1437 - Der weibliche Tod
aufgelegt, als ich mich schon von meinem Stuhl in die Höhe katapultierte.
Suko hielt ebenfalls nichts mehr auf seinem Platz. Nur Glenda blieb sitzen, und sie konnte uns nur noch viel Glück wünschen, was wir nicht mehr hörten, denn da waren wir bereits verschwunden…
***
Das Kreuz zerschmolz zwischen den Fingern der Rusalka!
Konstantin wollte es kaum glauben. Nie zuvor in seinem Leben waren ihm die Augen so weit aus dem Kopf getreten. Das Staunen und die Furcht vermischten sich bei ihm.
Wie mächtig musste dieses Wesen sein, das es sogar schaffte, ein Kreuz zum Schmelzen zu bringen?
Er fand keine Antwort, aber die Angst in seinem Innern ließ sich nicht unterdrücken. Hinter seiner Stirn zuckte es. Sein Speichel schmeckte plötzlich bitter, und er hörte das leise Lachen des Todesengels.
Rusalka freute sich darüber, dass das Metall weicher und weicher wurde. Das Kreuz verbog sich.
Und das war nicht alles. Es passierte noch mehr, was Konstantin völlig fertig machte, sodass er nicht mal mehr richtig atmen konnte.
Das Metall war nicht nur weich, es wurde auch flüssig, und schon bald fielen die ersten schweren Tropfen zu Boden. Dunkel sahen sie aus, obwohl sie an ihren Rändern noch einen goldenen Schimmer aufwiesen, der auch bei den Tropfen blieb, als sie auf den Boden fielen und dort wieder erstarrten.
Der Pope konnte nichts sagen. Er konnte kaum noch atmen. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen. Er hatte ein großes Vertrauen in das Kreuz gelegt, das ihn vor den Mächten der Hölle bewahren sollte und ihn bisher auch bewahrt hatte.
Nun musste er mit ansehen, wie dieses Vertrauen ausgelöscht wurde. Das Kreuz löste sich auf. Tropfen für Tropfen fiel ab und landete mit einem Klatschen auf dem Boden.
Und Rusalka verbrannte sich nicht. Das Metall schien nicht heiß geworden zu sein. Sie hielt den Gegenstand jetzt nur noch mit der rechten Hand fest, und das Metall war so weich geworden, dass sie sogar die Faust schließen konnte.
Letzte Reste quollen durch die Lücken zwischen ihren Fingern.
Dann bewegte sie die Hand hin und her und schleuderte die dünnen Tropfen zur Seite.
Zuletzt präsentierte sie die Handfläche dem zuschauenden Popen, der so bleich geworden war wie die Frau im Bett.
Und dann hörte er die Stimme der Rusalka. Sie schien zwischen Leben und Tod zu schweben. Zwischen Diesseits und Jenseits, und sie klang auf eine gewisse Weise singend und gleichzeitig klirrend.
»Hast du gedacht, eine Freundin des Teufels so einfach stoppen zu können?«
»Geh weg!«, flüsterte er. »Geh weg! Ich will dich nicht mehr sehen, verflucht!«
»Nein, ich bleibe. Ich werde nicht nur die Seele der Anna Wronka holen, sondern auch dich vernichten. Ich hasse meine Feinde, und alles, was ich hasse, werde ich vernichten.«
Der Pope starrte die Gestalt an. Der nackte Körper hatte eine andere Färbung angenommen. Die Haut schimmerte in bläulichen Schattierungen. Die dünnen Flügel auf dem Rücken bewegten sich zittrig, und auch die leeren Augenhöhlen waren dabei, sich zu verändern.
Rusalka wandte den Kopf und nahm die todkranke Frau ins Visier.
Und das merkte Anna!
Sie hatte bisher ruhig in ihrem Bett gelegen, aber der Anblick der schwarzen Augenschächte riss sie aus ihrer Starre. Sie hob den Kopf an, ihr Mund öffnete sich dabei weit, und einen Moment später fing sie an zu schreien.
»Er ist da! Er ist da! Der Teufel ist da! Er will mich holen!«
Sie geriet in Rage. Mit beiden Händen schlug sie um sich, als wäre sie von zahlreichen Feinden umgeben. Das verzerrte und von Todesangst gezeichnete Gesicht bot einen Anblick, der Konstantin unter die Haut ging. Er wusste nicht, was er unternehmen sollte, denn mit einem weiteren Ruck richtete sich ihr Oberkörper auf, obwohl niemand ihn angehoben hatte.
Ein Schrei!
Schrecklich, grauenhaft. Der Pope hatte noch nie in seinem Leben einen derartigen Laut gehört.
Aber warum hatte Anna so geschrien?
Er drehte den Kopf und sah den Grund.
Rusalka hatte sich auf furchtbare Art und Weise verändert. Jetzt sah sie wirklich aus wie der Todesengel…
***
Kein Mensch mehr, dafür ein Monstrum!
Der Pope war irritiert. Er dachte an eine Täuschung, denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sich ein Mensch so schnell verändern konnte. Aber beim zweiten Hinsehen musste er sich mit der Realität abfinden.
Dem Monster war eine dünne Haut gewachsen, die sich straff über einen Skelettschädel spannte. Knochen traten stark hervor. Sie waren dunkler
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