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1441 - Der Seelenfluss

1441 - Der Seelenfluss

Titel: 1441 - Der Seelenfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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große Sieger ansah, was auch durchaus stimmte, denn die beiden konnten nichts tun und nur darauf hoffen, dass sie nicht zu tief fielen und sich beim Aufprall – wo auch immer – nichts brachen.
    Sie prallten auf. Nur nicht gegen den Boden, sondern auf eine Fläche, die zwar ihr Tempo abbremste, es aber nicht abrupt stoppte, denn sie waren von einer Rutsche aufgefangen worden, über die sie weiter nach unten und hinein in die Dunkelheit schlitterten.
    Die Rutschpartie dauerte nicht lange. Suko glitt zuerst über die vordere Kante hinweg. Susa folgte eine Sekunde später. Beide landeten auf dem Hosenboden. Mehr passierte nicht, abgesehen davon, dass das Mädchen gegen Suko geprallt war.
    In den ersten Sekunden saßen sie auf der Stelle, ohne sich zu bewegen. Beide mussten sich erst finden, aber sie hörten hoch über sich das hässliche Lachen.
    Susa und Suko drehten die Köpfe. Die Luke stand noch offen. Am Rand baute sich die Gestalt des Chinesen auf, der seinen Kopf gesenkt hielt und in die Tiefe schaute. Die Rutsche war als helle Fläche zu sehen, die ihren Beginn dicht unter der Luke hatte.
    »Er bekommt alles, was er will!«, schrie Han-Check nach unten.
    »Ihr habt euch überschätzt. Selbst du, Suko. Du hättest dich aus meinem Spiel heraushalten sollen.«
    »Was hast du denn vor?«
    »Ich nicht.« Wieder lachte er. »Viel Spaß mit der Vergangenheit. Viel Spaß mit dem Schamanen…«
    Das letzte Wort hallte noch nach, dann wurde es still und wieder dunkel.
    Beide saßen zusammen und bewegten sich nicht. Suko spürte den Druck des anderen Körpers. So merkte er auch das Zittern seines Schützlings und sprach beruhigend auf Susa ein.
    »Wir sind am Leben. Wir können uns wehren, und wir werden so leicht nicht aufgeben.«
    »Aber wir stecken in der Falle. Oder willst du über die Rutsche zurück?«
    »Nein, das denke ich nicht. Wenn ich richtig gesehen habe, sind wir hier in keinem Verlies. Wir haben Platz…«
    »Aber in einem Keller.«
    »Den du kennen müsstest.«
    »Ja, eigentlich schon. Aber ich kenne ihn nicht. Ich habe nicht gewusst, dass es hier einen Keller gibt. Das ist mir neu, Suko, ehrlich.«
    »Die Überraschungen im Leben hören eben niemals auf. Und jetzt tu mir bitte einen Gefallen und sei still.«
    »Okay.«
    Suko wollte seine Lampe noch nicht einschalten und sich zunächst mal in der Dunkelheit konzentrieren. Kurz nach Ende der Rutschpartie hatte er geglaubt, etwas gehört zu haben. Ein Geräusch, das ihm zwar nicht fremd war, das er aber auch nicht hatte identifizieren können. Es war so anders gewesen, verhalten und doch bekannt.
    Jetzt hörte er es erneut.
    Wasser! Es war Wasser, das leise vor sich hinplätscherte oder floss.
    Er horchte noch mal und kam erneut zu der Überzeugung, dass es sich um einen Bach handelte.
    Er sprach Susa auf das Geräusch an.
    Sie stieß zunächst den Atem aus, den sie angehalten hatte, dann gab sie ihm Recht.
    »Ja, das kann Wasser sein.«
    »Sehr gut. Fällt dir etwas dazu ein?«
    »Nein.«
    »Du weißt also nichts von einem Bach oder einem Kanal, der hier unter der Erde fließt?«
    »Davon habe ich nie etwas gehört.«
    »Gut. Wir richten uns darauf ein. Es gibt ihn, und jetzt sehen wir weiter.«
    »Was sollen wir denn tun?«
    »Aufstehen, mir wird es hier zu kalt.« Beide erhoben sich. Susa blieb auch jetzt sehr nahe bei Suko. Und sie stellten gleich darauf fest, dass es nicht so finster war, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. In der Ferne brannte ein fahles Licht. Die Distanz war nicht abzuschätzen, aber es konnte durchaus im Freien sein. Oder es war die Beleuchtung eines Abwasserkanals, in den dieser Wasserarm mündete. Alles war möglich…
    Suko holte seine Lampe aus der Tasche. Sie war zwar kein Scheinwerfer, doch die Beleuchtung würde ausreichen, um sich zu orientieren.
    Das Licht fiel hinein ins Leere. Doch als Suko den Arm ein wenig nach links drehte, da sah er das Wasser, das durch ein Bachbett floss, und zwar von ihnen weg.
    »Ein kleiner Fluss«, flüsterte Susa. »Das ist es, was er braucht. Der Seelenfluss.«
    Suko drehte sich um. Er schaute ihr ins Gesicht. »Sprichst du von dem Schamanen?«
    »Ja, er kommt über das Wasser. Das weiß ich. Das ist schon immer so gewesen. Er holt sich seine Opfer. Er sitzt in einer Totenbarke, in die man einsteigen muss. Es ist grauenvoll. Er nimmt sie mit und opfert ihre Seelen den Ahnen.«
    »Ja, das würde passen.«
    »Und ich war vorgesehen«, flüsterte Susa.
    Suko nickte. »Ich mache mir nur

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