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1451 - Die Siragusa Formeln

Titel: 1451 - Die Siragusa Formeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht gewußt, daß man eine Kartanin im Zustand des Halbschlafs so zum Reden bringen konnte. „Ich weiß, wovon sie spricht", raunte er. „Erinnerst du dich an Bentu-Karapau? Die Soldaten des Kaisers von Karapon hatten die MARA-DHAO in ihre Gewalt gebracht. Wir standen alle unter Arrest. Was auch immer geschehen ist, es war bestimmt zu dem Zeitpunkt."
    „Still", raunte die Medikerin ebenso leise zurück.
    Ma-Vera öffnete wieder den Mund. Ein feiner Speichelfaden lief herunter und benetzte ihre Kinnbehaarung. „Es wird hell, ein Korridor... Ich bin nur Hauptmann, sagt der Soldat, aber ich weiß Bescheid, mich betrügt ihr nicht. Ich weiß nicht, was er meint. Er läßt mich in diesen Raum bringen. Er schnallt mich in einen Sessel. Er sagte, dies ist ein Schmerzverhör, du wirst reden..."
    Plötzlich stockte Ma-Vera. Sie begann zu stöhnen, wie der Kommandant ein Wesen nur selten hatte stöhnen hören.
    Ma-Veras Stöhnen ging in leises Wimmern über und versiegte dann ganz; sie sprach weiter. „Sag mir, was ich wissen will, schreit der Hauptmann... Aber ich weiß nicht, ich weiß nicht einmal, worauf er hinauswill. Die Schmerzen hören nicht auf. Es dauerte einen ganzen Tag lang. Der Hauptmann gibt nicht auf. Wie kann ein Kartanin so etwas tun? Auch, wenn er zu den Karaponiden gehört..."
    Nun schämte sich Xuo-No noch mehr, daß er sie durch die Simulationen gezwungen hatte. „Ich will nur noch, daß er aufhört", stieß Ma-Vera hervor. „Und irgendwann hört es auf. Bei jedem Wort zucke ich zusammen.
    Ich werde dein Gedächtnis blockieren lassen, sagte der Hauptmann. Seine Vorgesetzten wissen nichts, und er will nicht, daß sie etwas erfahren. Seine Vorgesetzten lieben keine eigenmächtigen Untergebenen..."
    Ihre Worte wurden zunächst schwer verständlich, dann stockte die Frau ganz.
    Minuten später waren sie sicher, daß nichts mehr kam. Der Syntron versetzte sie wieder in erholsamen Tiefschlaf, und ein warmer Luftzug trocknete ihren Schweiß. „Das ist es also", sagte die Medikerin. „Ich bin sicher, daß dieses Erlebnis ihre Angstzustände auslöst. Natürlich wissen wir nicht genau, was die Karaponiden unter einem Schmerzverhör verstehen, aber es hat sie fast zerbrochen."
    „Und was können wir für sie tun?" fragte Xuo-No.
    Die Medikerin zögerte. „Der Syntron könnte sie einer dauerhaften Hypnotherapie unterziehen. Aber hinterher wäre sie nicht mehr sie selbst. Ma-Veras Persönlichkeit wäre eine andere."
    „Du weißt keine andere Möglichkeit?" drängte der Kommandant. „Leider nicht. Wenn sie aufwacht, erinnert sich Ma-Vera an alles. Dann muß sie selbst darüber hinwegkommen."
    Xuo-No verließ die Medostation, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Er durfte seine übrigen Pflichten nicht vernachlässigen - selbst, wenn es sich um Ma-Vera handelte.
    Seit heute war sein Verhältnis zu ihr ein anderes als früher. Ma-Vera war nicht mehr eine von vielen. Sie brauchte seine Hilfe
     
    4.
     
    Die Perle Moto ließ sich keine weiteren Informationen entlocken. Wie kompliziert waren die Hyperimpuls-Kombinationen, mit denen man weitere Dateien öffnen konnte? Seit mehr als zwei Wochen versuchten sie nun, einen Durchbruch zu erzielen, und Dao-Lin-H'ay wußte, daß pro Sekunde eine halbe Million Impulsfolgen abgestrahlt wurden. Doch das Wissen um die Anzahl nützte ihr wenig.
    Sie mußten sich damit abfinden. Der zuletzt geöffnete Informationsspeicher erhielt den Namen Siragusa-Datei. Nun stand definitiv fest, daß das System der sechzehn Gleichungen in sich schlüssig war, daß tatsächlich nach allen neueren Erkenntnissen damit das Innere eines Schwarzen Loches beschrieben wurde. „Es ist soweit, Dao-Lin", meldete Mai-Ti-Sh'ou. „Wir fallen in den Normalraum zurück."
    Die ehemalige Wissende sah auf den großen Bildschirm. Statt undeutbarem Grau erschienen die Lichter der Milchstraße. Die Heimatgalaxis der Terraner lag ungefähr dreihunderttausend Lichtjahre entfernt und wirkte von hier aus wie ein kompakter, flachgedrückter Haufen. Daneben leuchteten andere Sterneninseln, deren Namen sie nicht kannte. „Ortung auf den Panoramaschirm", befahl Mai-Ti-Sh'ou.
    Dao-Lin erkannte das Schwarze Loch in einer schematischen Darstellung. Im Augenblick stand die MARA-DHAO noch mehrere Lichtstunden entfernt, doch ihr Kurs führte unmittelbar am Ereignishorizont vorbei. Gewöhnliche Black Holes bildeten eine Akkretionsscheibe; einen Ring aus Materie, die von der Schwerkraft des Loches erfaßt wurde und bald

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