1450 - Insel der Vampire
mir nichts anderes übrig. Ich denke, das wird auch meine Seite verstehen.«
Ja oder nein?
Wir steckten in einer Zwickmühle. Aus Erfahrung wusste ich, dass es nicht viel einbrachte, wenn man sich mit den Geheimdiensten anlegte. Es sei denn, man besaß die entsprechenden Beweise, um einen bestimmten Skandal aufzudecken. Das traf hier nicht zu. Der eigentliche Skandal spielte sich auf dieser verdammten Insel ab, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir sie bald besuchen würden.
Eine Insel der Vampire! Etwas Schlimmeres konnte ich mir nicht vorstellen.
»Geben Sie mir ein Telefon. Ich habe mein Handy leider verloren.«
Ich holte den Apparat aus der Station.
»Danke.« Jeff Holm drehte sich so, dass wir nicht mitbekamen, welche Nummer er eintippte. Er bekam Verbindung, denn er meldete sich mit einem seltsamen Satz. »Die Kälte reicht bis ins Mittelmeer hinein. Geben Sie mir den Chef.«
Er musste nicht lange warten, und wir hörten ihn wieder sprechen. »Die Bombe ist geplatzt, und ich möchte, dass ich abgeholt werde. Ich konnte der Detonation entkommen.« Danach sagte er, wo man ihn abholen sollte, und an seinem zufriedenen Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass alles nach seiner Nase lief.
»Es geht klar«, sagte er zu uns. »Ich bin gleich verschwunden.«
»Wie schön für Sie«, antwortete ich und ließ mich auf einer Sessellehne nieder. »Damit sind die Fronten aber nicht geklärt. Sie werden auch weiterhin unter dem Vampirbiss zu leiden haben.«
Holm winkte ab. »Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken. Das regle ich schon. Es arbeiten für unseren Dienst wirklich gute Spezialisten. Ich denke, dass ich eine Blutwäsche bekommen werde. Dann ist bei mir wieder alles okay.«
»Das könnte so sein«, gab ich zu. »Verlassen würde ich mich darauf allerdings nicht.«
»Das ist mein Problem.«
»Wie Sie wollen.«
»Können Sie mir ein Handtuch geben, Mr Sinclair? Ich möchte mir die Wunde etwas abtupfen.«
Ich holte das Gewünschte aus dem Bad und reichte es ihm.
»Danke.« Er drückte das Tuch leicht gegen seine linke Halsseite.
Dabei schaute er Suko und mich an. »Auch Sie werden Ihre Probleme bekommen, denke ich.«
»Wieso?«
»Hören Sie auf, Mr Sinclair. Sie wissen, was ich meine. Es ist Ihr Job, Vampire zu jagen, und nicht meiner. Ich kann Ihnen schon jetzt viel Glück auf dieser schönen Insel wünschen.«
»Das steht noch nicht fest«, erklärte Suko.
»Ach. Sind Sie nun Vampirjäger oder nicht?«
»Das schon«, gab ich zu. »Nur welchen Schaden können die Blutsauger anrichten, wenn sie auf einer Insel sind? Da ist ihnen doch die übrige Welt verschlossen.«
»Dann belassen Sie es dabei?«
»Das habe ich nicht gesagt. Nur werden die Blutsauger auf einem einsamen Eiland nicht den Terror verbreiten können wie in einem von Menschen besiedelten Gebiet. Außerdem ist es nicht eben toll, in die Pufferzone zwischen gewissen Mächten zu geraten.«
»Da kann ich Ihnen zustimmen. Aber es ist nicht mein Job, dar über zu entscheiden.«
»Wie wahr.«
Jeff Holm hob den rechten Arm und bewegte die Hand kreisförmig über seinem Kopf. Einen Heiligenschein wollte er bestimmt nicht andeuten, und das bekamen wir auch gleich darauf bestätigt.
»Ich kenne das Spiel, Freunde. Die wichtigen Entscheidungen treffen nicht wir, sondern die Typen über uns. Daran sollten auch Sie denken. Ich habe da meine Erfahrungen sammeln können.«
»Das glauben wir Ihnen gern«, sagte Suko. »Sie werden noch einiges zu hören bekommen, wenn Sie Ihre Karten offen auf den Tisch legen.«
»Darüber bin ich mir durchaus klar.« Er lachte auf. »Aber so schlecht sieht meine Zukunft nicht aus. Ich denke, dass ich einen Job im Innendienst bekomme. Das ist auch etwas wert, auch wenn ich mich noch zu jung fühle und mir der Kanonendonner fehlen wird. Im übertragenen Sinne natürlich.«
»Klar, wir haben auch nichts anderes angenommen.«
»Super.« Er grinste und schaute mich an. »Aber Ihr Kreuz können Sie in Zukunft stecken lassen. Ich habe früher nicht viel davon gehalten und jetzt erst recht nicht.«
»Das war ein Fehler.«
»Wieso?«
»Hätten Sie so etwas mit auf die Insel genommen, wäre Ihnen der Biss erspart geblieben.«
Er beugte den Kopf vor und nickte. »Ja, Sie haben wahrscheinlich Recht. Dieses verdammte Weib, diese Rosanna, sie hat wirklich alles im Griff. Das ist ihre Insel. Sie hat dort die Gesetze geschrieben. Leider, muss man sagen, aber ich kann es nicht ändern.« Er blies die Luft aus.
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