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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zurück und widmete sich wieder seinen ursprünglichen Arbeiten.
    Doch schon wenige Wochen darauf überbrachte man ihm die Meldung, daß seinem Wunsch stattgegeben worden sei.
    Pheldor wußte zuerst nicht, was damit gemeint war. Erst als ihn Arnemon zu dem gewaltigen wassergefluteten Aquarium führte und er darin Euhja-Mutter fressen und gebären sah, da wurde ihm klar, was los war.
     
    *
     
    Er hätte nicht geglaubt, solche Macht zu haben, um das System dazu zu bringen, ihm eine solche Forderung zu erfüllen.
    Sosehr ihn das ehrte, es lag ihm aber gar nichts daran. Euhja-Mutter war eine zusätzliche Belastung für ihn.
    Denn die Tatsache, daß man keine Kosten und Mühen gescheut hatte, den Mutterklon nach Aralon zu schaffen, zeigte nur, wie wichtig das Amphibio-Projekt dem System war.
    In letzter Konsequenz hieß das aber auch, daß den wahren Herren der Wasserwelt, den Flieger-Fischen, die Ausrottung drohte, wenn Pheldor seine Annahme beweisen konnte.
    Solange seine Ergebnisse nur Vermutungen und graue Theorie waren, fühlte sich Pheldor nicht verpflichtet, sie bekanntzugeben. Wenn er nun aber den Beweis dafür erbrachte, dann verlangte es sein Berufsethos, Meldung zu erstatten - und damit sprach er gleichzeitig das Todesurteil über die rechtmäßigen Euhjas.
    Er betrachtete die häßliche, gebärfreudige und doch so kranke Euhja-Mutter lange und mit wachsendem Mitleid.
    Und er dachte: Du bist eigentlich gar nicht lebensberechtigt, denn du kannst keinen gesunden Amphibio mehr hervorbringen.
    Und warum solltest du andere, die weitaus mehr Existenzberechtigung haben als du, mit ins Verderben reißen?
    Was soll nur mit dir geschehen?
    Pheldor überlegte lange, bis er eine Antwort auf diese Frage fand und sich dazu entschloß, die Idee in die Tat umzusetzen.
    Es war nicht schwer, dies zu tun. Er brauchte nur ein Operationsprogramm zu aktivieren, das er unter dem Namen Euthanasie gespeichert hatte. Das Mittel, das dem Mutterklon dabei gespritzt wurde, hinterließ keine Spuren und war Minuten nach dem Eintritt des Todes im Kadaver nicht mehr nachweisbar.
    Pheldor hatte die in einem solchen Fall routinemäßig durchzuführende Obduktion nicht zu fürchten, denn nichts wies daraufhin, daß er der Euhja-Mutter Sterbehilfe geleistet hatte. Und so mußte es auch gesehen werden, nur so konnte er seine Handlungsweise vor sich selbst rechtfertigen.
    Die offizielle Version nach dem Absterben des Mutterklons lautete, daß Euhja-Mutter während des Transports Verletzungen erlitten habe und diesen in dem neuen, ungewohnten und für sie schädlichen Lebensraum erlegen sei.
    Pheldor konnte sich danach den wichtigeren Problemen widmen, deren er jede Menge hatte.
    Nicht nur, daß der Jäger Clynac witternd durch die Klon-Sektoren von Aralon pirschte, Pheldor bangte auch dem Augenblick der Wahrheit entgegen, wenn, die Ergebnisse der Reifeprüfung für den ältesten Jahrgang seiner Ara-Invitros bekanntgegeben wurden.
    Noch blieb ihm etwas Zeit, korrigierend einzugreifen. 4. „Ich bin Clynac", flüsterte die sonore Stimme von irgendwo aus dem Dunkel.
    Nach einer Pause fuhr die Stimme fort: „Die meisten von euch können meinen Namen gleich wieder vergessen. Aber einige von euch - exakter: siebzehn Mißgeburten - sollten ihn sich merken."
    Aribo zuckte leicht zusammen, weil er sich angesprochen fühlte, und er spürte in der Dunkelheit einen leichten Luftzug, als sein Nachbar den Arm bewegte und ihn in den Oberarm kniff. „Das geht uns an", raunte Plinal. „Sehr richtig", sagte Clynac, dem Plinals Raunen nicht entgangen war. „Auch dich betrifft es. Und dich und dich und dich..."
    Die Stimme schien auf einmal ganz dicht an Aribos Ohr zu sein. „Ich möchte jetzt noch keine Namen nennen, denn ich möchte den Abschlußtests, bei denen die Vollkommenen von den Erbärmlichen, die Gesunden von den Kranken geschieden werden, nicht vorgreifen. Jene, die es betrifft, werden schon wissen, daß sie gemeint sind, denn ihre eigene Unzulänglichkeit kann ihnen nicht verborgen geblieben sein. Und jenen will ich verraten, was sie zu erwarten haben."
    Clynac - Aribo hörte diesen Namen zum erstenmal - arbeitete mit billigsten Effekten. Aber er traf damit den Nerv der Angesprochenen. Die untadeligen Klone konnte er mit Dunkelheit, synthomodulierter Stimme und wechselnder Position sowieso nicht beeindrucken, sie verstanden vermutlich gar nicht, was das alles sollte. Aber den Betroffenen, wie ihn, Aribo, und Plinal, ging das alles unter die Haut.

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