144 - Condano, der Magier
spürte einen heißen Schlag am Oberarm. Er sprang zu spät zur Seite. Die zweite Kugel ging zwischen Arm und Oberkörper vorbei. Da ließ er sich einfach fallen und spielte toter Mann.
Das bewahrte ihn vor dem dritten Schuß.
Dorian hörte das Platschen des Wassers. Coco und der andere Mann kämpften immer noch. Der Bootsfahrer kletterte jetzt an Land. Dorian hörte seine Schritte heranstampfen. Er bewegte sich nicht und wartete ab. Der Mann kam, um sich zu überzeugen, daß er Dorian erledigt hatte.
Das Kampfgeräusch im Wasser verstummte abrupt. Entweder Coco oder der Fremde hatte den Kampf für sich entschieden. Dorian tippte auf Coco. Immerhin war sie eine Hexe und konnte mit dem Kerl spielend fertig werden. Daß es sich nicht um Dämonen handelte, ging allein aus dem Schußwaffengebrauch hervor.
Der Bootsfahrer berührte Dorians Seite mit der Stiefelspitze und drehte den Dämonenkiller auf den Rücken. Dorian bemühte sich, nicht zu atmen. Er hatte die Augen vorsichtshalber geschlossen, um sich nicht durch den unvermeidlichen Lidreflex zu verraten.
„Stato", hörte er eine Männerstimme vom Kanal her krächzend. Ein Körper wurde ins Boot gewuchtet. Coco? Dorian erschrak. Sein Mann antwortete etwas und drehte sich zur Seite; der Druck der Stiefelspitze schwand. Im gleichen Moment schnellte Dorian hoch, riß die Augen auf und mit beiden Armen dem Mann die Beine unterm Körper weg. Der Killer krachte schwer zu Boden. Im nächsten Moment war Dorian über ihm und entwand ihm die Pistole.
Der andere schoß vom Boot aus auf Dorian. Die Kugel pfiff haarscharf über den Dämonenkiller hinweg. Dorian schoß zurück. Der andere jagte mit dem Boot los, dessen Motor im Leerlauf getuckert hatte. Er nahm keine Rücksicht auf seinen Kumpan, sondern floh mit Coco, von der Dorian nicht wußte, ob sie tot war oder nur bewußtlos. Dorian schoß noch einmal auf das Boot, in der Hoffnung, den Motor oder die Schraube unter Wasser zu treffen und zu beschädigen, aber er verfehlte sein Ziel. Im nächsten Moment fing er einen fürchterlichen Fausthieb seines Gegners.
Der Schmerz nahm ihm fast die Besinnung. Im Reflex ließ er seine Faust herumfliegen. Er übersah dabei, daß er mit der Faust noch die Pistole umklammert hielt.
Er traf zu gut.
Der Mann neben ihm erschlaffte übergangslos. Das kam Dorian merkwürdig vor. Die Schmerzwellen trieben ihm immer noch die Tränen in die Augen, aber durch die Schleier starrte er den Mann an und das Rinnsal, das sich unter seinem Kopf bildete und langsam größer wurde.
Erschrocken tastete Dorian nach dem Pulsschlag.
Da war nichts mehr. Ungewollt hatte er seinen Gegner erschlagen.
Als er sich aufrichtete, sah er in weitere Pistolenmündungen. Aber diesmal gehörten die Waffen der Polizei.
Der Mafioso im Boot ging kein Risiko ein. Er jagte davon. Die Schwarzhaarige hinter ihm im Boot regte sich die nächste Stunde lang nicht mehr. Er hatte es geschafft, sie bewußtlos zu schlagen. Das reichte. Was aus dem Mann wurde, war ihm egal. Die Frau war wichtiger, hatte Zardoni gesagt. Und die Prämie war höher, wenn sie lebend abgeliefert wurde. Er hatte es zwar selbst kaum für möglich gehalten, aber es hatte geklappt. Enzo mußte nun sehen, wie er allein zurechtkam.
Und das alles dicht vor dem Palazzo des Auftraggebers! Einfach nicht zu fassen. Ohne die Auskunft eines Taxipiloten hätten sie die beiden ohnehin nicht so schnell gefunden.
Jetzt fuhr er eine Runde und näherte sich dem Palazzo von der Rückseite. Hier achtete niemand auf ihn. Die Aufmerksamkeit derer, die von den Schüssen aufgeschreckt worden waren, konzentrierte sich auf die Vorderseite. Außerdem war alles trotzdem noch sehr schnell gegangen. Der Mafioso vertäute das Boot an der Anlegestelle, lud sich das besinnungslose Mädchen über die Schulter und hastete in den überbauten Hintereingang. Wenn ihn nicht gerade zwischendurch jemand gesehen hatte, war alles klar. Aber wer sollte ihn schon gesehen haben außer seinem Auftraggeber? Die benachbarten Häuser waren unbewohnt.
Der Mafioso hämmerte gegen die Tür. Er mußte ein paar Minuten warten, bis geöffnet wurde. Ein älterer Mann mit unbestimmbarer Augenfarbe öffnete ihm.
Er hob die Brauen. „Lebend? Das ist gut, Signore… ich wußte, daß ich mich auf die ehrenwerte Gesellschaft verlassen kann. Was ist mit dem Mann? War er in ihrer Begleitung?"
„Ja. Ich mußte verschwinden. Ich weiß nicht, was aus ihm wurde. Vermutlich ist er inzwischen tot. Es kam zu
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