1448 - Der Kaiser von Karapon
Kampf zu gewinnen."
„Der Mut und die Opferbereitschaft meiner Soldaten sind das größte Kapital des Sternenreichs von Karapon", sagte Thoy-P'ang ausdruckslos. „Meine Soldaten geben keinen Kampf verloren, solange noch einer von ihnen imstande ist, eine Waffe zu halten. Alles andere ist Hochverrat!"
„Das weiß ich, mein Kaiser", versicherte Del-Mion niedergeschlagen. „Andererseits", fuhr Thoy-P'ang fort, „wäre diese Kartanin", und er deutete auf Dao-Lin-H'ay, „bei den Kämpfen um Bentu-Karapau entweder getötet oder befreit worden. Eine tote Dao-Lin-H'ay wäre für uns nutzlos gewesen, eine befreite dagegen äußerst gefährlich. Deinem Bericht zufolge befindet sich der zweite Teil der Perle Moto in Ardustaar. Das bedeutet, daß die Kartanin jetzt wahrscheinlich schon im Besitz der Perle wären, wenn du, Del-Mion, Dao-Lin-H'ay nicht von Bentu-Karapau weggeschafft hättest."
„So ist es, mein Kaiser", bestätigte Del-Mion schon ein wenig hoffnungsvoller. „Und als verantwortungsbewußter Karaponide konntest du eine so heikle Mission natürlich auch nicht irgendeinem anderen überlassen."
„Es erschien mir als ratsam, eine so wertvolle Gefangene nicht aus den Augen zu lassen", sagte Del-Mion demütig. „Es gab im Zusammenhang mit dieser Kartanin allerhand abergläubisches Gerede. Selbst einige meiner Offiziere zeigten Furcht und einen bedenklichen Mangel an Besonnenheit."
Dao-Lin-H'ay konnte sich eines spöttischen Lächelns nicht erwehren. Der Kaiser von Karapon sah es, reagierte aber nicht darauf. Aber immerhin tauchte in seinen Gedanken der Name „Sar-Teh" auf.
Auch Sar-Teh hatte es sich nicht nehmen lassen, schon vor der Landung einen Bericht nach Karapon zu funken. Dieser Bericht enthielt eine eindeutige Warnung.
Sar-Teh hielt Dao-Lin-H'ay für gefährlich.
Er warnte seinen Kaiser ausdrücklich vor der Kartanin und bat ihn geradezu händeringend darum, sich unbedingt von ihr fernzuhalten.
Genau das war ein Fehler gewesen. Sar-Teh hatte mit diesem Bericht das genaue Gegenteil dessen erreicht, was eigentlich in seiner Absicht gelegen hatte: Er hatte Thoy-P'angs Neugierde zusätzlich angestachelt. Der Kaiser von Karapon war fest entschlossen, allen Rätseln und Geheimnissen, die es im Zusammenhang mit Dao-Lin-H'ay geben mochte, mit größter Gewissenhaftigkeit auf den Grund zu gehen.
Das ist nicht gut, dachte Ge-Liang-P'uo besorgt. Es klingt nach einer Menge Schwierigkeiten - vor allem für dich!
Ich weiß, erwiderte Dao-Lin-H'ay. Aber das ist ein Risiko, das ich eingehen mußte.
Er hat die Perle Moto. Irgendwie mußte ich ja an ihn herankommen.
Soll das bedeuten, daß du diese Reaktion absichtlich provoziert hast? fragte Ge-Liang-P'uo erschrocken.
Was denn sonst? dachte Dao-Lin-H'ay gelassen zurück. Es hat besser funktioniert, als ich zu hoffen wagte. „Du hast richtig gehandelt", teilte der Kaiser von Karapon seinem General mit, dämpfte aber dessen Erleichterung sofort wieder, indem er hinzufügte: „Vorausgesetzt, du hast auch wirklich die richtige Kartanin erwischt. Aber in diesem Punkt können wir uns sehr schnell Gewißheit verschaffen."
Er drückte auf einen Knopf, und die Tür öffnete sich. „Komm herein, Feng-Lu!" befahl er. „Du sollst eine Gefangene identifizieren."
Dao-Lin-H'ay hielt für einen Augenblick den Atem an.
Sie sagte sich, daß sie mit dieser Entwicklung hätte rechnen müssen, aber es war eine Tatsache, daß sie es nicht getan hatte. Jedenfalls nicht in den letzten Minuten und nicht in dieser Form.
Und dann begriff sie, daß Thoy-P'ang diese Situation mit Absicht herbeigeführt hatte. Es war nur ein einziger, triumphierender Impuls, mit dem der Kaiser von Karapon sich verriet, aber für Dao-Lin-H'ay war es mehr als genug.
Thoy-P'ang hatte den Spieß umgedreht.
Er hatte Sar-Tehs Warnungen viel ernster genommen, als Dao-Lin-H'ay und Ge-Liang-P'uo gedacht hatten. Sar-Teh hatte behauptet, Dao-Lin-H'ay könne Gedanken lesen, und Thoy-P'ang hatte sich darauf eingestellt. Er hatte jeden Gedanken an Feng-Lu vermieden.
Wie hatte er das schaffen können? Besaß er etwa Erfahrung im Umgang mit Telepathen?
Dao-Lin-H'ay schob diese Fragen von sich. Sie würde später noch genug Zeit haben, ihnen nachzugehen - wenigstens hoffte sie das.
Sie drehte sich um - Feng-Lu gehörte nicht zu jenen, denen sie freiwillig den Rücken zuwandte, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.
Ein Impuls des Unwillens kam von Thoy-P'ang. Der Kaiser von Karapon betrachtete ihr
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