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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einstufte.
    Sehr gesprächig war sie nicht. Sie kam mir sogar ein wenig verlegen vor oder wie ein Mensch, der das, was er getan hatte, bereute.
    Sie schaute mich nicht an, runzelte die Stirn und passte ansonsten auf, dass wir uns nicht verfuhren.
    Ich wusste, wie wir nach Aveley kamen. Immer nach Osten über die A13. In der Nähe einer Tennisanlage mussten wir abbiegen, und ich merkte, dass Fiona Lester etwas nervös wurde.
    »Wir hätten uns auch bei Ihnen treffen können«, sagte ich.
    »Nein. Oder ja, das haben wir.«
    »Ich verstehe nicht…«
    »Wo wir jetzt hinfahren, wohne ich nicht immer. Ich hüte nur das Haus meines Onkels und meiner Tante, und da ist es eben passiert, Mr Sinclair.«
    »Verstehe.«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann es ja selbst nicht begreifen«, sagte sie. »Möglicherweise ist auch alles gar nicht so schlimm, aber ich wusste mir keinen Rat mehr. Deshalb habe ich mich mit Ihnen in Verbindung gesetzt.«
    »Sie erzählten etwas von einem Bild, aus dem das Motiv verschwunden ist.«
    »Ja, so war es. Der Henker. Einer aus unserer Ahnenreihe. Er hieß ebenfalls Lester. Sein Porträt hing an der Wand im Flur. Ich weiß auch nicht, weshalb meine Verwandten es nicht abgehängt haben. Ich hätte mich für so einen Menschen geschämt. Aber jetzt ist er ja freiwillig verschwunden. Einfach so. Und nicht nur als Porträt. Ich sah ihn als einen ganzen Menschen. Vom Kopf bis zu den Füßen.«
    Sie schüttelte sich. »Begreifen kann ich das beim besten Willen nicht. Ich schwöre Ihnen, Mr Sinclair, dass ich mir so etwas nicht eingebildet habe.«
    »Das glaube ich Ihnen. Schließlich stehen Sie in einem Beruf, in dem nur Tatsachen zählen.«
    »Das allerdings. Nur hätten mir meine Kollegen diese Tatsache nicht geglaubt.«
    »Und was wissen Sie selbst über den Henker?« Die Frage stellte ich, als wir stoppen mussten.
    »Wenig.« Sie schaute mich kurz an. »Eigentlich weiß ich so gut wie nichts über ihn.«
    »Sie haben sich nicht mit der Vergangenheit Ihrer Familie beschäftigt?«
    »Nein. Dazu hatte ich keinen Grund.« Sie schüttelte sich. »Wer hat schon gern einen Henker in der Familie?«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    »Fahren Sie weiter geradeaus. Ich sage Ihnen dann, wo Sie abbiegen müssen.«
    »Gut.«
    London und auch Dagenham lagen längst hinter uns. Hier in der Umgebung gab es die Natur nicht nur in den Parks.
    Die Bäume waren zwar noch kahl, aber sie warteten darauf, explodieren zu können, um den Menschen mit ihrem frischen Grün Freude zu bereiten.
    Hier ließ es sich aushalten. Es gab keine Hochhäuser. Vier Stockwerke waren das Maximum. Kleine Straßen, auch ein paar Gärten.
    Alte Häuser hatte man nicht abgerissen, und einige von ihnen waren so klein, dass sie nur eine Etage aufwiesen.
    In einem dieser Häuser wohnte Fiona Lester als Gast. Davor gab es einen freien Parkraum, sodass ich meinen Rover bequem ausrollen lassen konnte und ausstieg.
    Auch Fiona verließ den Wagen. Sie schaute auf die alte Hausfront.
    Ich bemerkte, dass sie eine Gänsehaut bekommen hatte.
    »Angst?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Keine Sorge. Der Henker ist weg.«
    »Weiß man es?«
    »Wir werden es bald wissen.«
    Es gab hier keinen Vorgarten. Vom Gehsteig her traten wir direkt bis an die Haustür heran, die in einer kleinen Nische lag. Die Fassade des Hauses bestand aus Ziegelsteinen. Das Gemäuer war im Laufe der Zeit stark nachgedunkelt.
    Ich deutete auf die geschlossene Tür. »Möchten Sie aufschließen, Fiona?«
    »Nein, nein, tun Sie das.« Sie drückte mir einen Schlüssel in die Hand. »Ich fühle mich hier plötzlich wie fremd.« Sie schaute sich noch vor der Tür stehend um. »Das ist nicht mehr das Haus, wie ich es von klein auf her kenne.«
    »Verstehe.«
    Ich drehte den Schlüssel im Schloss und drückte die Tür nach innen. Sie ließ sich leicht bewegen. Da war kein Knarren oder Quietschen zu hören, und so betrat ich einen dunklen Altbau, in dem es leicht muffig roch.
    Ich schaute in einen breiten Flur oder Vorraum und sah auch eine Treppe, die in den ersten Stock führte.
    Fiona hatte meinen Blick bemerkt. Sie zog die Hände aus den Taschen ihrer Steppjacke und wies auf die Stufen. »Dort ist es passiert. Auf halber Höhe ungefähr.«
    »Okay, schauen wir mal nach.«
    Zuvor schaltete ich das Licht ein. Die Fenster neben der Eingangstür waren einfach zu klein, um genügend Helligkeit hindurchzulassen.
    Fiona ging nicht vor. Sie blieb zurück und nagte an der Unterlippe.
    Gespannt

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