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1441 - Der Seelenfluss

1441 - Der Seelenfluss

Titel: 1441 - Der Seelenfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mensch auch getan habe.«
    Trotz ihrer Angst hatte Susa genau zugehört. Und ihr war klar geworden, dass sie das nächste Opfer sein würde. Geopfert den uralten Ahnen. Verloren im Jenseits, ertränkt im Wasser, so wie es seit alters her der Brauch war.
    »Nein«, flüsterte sie. »Nein, bitte nicht.« Zum ersten Mal stieg Todesangst in ihr hoch. Sie veränderte etwas in ihrem Innern. Zudem drehte sich diese düstere Welt von ihren Augen wie ein Kreisel, sie selbst kam sich vor wie ein Vogel, der im Kreis flog.
    Den Druck nach hinten spürte sie kaum. Eine Sekunde schwebte sie über dem schmutzigen Wasser, dann saugte sich ihre Kleidung voll und zog sie in die Tiefe.
    Ein Opfer für die Ahnen und neue Nahrung für den Seelenfluss…
    ***
    Rennen, beeilen, so schnell laufen wie möglich!
    All das wäre wichtig für uns gewesen, aber wir schafften es nicht.
    Die Umstände waren zu schwierig, und so kamen wir nur recht langsam voran, denn auf dem glatten Boden ausrutschen wollten wir auf keinen Fall.
    Ich hatte die Führung übernommen. Suko und Shao blieben dicht beisammen. Mir kam der verdammte Tunnel unendlich lang vor.
    Das war er sicherlich nicht, aber uns saß die Zeit im Nacken.
    Wo war das Licht? Dieses bleiche Etwas, von dem Suko gesprochen hatte?
    Wir sahen nichts, denn der Tunnel, eingehüllt aus einer Mischung aus Finsternis und fahler Helligkeit, kam mir vor wie der Weg in ein tiefes, tödliches Grab.
    Aber er hatte ein Ende, und wir sahen tatsächlich diesen hellen Schein über dem Wasser schweben.
    Shao machte uns mit einem Schrei darauf aufmerksam. Ich erkannte, dass wir bald das Ende des Tunnels erreicht hatten. Das Wasser mündete in ein künstliches Becken unter der Erde, und dort schaukelte auf der Oberfläche des Gewässers die Barke.
    Wir entdeckten zudem, dass es kein Licht war, was uns den Weg gewiesen hatte. Die Helligkeit wurde von einer bleichen Gestalt abgegeben, die ich als ein Gespenst ansah.
    Dann passierte noch etwas. Wir waren ein paar Schritte weiter gelaufen, als sich von der Barke eine Gestalt löste, die rücklings ins Wasser klatschte.
    »Das ist Susa!«, rief Shao.
    Es stimmte. Und es stimmte auch, dass die bleiche Gestalt – vielleicht der Schamane – alles daransetzte, um den Ahnen gerecht zu werden, die ein neues Opfer forderten.
    Für uns gab es nicht mehr viel zu überlegen. Dazu war auch nicht die Zeit. Wir mussten sofort handeln, und genau das taten wir.
    »Ich hole Susa«, sagte ich und stürzte mich mit reiner Todesverachtung in die Brühe…
    ***
    Suko und Shao liefen weiter. Sie wollten so nahe wie möglich an die Barke herankommen, und sie machten durch Schreie auf sich aufmerksam, dass sie unterwegs waren.
    Die weiße Gestalt hatte sie gehört. Sie drehte ihren ebenfalls weißen Kopf. Dunkle Löcher waren in der bleichen Fratze zu erkennen.
    Suko und Shao entgingen auch die Bewegungen nicht. Man konnte sie nicht mit denen eines Menschen vergleichen. Sie waren anders, weicher und geschmeidiger, was bei einem normalen Körper gar nicht möglich war.
    Was John Sinclair tat, interessierte Suko nicht. Er wollte an die Gestalt auf der Barke heran, und wie sein Freund John stürzte auch er sich in die schmutzigen Fluten.
    Shao blieb zurück. Sie drückte Suko und John die Daumen.
    Dann tauchte Suko wieder auf. Das Wasser war tatsächlich tief genug, um schwimmen zu können. Der kräftige Sprung und der sich daran anschließende Schwung hatten ihn dicht bis an das Boot herangebracht. Jetzt schnellte er wie ein fliegender Fisch aus der Brühe, um die Barke zu entern. Nur John Sinclair und Susa sah sie nicht. Sie schienen von den schmutzigen Fluten für alle Zeiten verschluckt worden zu sein…
    ***
    Ich kämpfte mich durch das Wasser. Den Mund hielt ich geschlossen. Ich hatte vor dem Eintauchen so viel Luft wie möglich eingeatmet und hoffte, dass diese Menge ausreichte, um lange genug aushalten zu können.
    Kaum war ich unter Wasser, als ich dessen Tücke zu spüren bekam. Das war kein normales Fließen mehr. Es gab auch keinen Stillstand. Um mich herum wirbelten die Strudel und zerrten an mir wie gierige Arme, gegen die ich ankämpfen musste.
    Wo war Susa?
    Trotz des schmutzigen Wassers musste ich die Augen offen halten, um wenigstens etwas sehen zu können. Die Welt in meiner Nähe war zu einem flüssigen Nebel geworden. Da war nichts mehr zu erkennen. Die Konturen verschwammen zu einem Brei.
    Ich suchte nach Susa und hoffte, dass sie an mir vorbei trieb.
    Nichts.
    Ich

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