1448 - Flucht ins Bluthaus
hin. Als er die Seitentür erreichte, drehte er sich noch mal um.
Nein, es kam keiner hinter ihm her. Er musste sich etwas recken, um an die Klinke zu gelangen, zog sie dann nach unten und öffnete die Tür.
Der kalte Wind blies ihm ins Gesicht. Für einen Moment schauderte er zusammen, als er die Kälte auf seiner Haut spürte. Er presste den Stoff des Bademantels noch enger an sich. Sein Instinkt sagte ihm, zunächst mal abzuwarten und nach links und rechts zu schauen.
Sein Blick schweifte über den Hof, und der Kleine entdeckte sofort die Veränderung.
Zwischen dem Wohnhaus und den beiden anderen Gebäuden stand ein Auto.
Phil bekam große Augen. Autos interessierten ihn. Er wusste auch, welches seine Eltern fuhren, aber dieses Auto hatte er noch nie in seinem Leben gesehen.
Es war recht groß und hinten geschlossen. Es parkte auch nicht weit von der Scheune weg, wo Hasso schlief.
Schlief?
Phil dachte trotz allem nach. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken. Da stimmte etwas nicht. Hasso hätte sich melden müssen, wenn Fremde erschienen. Das hatte er nicht getan, und der Kleine bekam plötzlich große Angst.
Er wusste nicht, was er tun sollte. Dass er auf die Scheune zuging, wurde ihm gar nicht bewusst. Aber es war wichtig, dass er näher herankam, denn er sah an der Seitenwand der Scheune etwas Dunkles auf der Erde liegen.
Phil konnte es nicht erkennen, aber warum stieg plötzlich die Angst in ihm hoch?
Er fing an zu zittern. Auf der einen Seite wollte er wieder zurück ins Haus, auf der anderen zog es ihn wie magisch dorthin, wo das dunkle Bündel lag.
Das war kein Mensch. Da rührte sich nichts. Kein Zucken war zu sehen, kein Atmen zu hören.
Einen anderen Fremden sah er nicht. Aber er hörte Geräusche aus der Scheune. Keine Stimmen. Nur war es nicht ruhig. Da musste sich jemand befinden.
Phil lief einfach los. Die Katze hielt er auch weiterhin gegen seine Brust gepresst. Er wollte nicht stolpern und fallen. Sein kleines Herz schlug viel schneller als gewöhnlich, und als er den dunklen Gegenstand erreichte, fiel er auf die Knie.
Es war Hasso. Er bewegte sich nicht. Die Augen waren so komisch tot und leer. So etwas hatte er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen.
Phil weinte nicht, noch nicht…
Sein Mund zuckte nur. Er strich mit seiner kleinen rechten Hand über das Fell und spürte etwas Nasses, Klebriges an seiner Haut.
Er hob die Hand an und starrte darauf. Sie war rot!
War das Blut?
Der Junge begriff nichts und doch alles. Aber das Begreifen wollte bei ihm nicht weiter vordringen. Der Instinkt wehrte sich dagegen.
Er bewegte seine Lippen, ohne dass er etwas sagte. Plötzlich wurde ihm kalt.
Er musste schreien, doch dann hörte er ein Geräusch aus der Scheune.
Instinktiv ahnte er, dass ihm von dort Gefahr drohte. Er warf sich herum, rannte auf die Ecke der Scheune zu, war einen Moment später dahinter verschwunden und lief hinaus in die Dunkelheit, in der er sich Schutz erhoffte vor dem Schrecklichen, das auf der Farm geschehen war…
***
Saladin war kaum in der Dunkelheit verschwunden, als auch Dracula II den Transporter verließ. Auch der Vampir wusste, wie vorsichtig er sein musste, und verhielt sich entsprechend.
Bevor er sich auf den Weg zur Scheune machte, wollte er die Seitentür aufschieben.
Da hörte er das leise, aber bedrohlich klingende Knurren aus der offenen Scheune.
Ein anderer als Mallmann wäre zurückgezuckt. Er tat es nicht. Er war es gewohnt, Widerstände aus dem Weg zu räumen, und ging auf die Scheune zu.
Das offene Tor lockte ihn. Ein böses Lächeln umspielte seine Lippen, und die Augen gaben einen mörderischen Glanz ab.
Mallmann übertrat die Schwelle.
Genau da verstummte das Knurren. Kurz darauf war ein Winseln zu hören. Ein Geräusch, das von der Angst zeugte, den die Kreatur empfand.
Das Tier besaß einen besonderen Instinkt, und so wusste der Hund, dass etwas Ungewöhnliches auf ihn zukam.
Er lag noch immer in seinem Korb, aber er drückte sich so tief in das Kissen und gegen das Stroh wie eben möglich.
Mallmann wollte sich das Gewinsel nicht länger anhören. Schon längst hatte er die an der Wand lehnende Heugabel entdeckt, die er jetzt mit festem Griff umspannte.
Eine Drehung, ein Schritt nach vorn, dann stand er vor dem Korb.
Der Hund traute sich nicht mal, zu ihm hoch zu schauen. Dracula II nahm auch die zweite Hand zu Hilfe, schätzte die Entfernung zwischen der Heugabel und dem Hund ab – und rammte die Gabel tief in den Körper
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