1456 - Fremde in der Nacht
ich.
Ihr werdet euch also an einem verabredeten Koordinatenschnittpunkt treffen und mit drei Raumschiffen versuchen, etwas zu ergründen, was uns in über sechshundert Jahren nicht gelungen ist. Wir konnten niemals einen Widder durch den Soltransmitter bringen. Das seht ihr natürlich ganz anders."
„Vielleicht mit den Augen der Phantasie?" schlug Ben Mahur vor. Er verstummte unter Atlans verweisendem Blick. „Genau das meinte ich!" bestätigte Adams dünn lächelnd. „Ihr kommt so jung und tatenfreudig zurück, wie ihr im Jahr 447 NGZ gestartet seid. Sorgt wenigstens dafür, daß wir in den von euch erzeugten Strudel nicht ebenfalls hineingezogen werden. Unterschätzt vor allem die Cantaro nicht."
„Den Teufel in Terras Hallen!" entfuhr es Ali erneut. „Bei allem Respekt vor dir und deinen Leuten, Adams - wir wollen einfach wissen, was es damit auf sich hat.
Ich will aber nichts gesagt haben."
„Hast du aber!" fiel Ondri Nettwon ein.
Der Klang ihrer Stimme wirkte unpersönlich. „Nun gut, wenn ihr glaubt, wir wären untätig gewesen, dann verbrennt euch die Finger. Wie sieht es mit eurer Versorgungslage aus?"
„Energie genug, die Nahrung wird knapp", ging Atlan auf ihr unausgesprochenes Angebot ein.
Sie schenkte ihm einen Blick, der Aaron innerlich aufrüttelte. So ähnlich schaute Maynti Herkrol den Arkoniden an. Was hatte der Uralte an sich, das menschliche Wesen für ihn einnahm; Geschöpfe, die um dreizehntausend Jahre jünger waren als er? „Ich glaube, wir können dir Frischgemüse aus der ersten kleinen Ernte und Arbis-Fleisch überlassen", schlug Ondri vor. „Wir gehen jetzt täglich auf die Jagd."
Adams spürte ihren auffordernden Blick.
Ihm blieb keine Wahl. „Einverstanden! Wir kommen schon über die Runden. Sind damit alle Unklarheiten beseitigt?"
Atlan und die beiden Bordingenieure gingen. Die Unterredung, die eigentlich mehr ein Streitgespräch gewesen war, hatte ein deprimierendes Gefühl hinterlassen.
Zwei Stunden später kamen im Felshangar die ersten frischen Lebensmittel an. Die Wasserübernahme war bereits beendet. Maynti hatte die Spezialtanks vorsorglich von einem Robotkommando spülen und die Wiederverwertungsanlage inspizieren lassen.
Atlan stand vor der kleinen Schleuse im Maschinensockel des seltsam geformten Schiffes.
Ondri Nettwon trug eine frisch gereinigte Tarnkombination. Nie zuvor hatte sie ihn so intensiv an Iruna erinnert. „Ich bin - ich meine, wir sind jederzeit für dich da", erklärte sie stockend. Ihre Selbstsicherheit hatte sie verlassen. „Bei dem Einsatz kannst du mich wohl nicht gebrauchen?"
Er schüttelte stumm den Kopf. Sie zwang ein Lächeln auf ihre vollen Lippen, nickte und ging nach einer abrupten Wendung davon.
Der Arkonide sah ihr nach, bis sie verschwand. Es sah wie eine Flucht aus.
Die Frauen Terras fielen ihm ein; all die Frauen, die er bei seiner langen Wanderung durch die Epochen kennengelernt hatte. Jene, die ihn verzaubert hatten, waren alle von der Art einer Ondri Nettwon oder Iruna von Bass-Teth gewesen.
Er hatte sie alle überlebt. Es war sein Schicksal gewesen, das verlieren zu müssen, was er über alle Maßen geliebt hatte
6.
ATLAN Arkons alten Göttern gebührte Dank - vor uns lag die Umlaufbahn des zwölften Seriphos-Planeten.
Ein Tropfen Wehmut im überschäumenden Kelch meiner Gefühle blieb jedoch zurück. Ondris Haltung hatte mich tief berührt. War ich unter anderem richtig beraten gewesen, Homer G. Adams und seine Gefährten mit Vorwürfen wegen des sogenannten Sonnentransmitters zu brüskieren?
Adams' Logik war nicht zu widerlegen.
Er hatte recht, wenn er sagte, dieser Transmitter sei für den Widerstand unergiebig gewesen. Also hatte er vernünftigerweise die Finger davon gelassen. „Schon wieder mal ehrlich zu dir selbst?" höhnte mein Extrasinn. „Trotzdem willst du hin, oder?"
Ich mußte während der für andere Wesen unhörbaren Durchsage ziemlich wild umhergeblickt haben. Aaron hob beide Hände. „He, ich bin unbewaffnet!"
Maynti lächelte so wissend wie immer.
Sie war das krasse Gegenteil zu Ondri Nettwon. Nur den scharfen Verstand hatten sie gemeinsam. „Wer Atlans Geschichte kennt, sollte auch etwas von einem gewissen Extrasinn gehört haben", belehrte sie meinen Bordingenieur.
Was soll man da als Betroffener sagen?
Ich brauchte meine Phantasie nicht zu bemühen. Die Syntronik gab Alarm.
Aus den Lautsprechern der BordinternÜberwachung drangen seltsame Geräusche. So hatte ich die
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