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1451 - Die Siragusa Formeln

Titel: 1451 - Die Siragusa Formeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zwanzig Minuten, Zwanzig Minuten reichten für die Strecke bis zum Schiff mehr als aus. „Ma-Vera!" rief er. „Du hast nicht mehr viel Zeit! Komm schon, bevor sie es merken!"
    Die Frau trat zögernd vor und sah in die Tiefe, Mit einer Hand packte sie den Stamm, zuckte aber zurück. Ihr Blick hing wie hypnotisiert auf dem Grund der Schlucht, „Ich kann es nicht", gab sie zurück. „Du mußtl" Xuo-No überblickte einen weiten Abschnitt des Waldrands, Gerade tauchten in einiger Entfernung ein paar lärmende Lorrio auf - und sahen den Baum. Jedenfalls ließ ihr Verhalten darauf schließen. Sie änderten den Tonfall ihrer Rufe und lockten dabei die Artgenossen an.
    Ma-Vera wagte einen zweiten Anlauf.
    Auch diesmal ohne Erfolg, denn sie war außerstande, sich mit den Händen am Stamm festzukrallen. Natürlich sah Xuo-No die Lorrio, und er war sicher, daß auch die Frau sie nun bemerkt hatte. Doch sie schaffte es nicht. Inzwischen kamen die Einwohner auf Pfeilschußweite heran. Ma-Vera stand steif wie eine Metallstange und starrte in die Tiefe. „Ma-Vera!" schrie er. „Komm! Komm!"
    Es hatte keinen Sinn mehr. Von dieser Seite aus konnte Xuo-No nichts mehr unternehmen. Die ersten Pfeile flogen in seine Richtung, und er floh mit weiten Sprüngen zur nahen Hügelkette. Dort ging er in Deckung und beobachtete die weiteren Ereignisse.
    Ma-Vera bewegte sich nicht.
    Ein dichter Pfeilhagel ging auf sie nieder; die Frau verlor das Gleichgewicht, schwankte und fiel. Xuo-No hörte keinen Aufprall - dazu tönte das Geschrei der Lorrio selbst bei ihm noch zu laut. Doch er war sicher, daß Ma-Veras Körper nun zerschellt am Grund der Schlucht lag.
     
    *
     
    „Ist das genug?" fragte der Techniker.
    Xuo-No hatte Schwierigkeiten, ins Bewußtsein zurückzufinden. Für den Bruchteil einer Sekunde erhellte etwas Licht die Simulatorkabine. Doch der Kommandant fand keine Zeit, sich darauf zu konzentrieren. „Nein", murmelte er. „Ich will einen Kontrollversuch, allerdings mit kleinerem Realitätsempfinden für mich."
    Bevor er noch die Augen ganz geöffnet hatte, wurde es wieder dunkel. Diesmal bewahrte er Distanz zu der Illusion, in die der Syntron sie versetzte. Sie standen auf einem Glutplaneten, geschützt nur durch unsichtbare Schirmkuppeln. Die Giftatmer bombardierten Maoti aus großer Höhe.
    Der letzte intakte Transmitter stand in der benachbarten Kuppel.
    Sie mußten in die Schutzanzüge steigen und trotz der Bomben hinüberlaufen. Zum Glück half die geringe Schwerkraft - ein einziger Schritt trug viele Meter weit. Ma-Vera sperrte sieh gegen die einzige Entscheidung. Aber diesmal wußte er genau, woran es lag: Sie fürchtete, den Weg bis in die nächste Kuppel nicht zu überstehen. „Keine Diskussion", entschied er. „Wir ziehen die Schutzanzüge an."
    Ma-Vera sträubte sich nicht, doch er sah, wie schnell ihre Finger fast steif wurden.
    Die Frau hatte ihre Bewegungen nicht mehr unter Kontrolle. Er mußte sie beobachten, sagte sich Xuo-No, deshalb war er hier.... Deshalb? An den Hintergrund erinnerte sich der Kommandant nur noch verschwommen, doch er zweifelte nicht am Sinn seines Vorhabens. „Los jetzt. Wir gehen hinaus."
    Draußen erwartete sie eine Gluthölle aus explodierenden Bomben und kochendem Methangas. Xuo-No trat als erster durch die Strukturschleuse. Ma-Vera zog er hinter sich her; sie stolperte mehr, als daß sie lief. Gleich die erste Detonation riß sie von den Beinen. Als sich Xuo-No aufrappelte, sah er die Frau zusammengerollt in einer Mulde liegen.
    Er wälzte sie auf den Rücken und sah ihr durch die Helmscheibe scharf ins Gesicht „Komm zu dir!" rief er über die Sprechverbindung. Ma-Vera reagierte nicht. Sie rollte nur mit den Augen und stieß sinnlose Wortfetzen hervor.
    Xuo-No wurde sich plötzlich der Realität wieder bewußt.
    Der furchtbare Anblick ließ ihn die Illusion verdrängen. „Schluß!" schrie er. „Es ist genug!"
    Der Anblick der anderen Kuppel verblaßte vor seinen Augen. Von einer Sekunde auf die andere fand sich der Kommandant in der Simulatorkabine wieder. Nicht mehr die Transmitterstation war wichtig, sondern nur noch Ma-Vera.
    Endlich wurde es hell. Neben ihm regte sich auf ihrer Liege die Frau. Ihr Fell war schweißverklebt, und noch zitterte sie ein wenig. „Bitte nicht noch einmal", flüsterte sie. „Es reicht jetzt."
    „Ja." Er schämte sich zutiefst. „Wir finden einen anderen Weg."
     
    *
     
    Die übrigen Stunden des Tages brachte er damit zu, sich über die Pläne

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