1448 - Flucht ins Bluthaus
Bewegungen ging er vor. Schon nach dem zweiten Schritt hatte er das Tor erreicht. Er drehte den Kopf zuerst nach links, dann nach rechts. Er entdeckte nichts Verdächtiges.
Dennoch stimmte hier etwas nicht.
Saladin musste sich noch im Haus befinden. Mallmann glaubte, seinen Schatten hinter den erleuchteten Fenstern zu sehen. Er ging auf und ab. Der Vampir ging davon aus, dass er seinen Part hinter sich gebracht hatte.
Auch der tote Hund bewegte sich nicht. Von ihm konnte das Geräusch nicht gekommen sein.
Wäre sein Blutdurst nicht so groß gewesen, hätte er sich noch in der Umgebung näher umgesehen. Dann wurde er abgelenkt, denn er sah, dass Saladin das Haupthaus verließ.
Der Hypnotiseur blieb für einen kurzen Moment stehen, blickte sich um und schien zufrieden zu sein, denn er ging mit lockeren Schritten auf die Scheune zu, in die sich Mallmann wieder lautlos zurückzog…
***
Wir hatten den Hof des Farmers gefunden, aber uns war gleichzeitig klar, dass wir sehr auf der Hut sein mussten. So hatten wir abgesprochen, nicht zu dicht an den Hof mit den drei Gebäuden heranzufahren.
Wir hielten so weit entfernt an, dass der Rover von unserem Ziel aus nicht gesehen werden konnte.
»Es wäre gut, wenn wir uns trennen!«, schlug die Vampirin vor und lächelte.
Ich sprang darauf an. »Dann willst du uns wieder allein lassen und dich verziehen?«
»Nein, das werde ich nicht. Ich lasse euch allein, doch ich werde in der Nähe sein. Okay?«
Wir kannten sie. Was sich die Blutsaugerin einmal in den Kopf gesetzt hatte, führte sie auch durch, und deshalb ließen wir sie ziehen.
Wie eine Schattengestalt huschte sie über den Acker.
Auch Suko und ich sahen zu, dass wir wegkamen. Es passte uns nicht, dass es hier keine Deckung gab. Da konnte man nichts machen. Der einzige Schutz war die Dunkelheit, und die würde noch ausreichen, bis wir die Sache durchgezogen hatten.
Wir beide glaubten daran, dass wir dicht vor dem Finale standen.
Dracula II und auch Saladin endlich ausschalten zu können, das hatte schon etwas, und mein Herz schlug entsprechend schnell.
Wir liefen nicht direkt auf das Haupthaus zu, sondern schlichen uns im Sichtschutz der Nebengebäude an.
Der Boden war weich. Zwar hatte es in manchen Nächten gefroren, aber der Frost war nie tief eingedrungen, und die Wärme des Tages hatte die gefrorenen Stellen wieder aufgetaut, was das Gehen etwas erschwerte. Ich wollte gar nicht erst nachschauen, wie meine Schuhe aussahen.
Ständig waren unsere Blicke nach vorn gerichtet, ohne sich jedoch nur auf einen Punkt zu konzentrieren. Wir suchten die Umgebung auch rechts und links der drei Häuser ab. Nur hinter den unteren Fenstern des mittleren Hauses brannte Licht. Die beiden anderen Bauten – Scheune und Stall wohl – lagen im Dunkeln.
»Welches nehmen wir?«, fragte Suko.
»Das linke.«
Wir änderten ein wenig die Richtung. Allerdings blieben wir auch weiterhin geduckt, sodass wir nicht so leicht als Menschen zu erkennen waren. Die Kälte hielt sich in Grenzen, weil auch der Wind fast eingeschlafen war.
Dem Bau näherten wir uns von der Rückseite her. Und jetzt trieb der schwache Wind einen bestimmten Geruch in meine Nase. So roch Stroh oder Heu. Für mich stand fest, dass der Bau eine Scheune war, in der das Futter für die Tiere im Winter aufbewahrt wurde.
Alles lief bisher gut ab. Es gab keine Probleme. Doch dass wir nicht zu einem Spaziergang unterwegs waren, das wurde uns klar, als wir so nahe an die Gebäude herangekommen waren, dass wir den abgestellten Transporter auf dem Hof entdeckten.
»Aha«, sagte Suko nur.
Einen Augenblick später zuckten wir beide zusammen. Bisher hatten wir keine fremde Bewegung gesehen. Plötzlich lief uns etwas entgegen. Es hatte sich aus dem düsteren Bereich der Scheune gelöst. Dieses Etwas war klein, aber es lief auf zwei Beinen.
»Ein Kind!«, stieß Suko keuchend hervor.
Ich war bereits unterwegs. Was mir da genau durch den Kopf schoss, wusste ich nicht. Mir war nur klar, dass sich dieses Kind auf keinen Fall bemerkbar machen durfte. Also nicht losschreien oder weinen. Das wäre fatal gewesen.
Ich hatte einen Schwenk gemacht, sodass ich das Kind von der Seite her erreichen musste. Ich erkannte jetzt, dass es ein Junge war. Er lief einfach nur weiter. Er sprach auch nicht, sondern stierte irgendwie nach vorn.
Und dann war ich da.
Zwei blitzschnelle Griffe. Den einen setzte ich von der Seite her an, damit riss ich den Jungen hoch. Bevor er sich von
Weitere Kostenlose Bücher