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1447 - Sturmwelt am Scheideweg

Titel: 1447 - Sturmwelt am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Und nur dieses eine Schiff, Toggare-Ho."
    Im nächsten Moment stand Kun-Ri neben ihm. Geschmeidig und lautlos wie eine Katze war er die Strickleiter zum Mastkorb hinaufgeklettert.
    Er schirmte die Augen gegen die tiefstehende rötlichgelbe Sonnenscheibe ab.
    Deutlich sah er das breite, auf vielen klobigen Kufen über die Dünen gleitende Segelschiff, das sich durch seine Plumpheit unvorteilhaft von den schlanken und schnellen Drachenschiffen der Putranai unterschied. „Ein Jägerschiff der Sash-Metemoa", sagte Kun-Ri nachdenklich. „Auf Heimatkurs mit höchstens zehn Waagni-Bälgen an den Bordwänden. Es hat demnach die Jagd vorzeitig abgebrochen."
    Er hob die Stimme. „Drache-Ogor und Drache-Lugur, wir greifen an. Wir nehmen die Backbordseite!"
    Unten zog ein Tomrade ejne Reihe Signalflaggen hoch, um die Befehle an die Drache-Lugur zu übermitteln.
    Andere Tomraden drehten die Segel auf der Drache-Ogor und der Drache-Lugur oder machten die Mastbrecher und Enterhakenschleudern bereit. Beide Drachenschiffe schwenkten herum und glitten dem Jägerschiff entgegen, während die übrigen elf Schiffe der Putranai die Segel refften, um den beiden anderen Schiffen nicht davonzufahren.
    Im Mastkorb seines Schiffes schlang Kun-Ri einen breiten Gürtel um seinen Brush-Ar, schob die Dolche hinein, die ein Tomrade ihm reichte und gürtete sich dann mit der zweischneidigen Streitaxt. Zuletzt nahm er den Rundschild und schob den linken Unterarm durch den Riemen.
    Danach blickte er mit funkelnden Augen dem Jägerschiff entgegen. Er fühlte unbändigen Stolz, als er die Beute fixierte.
    Unwillkürlich senkte sich sein Blick und verharrte für Sekunden auf dem mächtigen, rotbemalten Drachenschädel, der den hoch über den Bug hinausragenden Vorsteven zierte.
    Es war keineswegs ein geschnitzter Drachenschädel, sondern der präparierte Schädel einer Mördermajestät, also eines der größten Flugdrachen von Bugaklis - und er war von Kun-Ri im Zweikampf erlegt worden. Von diesen Schädeln hatten die Schiffe der Putranai ihren Namen Drachenschiffe.
    Die Drachenköpfe zeugten von der Unerschrockenheit und Kampftüchtigkeit der Putranai, des einzigen Stammes der Tronahae, der sich eine kriegerische Lebensweise bewahrt hatte und wirklich frei war. Die Putranai bauten weder Getreide an noch hüteten sie Herden. Sie herrschten über die Wüste. Regiert von der Adelsschicht der Toggare, denen der Toggare-Ho vorstand, fuhren die als Krieger ausgebildeten Vasallen, die Tomraden, kreuz und quer durch die Wüstengebiete nördlich und südlich des Äquators.
    Sie führten nicht offen Krieg, nicht mehr, seit sie gemerkt hatten, daß sie dadurch die in ihren Augen verweichlichten niederen Tronahae gegen sich aufbrachten und zur Ausbildung eigener Krieger zwangen, was zum Schrumpfen der Zahl der Putranai geführt hatte. Nein, sie begnügten sich damit, Tribut von den Ackerbauern und Handwerkern der Tronahae-Dörfer zu kassieren. Als Gegenleistung schützten sie sie vor Killerkraken und geleiteten Handelskarawanen durch Wüstengebiete, in denen vielerlei Gefahren lauerten.
    Nur dann, wenn sicher war, daß keine Zeugen übrigblieben, überfielen sie einzelne Schiffe oder kleine Gruppen von Schiffen. Die Ladung wurde übernommen, die Schiffe wurden ausgeschlachtet und die überlebenden Tronahae adoptiert, sofern sie den Bluteid schworen. Solche Adoptionen waren immer öfter notwendig geworden, denn aus unerfindlichen Gründen blieben immer mehr Ehen unter Putranai kinderlos.
    Kun-Ris Blick verfinsterte sich.
    Tief in seinem Innern nagte die Furcht an ihm, daß sein Stamm aussterben könnte oder daß er durch Aufnahme von zuviel Tronahae-Blut degenerierte. Er nahm sich vor, die Große Mutter um Hilfe für die Putranai zu bitten.
    Die Große Mutter!
    Sie war der Grund, warum der gesamte Stamm der Putranai mit seinen rund fünfhundert Seelen und 13 Schiffen unterwegs war. Sein Ziel war die Große Mutter, denn der Schamane hatte verkündet, daß sie in Bedrängnis sei.
    Kun-Ri vermochte sich nicht vorzustellen, wodurch die Große Mutter in Bedrängnis geraten könnte. Dennoch war er fest entschlossen, seinen Stamm zu ihr zu führen. Vielleicht konnte diese Demonstration des guten Willens sie veranlassen, den Fluch der Unfruchtbarkeit von den Putranai zu nehmen.
    Eigentlich kam das Jägerschiff ungelegen, weil es die Drachenschiffe aufhielt. Aber die sich förmlich anbietende Beute konnte kein Toggare-Ho entschlüpfen lassen, ohne bei den Tomraden an

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