1441 - Der Seelenfluss
ich. Sie könnten Unterstützung von einer anderen Macht erhalten. Das alles geht mir durch den Kopf, und ich würde dies nicht zu weit wegwerfen.«
»Interessant.«
»Susa ist auch dieser Meinung.«
Han-Check schaute seine Tochter intensiv an. »Bist du das?«
»Ja, das bin ich. Ich kenne dich. Du hast nur deinen Erfolg im Sinn. Um ihn zu erreichen, tust du alles. Du würdest mich auch diesem Schamanen überlassen, von dem man wieder spricht. Die Menschen haben Angst, das weiß ich genau. Und wer Wu einen Gefallen tut und sich auf seine Seite stellt, der wird mit Erfolg belohnt. Ich bin davon überzeugt, dass du alles gewusst hast. Dir war immer klar, wo ich mich aufhielt, und ich glaube auch, dass du mich durch deine Vasallen hast beobachten lassen. Es ist ganz einfach. Man schafft die Menschen an einen bestimmten Ort, hält sie dort fest und kann darauf vertrauen, dass der Schamane kommt und sie sich holt.«
Han-Check legte den Kopf schief. »Aber du bist meine Tochter…«
Susa schrie und lachte zugleich. »Gerade weil ich deine Tochter bin! Du hast mich immer gehasst! Du hast einen Sohn gewollt, was dir nicht vergönnt war. Ich fühlte mich nie von einem Vater behandelt, sondern immer von einem Fremden. So und nicht anders ist das zu werten. Wenn du mich opferst, ist dein Weg offen. Dann hast du freie Bahn. Dann wird man dir den Schutz geben, den du immer gewollt hast, und du kannst noch mächtiger werden. Aber du hast dich geirrt. Ich lebe noch. Man hat mich gefunden, im Gegensatz zu den anderen verschwundenen Mädchen und Frauen. Und ich will noch weiterhin am Leben bleiben, das schwöre ich dir.«
Han-Check sagte nichts. Er dachte nach. Er schaute seine beiden Besucher an. Suko hätte einiges dafür gegeben, hätte er gewusst, was im Kopf des Mannes ablief.
»Hast du dir das alles selbst ausgedacht?«, fragte er schließlich.
»Ich habe ihr dabei geholfen«, erklärte Suko.
»Der große Retter und Prinz.«
»Nur ein normaler Mensch.«
»Und doch recht bekannt.«
»Soll ich das auf mich beziehen?«
Han-Check lächelte wieder. Er ging dabei zurück und stellte sich so hin, dass der Schreibtisch zwischen ihnen stand. »Sie können das auf sich beziehen, Suko. Da ich zu denen gehöre, die sich in der Stadt auskennen, ist Ihr Name mir nicht unbekannt. Ich weiß, wer Sie sind und kann Ihnen nur gratulieren. Sie haben viel erreicht. Man hat Respekt vor Ihnen, alle Achtung. Aber es ist für keinen Menschen gut, wenn er in mein Gebiet eindringt oder meine Kreise stört. Das sollte Ihnen auch klar sein. Ich habe mich einmal entschlossen, einen bestimmten Weg zu gehen, und davon werde ich mich nicht abhalten lassen.«
»Dann sind Sie also informiert?« Der Geschäftsmann hob die Schultern. »Natürlich bin ich das. Ein Mann in meiner Position muss das einfach sein. Ich bin in einem sensiblen Geschäft tätig. Da ist es wichtig, immer erschöpfend informiert zu sein, um alle Chancen nützen zu können. Da darf man nicht pingelig sein.«
»Anders ausgedrückt, man kann auch über Leichen gehen.«
»Das haben Sie gesagt, Suko.«
»Und Sie haben Ihre Tochter genommen, um die Verbindung zu dem Schamanen herzustellen, um zu zeigen, dass Sie…«
»Das habe ich!«
Suko verschlug es die Sprache. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Da konnte er nur den Kopf schütteln.
Auch Susa war geschockt. Sie atmete scharf ein. Durch den Druck ihrer Hand presste sie Sukos Finger zusammen. Aus ihrem Mund drangen Laute, die nicht zu verstehen waren.
»Sie geben also zu, dass Sie Ihre Tochter…«
Han-Check wischte die weiteren Worte mit einer scharfen Handbewegung weg. »Ja, das gebe ich zu. Und ich habe nicht damit gerechnet, dass sie hier wieder erscheint. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Sie gehört dem Schamanen. Ich habe sie ihm versprochen, und bisher habe ich meine Versprechen gehalten.«
Es war ein regelrechter Ausbruch des Mannes gewesen. Er war zu einem Vulkan geworden, und Suko wusste, dass dieses Geständnis Susa und ihn in eine verdammt schlechte Lage gebracht hatte.
Jetzt konnte er sie beide nicht mehr laufen lassen! Zumal er über Sukos Beruf Bescheid wusste.
Han-Check hatte genug gesagt. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
In seinen Augen schienen Funken zu tanzen. Er freute sich, aber auf was konnte er sich freuen?
Diese Frage stellte sich Suko. Zugleich ging er davon aus, dass Han-Check nicht allein in diesem Haus lebte. Einer wie er musste einfach seine Leibwächter haben, aber
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