1440 - Deckname Romulus
feindselig. „Du bist ein Verräter und Kollaborateur."
Der Droide, der sich als Galbraith Deighton bezeichnete, fuhr ungerührt fort: „Ich werde euch nach allen Geboten der Gastfreundschaft behandeln. Als Gegenleistung erwarte ich nur, daß ihr eure Freunde zur Vernunft bringt. Jeder Widerstand ist zwecklos." .„Sie werden eher im Kampf sterben, als sich dir zu unterwerfen", fauchte Mory. „Ein sinnloses Opfer", meinte Deighton bedauernd. „Ich will gar nicht viel. Mein ausschließlicher Wunsch ist es, mich mit Romulus zu unterhalten. Es ist doch nicht zuviel verlangt, wenn man einen uralten, seit Jahrhunderten totgeglaubten Freund wiedersehen will. Mehr verlange ich gar nicht."
„Das glaube ich nicht", rief Mory. „Jemand wie du kann nicht Romulus' Freund sein."
„Und doch ist es die Wahrheit."
*
Es war erstaunlich, in welch kurzer Zeit die technische Ausrüstung aufgebaut und einsatzbereit gemacht worden war. Bei den Hyguphoten mußte es sich um eine Spezialtruppe mit einem eigenen genetischen Kode und technischer Ausbildung handeln, denn sie hatten das wracke Raumfort mit Unterstützung von Robotern innerhalb kürzester Zeit zurück in eine gutgerüstete, uneinnehmbare Festung verwandelt.
Mory konnte sich selbst davon überzeugen.
Nachdem sie und Aribo von einem Medo-Roboter verarztet worden waren und eine antiseptische Reinigung bekommen hatten, wurden sie von Hyguphoten, die ihnen gegenüber keinerlei Aggressionen mehr zeigten, in aschgraue Kombinationen gekleidet. Nach ihrer Einkleidung wurden sie in einen Beiboothangar geführt, in dem Galbraith Deighton sein provisorisches Hauptquartier aufgeschlagen hatte.
Auf die technische Ausrüstung dieses Provisoriums wäre jeder Kommandant eines WIDDER-Stützpunkts neidisch gewesen. Außer Deighton sah Mory nur Hyguphoten und Montageroboter. „Es tut mir leid, daß dich meine Kreit-Soldaten so schlecht behandelt haben", empfing der Droide Mory; Aribo würdigte er keines Blickes. „Ich würde mich ebenfalls lieber von meiner charmanten Seite zeigen, aber leider lassen die Umstände das nicht zu. Vielleicht änderst du jedoch noch deine Meinung und überredest deine Kameraden dazu, daß sie meinem Treffen mit einem alten Freund den würdigen Rahmen geben."
„Das klingt wie das Eingeständnis von Schwäche", erwiderte Mory, die sich nach der medizinischen Behandlung wieder körperlich fit fühlte. „Ich frage mich, wie du Romulus bezwingen willst, wenn du nicht einmal mit einer Handvoll Rebellen fertig wirst, die unzulänglich ausgerüstet sind."
„Ich will offen sein", sagte Deighton, hakte Mory unter und führte sie zu einer Konsole. Sie mußte widerwillig feststellen, daß sein Griff nicht so kalt wie der einer Maschine war und daß er auf irgendeine Weise das Gefühl von Wärme und Geborgenheit ausstrahlte.
Vorsicht, er ist Gefühlsmechaniker! warnte sie sich. Als solcher kann er leicht die Gefühle anderer beeinflussen. Laß dich nicht täuschen. Er ist ein Droide, ein Produkt der Cantaro - und von deren Gesinnung.
Deighton deutete auf die Armaturen. „Du darfst schalten und walten, wie du willst", bot er ihr an. „Du kannst dich davon überzeugen, daß ich ein undurchdringliches Sicherheitsnetz gespannt habe. Nichts und niemand kann den Bereich des Wachforts verlassen. Und Objekte, die sich von draußen nähern, werden durch automatische Fangschaltungen dingfest gemacht. Überprüfe meine Angaben, wenn du mir nicht glaubst."
Mory überlegte fieberhaft, wie es ihr möglich sein könnte, diese Anlagen zu sabotieren. Vielleicht bot sich ihr dafür die Gelegenheit, wenn sie Deighton... Sie unterbrach abrupt ihre Gedankenkette. Als sie Deighton ins Gesicht blickte, zeigte er ihr ein wissendes Lächeln.
Er konnte ihre Gedanken nicht lesen.
Aber als Gefühlsmechaniker war es ihm möglich, anhand ihrer jeweiligen Stimmung ihre Absichten zu durchschauen. Sie fühlte sich ertappt. „Warum wirst du dann mit meinen Kameraden nicht fertig?" fragte sie. „Ich habe sie alle im Griff - bis auf einen", antwortete Deighton, und es klang aufrichtig. „Dieser eine hat sich an Bord des Kleinraumschiffs verschanzt und Awarin als Geisel genommen. Der einzige Grund für meine Zurückhaltung ist der, daß ich das Leben des Nakken nicht gefährden will."
„Ich verstehe", sagte Mory spöttisch. „Du könntest den Tod des Nakken deinen Herren gegenüber nicht rechtfertigen.
Irgendein Nakk ist immer noch mehr wert als ein Dutzend von deiner
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