144 - Condano, der Magier
überprüfte ihren Bewußtseinszustand und legte sie unter einen Bann, damit sie nicht zu früh erwachte. Er mußte gewisse Vorbereitungen treffen. Vorsichtshalber warf er einen Kontrollblick auf die Uhr. Die Zeit begann zu drängen. Er mußte sich allmählich sputen, denn es gab viel für ihn zu tun.
Der Dämon machte sich an die Arbeit.
Es dauerte geraume Zeit, bis Dorians Geschichte bestätigt wurde. Sprachschwierigkeiten erwiesen sich hierbei als ein vernachlässigbarer Teil des Problems. Aber von den Zeugen hatte jeder die Geschichte etwas anders in Erinnerung. Und Dorian hatte immerhin die Pistole in der Hand gehabt und nachweislich den Mafioso erschlagen.
Daß er der Mafia angehörte, hatte sich inzwischen auch anhand der Fingerabdrücke des Toten herausgestellt. Prompt wurde natürlich Dorian die Frage gestellt, was er mit der ehrenwerten Gesellschaft zu tun habe, daß die ein Killerkommando auf ihn losjage. Und warum zum Teufel er, der Engländer, seine Streitigkeiten nicht in England austrüge statt in bella Italia.
Dorian seinerseits erkundigte sich nach dem Stand der Ermittlungen, das Boot betreffend. Das war noch nicht gefunden worden. Die Beschreibung war auch recht dürftig und traf auf rund fünf Dutzend Motorboote zu, die in Venedig kreuzten oder vor Anker lagen. Dorian hatte sich als ganz normaler Tourist ausgegeben, der Venedig kennenlernen wollte. Die Jungs von der Polizei kauften ihm die Story schließlich tatsächlich ab.
Bis plötzlich einer einen Geistesblitz hatte. „Moment mal, Signor Hunter… sind Sie nicht der Mann, der vor ein paar Stunden auf dem Markusplatz für Aufruhr sorgte, weil er es mit der Taubenfütterung ein wenig übertrieben hat?"
„Hä?" machte Dorian.
„Sie waren doch der Mann, der von den Tauben attackiert wurde! Die Beschreibung paßt genau auf Sie. Schade, daß mir das nicht schon eher aufgefallen ist… da stimmt doch etwas nicht. Wer sind Sie wirklich? Und wieso konnten die Tauben Sie angreifen?"
Auch das noch, dachte Dorian. „Fragen Sie die Tauben", empfahl er ungnädig. Er wurde hier festgehalten und befragt, dieser Carabiniere wärmte kältesten Kaffee wieder auf, und mit jeder verstreichenden Sekunde rückte die Nacht näher! Und er konnte doch die Polizei nicht einmal auf Zardoni aufmerksam machen, weil er keine Beweise in der Hand hatte, nicht einmal Indizien. Er mußte, wenn er etwas äußerte, seine Äußerungen beweisen können.
Dämonen? Magie? Niente! Man würde ihm eine Psychiater empfehlen oder ihn überhaupt erst richtig hier festhalten. Und daran war er noch weniger interessiert. Er mußte zusehen, daß er so schnell wie möglich wieder Bewegungsfreiheit bekam. Und dann mußte er sich erstens um Zardoni kümmern und zweitens um Coco. Er nahm zwar an, daß das eine mit dem anderen zu tun hatte, verwunderlich war es aber schon. Normalerweise hetzten die Dämonen keine menschlichen Verbrecher los, wenn sie etwas zu erledigen hatten.
Andererseits… hatte nicht auch Asmodi damals mit der Mafia paktiert?
Er redete mit Engelszungen, bis man ihn schließlich gehen ließ, allerdings mit der Auflage, Venedig bis zum Abschluß aller Ermittlungen nicht zu verlassen. Und ihm wurde angekündigt, daß er unter ständiger Beobachtung stehen werde.
Das hatte ihm auch noch gefehlt. Man hielt ihn also immer noch für verdächtig. Zwar nicht mehr als Mörder, aber wegen der Taubenattacke war etwas hängengeblieben. Und er konnte sich gegen die Auflagen nicht wehren.
Er konnte überhaupt froh sein, daß man ihn nicht noch länger hier festhielt.
Als er ins Freie trat, setzte die Dämmerung ein.
Dorian murmelte eine Verwünschung. Wo mochte Coco jetzt sein? Und was geschah mit ihr?
Per Wassertaxi ließ er sich zum Hotel bringen. Er mußte sich vordringlich mit magischen Waffen aus dem Reisekoffer ausstaffieren, ehe er zum Gegenschlag überging.
Coco erwachte aus ihrer Bewußtlosigkeit. Sie unterdrückte ein Auf stöhnen, als sie sich bewegte und mit dem Kopf anstieß. Die Erinnerung kam zurück.
Sie war niedergeschlagen worden!
Sie hatte versucht, sich in den schnelleren Zeitablauf zu versetzen. Aber es war ihr nicht gelungen. Entweder wirkte der Halley'sche Komet auch auf sie ein, zumindest teilweise, oder die Manipulation, als sie sich gegen , den Dämon zur Wehr setzte, hatte sie so viel Kraft gekostet, daß sie jetzt nicht mehr in der Lage war, ihre Spezialität einzusetzen - zumindest nicht, ehe sie sich wieder davon erholt hatte.
Jedenfalls
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