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1456 - Fremde in der Nacht

Titel: 1456 - Fremde in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Klageweiber in Kublai-Khans Lager nach der Schlacht jammern hören.
    Mayntis Finger huschten über die Befehlstastatur ihres Kommandopults.
    Bildschirme leuchteten auf. Das Normalstromnetz im Bereich der Laderäume wurde automatisch abgeschaltet. Rote Lampen blinkten hektisch. „Fremdkörper im Konservierungssektor", teilte der Syntron ungerührt mit. „Keine direkte Gefahr."
    Die Fernbilder wechselten.
    Rinderhälften, dicht an dicht in den bewegungsabsorbierenden Verankerungen hängend, wurden erkennbar.
    Verarbeitungsroboter hatten das Knochengerüst entfernt, das Fleisch aber auf meinen Wunsch hin nicht dehydriert, um Stauraum einzusparen.
    Wiedergewässertes Frischfleisch schmeckte nicht mehr herzhaft.
    Das Heulen hielt an. Unverständliche Wortfetzen drangen durch.
    Es bedurfte noch einiger Schaltungen, bis wir in einer der riesigen Arbis-Rinderhälften zwei spitze Knie und darunter erstaunlich lange und schmale Thermostiefel mit dicken Profilsohlen entdeckten.
    Der Rest des offenbar humanoiden Lebewesens steckte in der Rinderhälfte, die sich wegen der fehlenden Knochen und des einsetzenden Gefrierprozesses verformt hatte und wie eine Röhre wirkte. „Die Füße kenne ich!" behauptete Ali entgeistert. „Das muß der dünne Ondri-Verehrer sein. Wißt ihr, warum der plötzlich brüllt? Ich hatte die Vorkühlung gerade auf Energiekonservierung umgeschaltet. Jetzt wird es aber Zeit."
    Aaron und Ali Ben Mahur rannten aus der Zentrale. Keiner von ihnen kam auf die Idee, einen der dienstbereiten Schiffsroboter einzusetzen.
    Maynti Herkrol, der blonde Engel, preßte beide Hände vor die Lippen und lachte, daß ihr die Tränen die Wangen hinabliefen.
    Irgendwie machte mich das wild! War man denn auf diesem Schiff gegen gar nichts gefeit? Seitdem ich diese Besatzung übernommen hatte, war ich von einer Überraschung in die andere getaumelt.
    Ben Mahur und Silverman waren für jeden Blödsinn gut. Regiano behandelte mich mit der Nachsicht eines gütigen Vaters, Herrn Fallbac war mit seinen Launen eine Nervensäge, und Maynti Herkrol umsorgte mich wie einen zweihundertjährigen Opa. „Zweihundert?" meldete sich mein Extrasinn mit schrillem Gelächter. „Nur?
    Du bist runde vierzehnhundert Jährchen alt. Wenn dir nichts recht ist, hättest du dir Duckmäuser suchen müssen. Das sind Terraner!"
    Ich bezwang meinen Unmut und folgte dem Reiz, mich von Mayntis Gelächter anstecken zu lassen.
    Auf dem Bildschirm spielten sich atemberaubende Szenen ab. Es war unglaublich, wie die beiden jungen Terraner den geschundenen Yart Fulgen aus der Rinderhälfte herausholten. Ali bearbeitete das steifgefrorene Fleisch mit dem gefährlichen Vibratormesser, daß ich es knirschen hörte.
    Wie hatte unser blinder Passagier die Prozedur überleben können? Es wurde mir klar, als Teile eines leichten Thermo-Druckanzugs erkennbar wurden.
    Da diese Modelle keinen Abwehrschirm besaßen, wäre es dem Plophoser beim Einsetzen der Hochenergie-Konservierungsstrahlung übel ergangen.
    Wir benutzten sie wegen der Aromastabilisierung der Frischwaren erst dann, wenn eine Vorkühlung von minus zwanzig Grad Celsius stattgefunden hatte.
    Aaron zerrte soeben Teile der Rinderhälfte auseinander. Ben Mahur zog so lange an Fulgens Füßen, bis dessen Oberkörper nach unten aus der Öffnung rutschte.
    Anschließend schleiften sie den fast bewegungsunfähigen Syntron-Statistiker aus dem Konservierungsraum und schlössen die Türen. Die roten Warnlampen erloschen. Das Feld entstand.
    Ich schaute nur noch wortlos auf die Kontrollen. Das bevorstehende Hypermanöver mußte verschoben werden.
    Maynti rief Heleios an und teilte mit, wen wir gefunden hatten. Der Überschwere Aktet Pfest war am Gerät. „In einer Rinderhälfte?" stöhnte er. „Das kann auch nur dem passieren! Er wird euch das Schiff demolieren, jede Wette! Gut, ich informiere den Chef."
    Er schaltete ab, und ich rief über BzB-Verbindung Ben Mahur an. „Ist Fulgen wohlauf?"
    „Er jault noch", behauptete mein Bordingenieur gefühlsroh. „Der Isolationsanzug war seine Rettung. Wir bringen ihn in die Bordklinik. Die Medosyntronik wird mit der Unterkühlung fertig."
    Das Hypermanöver begann mit halbstündiger Verspätung. Unser Ziel war das Megaira-System mit dem Planeten Sisyphos.
    Rhodan hatte seinen ursprünglichen Plan, nahe dem Perseus-Black Hole auf mich zu warten, im letzten Satz seiner Mitteilungen revidiert.
    Es war mir bewußt, daß er zum Solsystem fliegen wollte. Von dort aus konnte er

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