1450 - Insel der Vampire
Hassan seine Knie ausgebreitet und stemmte sie zu beiden Seiten des Körpers in den Sand.
Die Hände drückten Sobecs Schultern zu Boden. Das war genau die Lage, die er brauchte.
Ein letzter Blick.
Beide schauten sich in die Gesichter.
Sobec dachte nicht mehr an seine Schmerzen. Er holte keuchend Atem, und die schreckliche Vorstellung, sein Blut zu verlieren, geisterte durch seinen Kopf. Dabei besaß Hassan nicht mal so lange Zähne, wie er sie von den Abbildungen eines Vampirs kannte.
Doch der Blutdurst war da!
Hassan senkte den Kopf. Er tat es langsam, und das war sein Fehler.
Der Schuss zerriss das Geräusch der anrollenden Wellen. Der Kopf des Blutsaugers zuckte in die Höhe. Auf dem Rücken liegend sah Sobec das halb zerstörte Gesicht. Er erlebte noch das letzte Zucken der Gestalt und konnte ein wahnsinnig klingendes Lachen nicht unterdrücken, als Hassan zur Seite in den Sand kippte.
Nur zwei Meter hinter ihm steckte Suko seine Beretta weg…
***
Es war verdammt schwer für mich, auf dieser doch recht schmalen Plattform auszuweichen. Ich versuchte es trotzdem und drückte mich so eng wie möglich gegen die Felswand.
Die Schwarzhaarige erwischte mich trotzdem. Sie war dicht vor mir, und sie krallte ihre Hände in meine Kleidung. Ich wurde noch härter gegen den Fels gedrückt. So war es mir nicht möglich, an meine Beretta zu gelangen.
Ein Gesicht starrte mich an. Nein – es war eine Fratze. Weit stand der Mund auf. Die beiden aus dem Oberkiefer ragenden Eckzähne waren nicht zu übersehen. Tief im Rachen wurde das Fauchen geboren. Es war das Zeichen zum Blutbiss.
Ich nutzte meine letzte Chance. Auch wenn es wehtat, ich rammte meinen Kopf nach vorn. Dabei hatte ich ihn etwas gesenkt, und so rammte meine Stirn gegen ihre Nase.
Das hässliche Geräusch deutete ein Brechen an. Einen Schmerzensschrei hörte ich nicht. Dafür ließ der Druck nach, denn die Schwarzhaarige war durch den Treffer zurückgestoßen worden.
Ich drehte mich und verwischte sie noch mit der rechten Schulter, sodass sie zur Seite geschleudert wurde. Sie ruderte mit den Armen und fing sich auch, aber ich hatte nun Platz für einen Tritt.
Der traf ihren Leib.
Es riss die Vampirin in die Höhe. Sie schien vor mir zu wachsen.
Nur für einen Moment, dann ging sie nach hinten – und trat ins Leere.
Plötzlich war sie weg!
Ich hörte ein Geräusch, das ich nicht so richtig einordnen konnte.
Es war ein jammernder Schrei, aber dazwischen auch das Brechen von Holz.
Danach wurde es still.
Ich schob mich vor, bis ich den Rand der kleinen Plattform erreicht hatte.
Von dort aus schaute ich nach unten.
Es war leider zu dunkel, um alles genau erkennen zu können. Auf halber Höhe aber wippte die Gestalt der Blutsaugerin. Ich war natürlich neugierig und wollte genau wissen, was passiert war.
Der Strahl meiner Leuchte fand seinen Weg in die Tiefe. Ich hatte noch nicht gesehen, dass an dieser Seite am Fuß des Felsens eine Korkeiche wuchs.
Durch die Wucht des Aufpralls der Vampirin in seine Krone war ein kräftiger Zweig gesplittert. Und der spitze Stumpf des Zweiges war wie eine Lanze durch ihren Körper gedrungen und schaute aus ihm hervor.
Aufgespießt!
Das perfekte Ende einer Blutsaugerin, die auf dem Baum hängend langsam verfaulen und zu Staub zerfallen würde. Einen besseren Sieg konnte ich nicht erreichen…
***
Auf meinem Weg nach unten fand ich einen zweiten Vampir, der nicht mehr als solcher existierte. Sukos Dämonenpeitsche hatte ihn von seinem dämonischen Dasein erlöst. Suko selbst fand ich am Strand, nicht weit von unserem Schlauchboot entfernt.
Er stand neben Sobec und schaute auf ihn hinab. Der Serbe lag im Sand und stöhnte vor sich hin. Auf den ersten Blick erkannte ich, dass etwas mit seinen Händen war.
»Und?«
Suko hob die Schultern. Er deutete auf die zweite Gestalt im Sand.
Ein Kopfschuss hatte ihr unseliges Leben beendet. Ich erinnerte mich daran, einen Schuss gehört zu haben.
»Sobec wollte Hassan mit einem Ruder erschlagen. Es gelang ihm nicht, denn Hassan drehte den Spieß um. Er hat ihm die Unterarme gebrochen.«
»Er lebt ja noch.« Viel Mitleid konnte ich für den Serben nicht empfinden. Schließlich hatte er uns töten wollen.
»Und was hast du getan?«
Ich winkte ab. »Alles erledigt, Suko.« Ich hob die Schultern. »Es war eine Frau. Uralt. Deshalb muss sie schon seit was weiß ich wie vielen Jahren hier existiert haben. Wir können uns ja bei Fachleuten später über das Gebiet
Weitere Kostenlose Bücher