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1441 - Der Seelenfluss

1441 - Der Seelenfluss

Titel: 1441 - Der Seelenfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineingehen.«
    »Und uns die Monster ansehen?«
    »Ja.«
    »Kannst du uns beschreiben, wie sie aussehen?«
    »Ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Aber du weißt, dass es Monster sind?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Man spricht davon. Es hat auch Tote gegeben. Davon wisst ihr natürlich nichts, aber ich glaube daran.« Er deutete über seine Schulter hinweg. »Da haben sie sich versteckt.«
    »Die Toten?«, fragte ich.
    »Ja und nein. Die Toten sind auch Opfer.«
    »Rede nicht so einen Mist!«, fuhr Suko Paul an. »Monster, Tote und Opfer. Bringst du da nicht einiges durcheinander?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Es passt. Es sind Menschen gestorben, das weiß ich.«
    »Und die finden wir in diesem Haus?«
    »Kann sein. Aber sie sind nicht gestorben. Man hat sie einfach umgebracht.«
    Ich räusperte mich. »War es das Monster? Oder waren es die Monster?«
    Paul hob die Schultern. »Ich kann das alles nicht so genau sagen.«
    Er war trotz der Kälte ins Schwitzen geraten. »Ich habe in der letzten Zeit gehört, dass immer wieder die Rede von Wu, dem Schamanen, war.«
    »Wer ist das denn?«, fragte ich.
    »So etwas wie ein Gott«, sagte Suko.
    »Du kennst ihn?«
    Mein Freund grinste. »Nicht persönlich. Aber ich kenne Menschen, die ihn verehren…«
    »… und ihm Opfer bringen«, fügte Paul hinzu. Er nickte danach.
    Er machte auf mich den Eindruck, als wollte er nichts mehr sagen.
    Damit fand ich mich ab. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass wir schon viel zu lange hier herumstanden. Da war es besser, wenn wir uns das scheunenartige Gebäude mal von innen anschauten.
    Auch Suko war meiner Ansicht.
    »Dann sehen wir uns am besten mal selbst um.«
    »Ich nicht!«, flüsterte Paul.
    »Warum nicht?«
    »Wenn er dort ist, dann wird er mich töten. Man darf seine Ruhe nicht stören.«
    Suko fing an zu lachen.
    »Und bei uns spielt das keine Rolle?«, fragte er.
    »Du kannst dich doch wehren gegen Wu. Er ist wieder da. Jeder im Viertel spürt es. Jemand hat ihn beschworen. Die Menschen haben Angst. Das habe ich dir bereits gesagt.«
    Da hatte Paul nicht gelogen. Und er hatte recht überzeugend gesprochen. Sonst hätten wir uns hier nicht mit ihm verabredet.
    »Dann lass uns gehen«, schlug Suko vor. »Bin gespannt, ob wir diesen Mr Wu finden.«
    »Vorsicht vor dem Monster«, warnte Paul. »Wenn ihr ihn tatsächlich seht, müsst ihr euch schnell etwas einfallen lassen, sonst wird er euch zerreißen.«
    »Danke, wir passen schon auf«, erwiderte ich.
    Eine Sekunde später befanden wir uns auf dem Weg zur Tür.
    »Glaubst du ihm?«, fragte ich.
    »Aus Spaß hat er das alles nicht gesagt. Und ich weiß, dass bei meinen Vettern in der letzten Zeit eine gewisse Unruhe geherrscht hat. Man kann sogar von Furcht sprechen. Ich habe nachgefragt, aber keine konkrete Antworten erhalten. Ich habe nur Menschen erlebt, die sehr traurig waren, aber Antworten bekam ich keine. Alles wurde unter der Decke gehalten, was nicht gut ist.«
    »Dann rechnest du also damit, dass wir wirklich etwas Schreckliches erleben werden?«
    Er hob nur die Schultern.
    Ich kannte ihn gut genug. Wenn Suko so etwas tat, dann war er fast schon von einer Sache überzeugt…
    ***
    Die Tür hatten wir nicht aufzubrechen brauchen. Im Haus war es finster, aber nicht völlig dunkel. Und wir sahen die Leere nicht, sondern spürten sie nur.
    Von außen hatten wir Fenster gesehen. Hier drinnen waren sie kaum zu erkennen. Nicht mal das Mondlicht drang hindurch. Es malten sich nur die Umrisse der Fenster oben in der Wand vor uns ab.
    Suko, der neben mir stand, schüttelte den Kopf und fragte: »Wo versteckt sich das Schreckliche?«
    »Du meinst Wu?«
    »Kann sein.«
    »Was weißt du über ihn?«
    »Er ist ein Geist oder ein Götze«, erwiderte Suko. »Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Abgesehen davon, dass er recht alt ist und zu den Urgöttern gehört.«
    »Und – weißt du noch mehr?«
    »Stell mir bitte keine weiteren Fragen. Wir können uns auch darauf einigen, dass er ein Schamane ist, wenn dir das besser gefällt.«
    Wir hatten uns leise unterhalten. Es war nicht festzustellen, ob sich jemand gestört fühlte. Eine Gegenreaktion zumindest erlebten wir nicht. In diesem großen Haus blieb es still und finster.
    Die Dunkelheit wollten wir vertreiben. Unsere normalen Leuchten reichten nicht aus. Wir hatten die lichtstärkeren Lampen mitgenommen und schalteten sie ein.
    Plötzlich waren die beiden hellen Strahlen da, und wir rechneten damit, dass irgendwelche Monster oder

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