da.«
    Suko nickte. »Das wissen wir. Aber uns würde schon interessieren, weshalb sie dieses Grab besucht hat.«
    »Es ist eine Gruft gewesen. Man konnte nicht hineingehen. Der Sarkophag stand draußen.«
    »Aber Sie wissen nicht, wer dort begraben liegt?«
    »Nein, wir sind ja geflohen und waren froh, dass sie uns nicht mit der Sense angegriffen hat.«
    Das konnten wir nach vollziehen. Ich dachte über die Beschreibung nach und stutzte immer wieder bei der Beschreibung der Flügel oder Schwingen.
    Wenn ich an Fledermäuse dachte, dann lag auch der Begriff Vampir sehr nah. Darauf sprach ich sie an. Ich wollte mehr über das Gesicht wissen.
    Dora sprach von den leeren Augenhöhlen und erschauderte dabei.
    Sie hatten bei ihr den stärksten Eindruck hinterlassen.
    »Und sonst?«,

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