1438 - Kinder der Retorte
Vorkommnisse nicht näher erläutert wurden.
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Das Leben im Internat war strengen Regeln unterworfen. Alles hatte seine vorgeschriebene Ordnung, alles war eingeteilt. Jeder Tag hatte einen genauen Stundenplan. Freizeit im Sinn von freier Verwendung oder Gestaltung war in diesem Stundenplan nicht berücksichtigt.
Aribo und Plinal mußte sich einige Tricks einfallen lassen, um sich heimlich treffen und ihre Gedanken austauschen zu können.
Manchmal verabredeten sie sich zur Schlafenszeit in irgendwelchen dunklen Winkeln des Internats, in denen sie unbeobachtet und ungestört waren. Dann wiederum gönnten sie sich im Gemeinschaftsraum ein verstecktes privates Gespräch, das sie als wissenschaftliche Diskussion tarnten.
Dabei bedienten sie sich einer Geheimsprache, in der selten gebrauchte Fachbezeichnungen eine ganz andere Bedeutung bekamen.
Bei ihrem ersten Treffen waren sie jeder noch recht mißtrauisch und vorsichtig. Sie sprachen in Allgemeinplätzen über ihre Probleme, etwa davon, daß es doch seltsam sei, wenn es innerhalb ihrer Hundertschaft so viele voneinander verschiedene Typen gab, obwohl sie doch alle aus einer einzigen Zellkultur geklont waren.
In der Tat war dies recht eigenartig, denn bisher war ihnen weisgemacht worden, daß Klone derselben Serie sich zu gleichen hatten wie ein Ei dem anderen. Und Klone, die unter den gleichen Bedingungen heranwuchsen, würden auch ein identisches Verhalten zeigen.
Solche und ähnliche allgemeine Themen waren anfangs ihr Gesprächsstoff, unverfänglich, aber brisant genug; nicht jedermann gegenüber durfte man solche Überlegungen äußern, weil man riskierte, bei der Internatsleitung gemeldet zu werden und einen Minuspunkt zu bekommen.
Doch schon nach dem zweiten Treffen, kamen sie auf persönlichere Belange zu sprechen.
Plinal klagte, daß er beim Lernen Konzentrationsschwierigkeiten hatte und vieles von dem, was ihm eingebleut wurde, überhaupt nicht verstand - er würde wohl nie ein guter Gentechniker werden, obwohl er doch die genau entsprechenden Erbanlagen dafür haben sollte. „Ich halte mich manchmal auch für unwissend", gestand Aribo, „aber mir fallen die guten Ergebnisse einfach so in den Schoß."
„Weil du Genie besitzt und jene Fähigkeiten hervorkehren kannst, die man dir in den Genen mitgegeben hat", erwiderte Plinal. „Ich dagegen bin mißraten."
Das war Plinals unangenehme Eigenschaft: Er kam fast um vor Selbstmitleid. Ständig nörgelte er herum und haderte mit dem Schicksal. Aribo hatte ihn oft genug gewarnt, mit seinen Äußerungen vorsichtiger zu sein, denn solches Negativdenken hinterließ überall unangenehme Eindrücke. Aber Plinal blieb ein unverbesserlicher Pessimist und emotionaler Selbstverstümmler. „Du bist nicht mehr mißraten als ich.
Wir sind beide keine idealen Klone, aber vielleicht macht uns gerade das wertvoller als die anderen", redete Aribo dem Freund zu. „Möglich, daß unsere Entwicklung nicht genau nach Plan verläuft, daß irgend etwas schiefgegangen ist, als wir geklont wurden. Es kann aber auch sein, daß man uns mit voller Absicht anders gemacht hat als die anderen. Kannst du dich nicht mit dem Gedanken anfreunden, daß wir etwas Besonderes sind?"
„Das wäre zu schön, um wahr zu sein."
Manchmal riskierten sie auch, während des Unterrichts Verbindung zueinander aufzunehmen - später wurde das fast zur Gewohnheit, weil es ihnen so leichtgemacht wurde.
Die Zöglinge hatten jeder eine Lernkabine für sich, doch wurden diese Terminals alle von einem Zentralsyntron bedient - und zwar genormt bedient, ohne Rücksicht auf die Lernfähigkeit und den Wissensstand des einzelnen: Vor dem Syntron waren alle gleich, aber Aribo und Plinal, die es sich richten konnten, waren ein wenig „gleicher".
Aribo fand nämlich heraus, daß sein Terminal einen Defekt hatte. Darum konnte er sich über sein Terminal in das Kommunikationsnetz einschalten und Kontakt mit anderen Terminals aufnehmen. Auf diese Weise war es ihm möglich, sich bei Plinal in Wort und Bild zu melden.
Als er auf diese Weise zum erstenmal mit dem Freund Verbindung aufnahm, erschrak dieser fast zu Tode. Plinal legte jedoch seine Ängste ab, als sich die Konferenzschaltung schon über eine lange Zeit hinzog, ohne daß man ihnen auf die Schliche gekommen war.
Aribo kam zu dem Schluß, daß es überhaupt kein Prüf- und Warnsystem gab, das ein solches subalternes Netzwerk zur Anzeige hätte bringen oder überhaupt nur hätte registrieren
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