1452 - Die Vodoo-Mutter
für mich, auf dem Gelände der Klinik einen Parkplatz zu finden. Der Wetterbericht hatte eine Verschlechterung angesagt. Die Vorboten des Umschwungs bekam ich bereits jetzt zu spüren. Der Wind hatte aufgefrischt. Er wehte mir kalt ins Gesicht, doch die Temperaturen lagen nicht unterhalb der Nullgrenze.
Ich ging auf den erleuchteten Eingang zu, der in der ansonsten dunklen Umgebung eine breite Lichtinsel bildete. Ich musste die breiten Stufen einer Treppe hinaufsteigen und gelangte wenig später in das Innere, wo mich eine zu warme Luft empfing.
Ich ging mal davon aus, dass Bill und Johnny den jungen Mann in die Notaufnahme gebracht hatten. Sie fand ich, ohne mich am Empfang erkundigen zu müssen, anhand von Wegweisern. Ich ging durch einen langen und kahlen Flur mit grauen Wänden bis zu einer Tür am Ende, die ich aufstieß, und gelangte in einen Warteraum.
Hier empfing den Besucher der Charme eines Kühlschranks. Auch der Boden mit seinen grauen Steinen hatte sich angepasst. An den Schalen der beiden Lampen unter der Decke klebte Fliegendreck, und die harten Wartebänke sahen aus wie die Sitzgelegenheiten in der Dritten Klasse, die es vor langer Zeit mal gegeben hatte.
An diesem Abend schien es in der Notaufnahme ruhiger zuzugehen. Zwei Frauen mit dunklen Kopftüchern saßen Bill und seinem Sohn gegenüber. Starre Gesichter schauten in Leere.
Bill hatte mir bereits zugewinkt, und ich setzte mich zu den beiden.
»Wie sieht es aus?«
Bill hob die Schultern. »Keine Ahnung, John. Pete wird noch behandelt.«
»Und was genau ist passiert?«
»Das ist unser Problem«, murmelte Johnny, »und wird es wohl noch eine Weile bleiben.«
»Wieso?«, fragte ich.
»Hör zu.« Es war Bill, der mir alles haarklein erzählte. Was da bei den Conollys geschehen war, das hörte sich alles andere als gut an.
»So sieht es aus. Johnny hat seinen Freund im Rettungswagen begleitet. Ich bin hinterher gefahren, nachdem ich dich angerufen hatte.«
Ich nickte. »Habt ihr schon mit Petes Eltern telefoniert? Vielleicht wissen sie etwas. Zum Beispiel, dass dieser Zustand nicht zum ersten Mal aufgetreten ist.«
»Nein, haben wir nicht.«
»Warum nicht?«
»Wir wollten sie nicht beunruhigen, John«, sagte Bill.
»Und erst mal abwarten, was überhaupt mit ihm passiert ist«, fügte Johnny hinzu.
»Okay, das war vielleicht richtig. Jetzt stellt sich die Frage, warum das passiert ist.«
»Wir wollten dich dabei haben«, sagte Bill. »Du hast ja auch die Jagd auf ihn mitgemacht.«
Der Reporter hatte den Namen nicht ausgesprochen. Ich wusste trotzdem, dass er nur Kilgo gemeint haben konnte.
Deshalb sprach ich den Namen aus.
»Ja, du hast Recht, John. Er!«
Ich blieb in den nächsten Minuten recht ruhig. Nachdenken war angesagt, und ich fragte mich, ob dieser Kilgo über Fähigkeiten verfügte, mit denen er so etwas Schreckliches in die Tat umsetzen konnten.
Ich wusste von ihm zu wenig. Auch Bill und Johnny konnten mir da nicht weiterhelfen, wobei Johnny einige Male davon sprach, dass vielleicht sein Augenlicht nicht mehr zu retten war.
Bill wiegelte ab. »Du musst nicht gleich das Schlimmste annehmen.«
»Ausschließen kann man es auch nicht.«
Bill hob die Schultern. »Ich bin kein Arzt.«
Ich dachte wieder daran, dass Petes Eltern benachrichtigt werden mussten, aber mich lenkte das Erscheinen des Arztes ab.
Er war ein Mann von kleiner Statur und trug eine Brille mit Goldrand. Seinem Gesicht war nicht anzusehen, welche Nachricht er mitbrachte. Ich zeigte ihm meinen Ausweis, damit er nicht auf die Idee kam, ich hätte mich eingeschlichen.
»Können Sie schon etwas sagen, Doc?«, fragte Bill.
»Nein – oder doch. Auf jeden Fall ist es wenig. Die Blutungen traten hinter den Augäpfeln auf. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber etwas ist dort geplatzt. Genau aus diesem Grund trat das Blut hervor. Wir haben es zum Glück stoppen können.«
Johnny konnte nicht mehr an sich halten und fragte: »Wissen Sie denn, ob er in der Zukunft wieder normal sehen kann?«
Der Arzt runzelte die Stirn und fragte: »Es ist Ihr Freund, nicht wahr?«
»Ja, das ist er.«
»Es tut mir Leid. Ich muss mich da zurückhalten. Ich kann weder etwas Positives noch etwas Negatives sagen. Ich bin gezwungen, mich neutral zu verhalten.«
»Es könnte auch schlimm ausgehen?«
»Das kann zu diesem Zeitpunkt noch niemand sagen. Wir haben getan, was wir konnten. Er braucht erst mal Ruhe. Morgen sehen wir dann weiter.«
»Können wir mit ihm
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