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1456 - Fremde in der Nacht

Titel: 1456 - Fremde in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schmucklose Tischplatte bestand aus faserverstärktem Synthomaterial. Oberflächlich betrachtet, glich es terranischem Wurzelmaserholz.
    Aaron tauchte die Kuppe des Zeigefingers in eine Flüssigkeitslache und formte sie zu einem Kreis. „Heleios-Kaffee", spöttelte er. „Bist du immer noch dagegen, auf der KARMINA Dienst zu tun?"
    Ali zwang sich zu einem verzagt wirkenden Auflachen. Er verstummte, als sein Blick nach vorn fiel.
    Die eintretende Frau war jung, hochgewachsen und in jeder Beziehung blickfangend. Ihre schulterlangen Haare leuchteten im ungedämpften Schein der Breitstrahler wie dunkles Kupfer. „Mann!" flüsterte Ali atemlos. „Halte mich fest! Wahnsinn - sie kommt genau auf mich zu. Ich - verdammt, wo ist mein Zahn? Gib meinen Zahn her! Du hast ihn eingesteckt."
    „Auf dich? Halte die Klappe geschlossen. Sie hat garantiert einen Ehevertrag. Aha, der Vertragsberechtigte kommt schon hinterher!"
    „Der?" schnaufte Ali entgeistert. „Der schmächtige Laserstrahl? Ausgeschlossen! Ich..."
    Genau in dem Moment stolperte der hinter der Frau herhechelnde Plophoser über ein schiefstehendes Tischbein und fiel zu Boden. Den Kopf hielt er jedoch hoch, wodurch es ihm gelang, die Schönheit treuherzig anzugrinsen. „Fulgy!" mahnte sie, anscheinend überhaupt nicht überrascht. „Muß das unbedingt sein?"
    Sie ging mit atemberaubendem Hüftschwung zu dem Gestürzten hinüber und half ihm auf die enorm langen Füße.
    Aaron begann krampfhaft zu husten. Ben Mahur entblößte unachtsam seine Zahnlücke, und die Frau schleifte den humpelnden Plophoser mit geübtem Griff hinter sich her. „Ich heiße Ondri Nettwon", stellte sie sich vor. Der Blick aus ihren braunen Augen war zu sachlich prüfend, um irgendwelche Illusionen aufkommen zu lassen.
    In Ali brachen ganze Wunschvorstellungs-Wolkenkratzer zusammen, und Aaron Silverman hatte das Gefühl, unvermittelt einer Vivisektion zu unterliegen.
    Den nächsten Realitätsbeweis erhielten die KARMINA-Ingenieure bei Ondris nachfolgender Frage. „Ich suche Atlan. Wo ist er? Ach so, ja - das ist Yart Fulgen."
    „Ihr seid echte Terrageborene, nicht wahr?" sprach Yart die Freunde an. Er schien begeistert zu sein. „Freut mich sehr.
    Vielleicht können wir einmal über alte Zeiten reden. Ich war nie auf der Erde."
    „Wo ist Atlan?" wiederholte Ondri ihre Frage. „Habt ihr die Ohren in den Fußsohlen eingebaut?"
    Alis letzte Traumvorstellungen schwanden dahin. Auch Aaron bemerkte, daß er einem besonderen Frauentyp gegenüberstand. „Auf der KARMINA", antwortete er rasch. „Er hört sich die von Rhodan übermittelten Nachrichten an."
    Sie nickte und korrigierte mit einem anscheinend zur Gewohnheit gewordenen Griff den Sitz ihrer Strahlwaffe im seitlich hängenden Gürtelholster. „Was haltet ihr vom Soltransmitter?" wollte Fulgen unvermittelt wissen. „Soltransmitter?" wiederholte Aaron verständnislos.
    Fulgens Gesicht schien sich von einer Sekunde zur anderen zu verwandeln. Das verlegene Lächeln verging. Er blickte fordernd. „Atlan hat uns in Rhodans Auftrag die Flugdaten eurer KARMINA ausgehändigt.
    Ich habe sie ausgewertet. Ihr wart vor Sol, oder? Anschließend hat Rhodan die CIMARRON abgeholt und euch angewiesen, Atlans Schiff hierherzubringen."
    „Wieso haben euch unsere Erkunder nicht gefunden?" fragte Ondri. Ein Schimmer von Argwohn glomm in ihren Augen auf. „Ihr wart noch lange auf Sisyphos."
    Ali Ben Mahur verlor die Geduld. „Langsam, verehrte Widder-Kämpferin!
    Wir sind nicht hier, um uns verhören zu lassen. Klar haben wir eure Boote geortet, es aber für richtig gehalten, im Urwald bedeckt zu bleiben. Da kann ja jeder kommen! Wir hatten hier am zwanzigsten Oktober einzutreffen, das ist alles. Zurück zu deiner Frage, Fulgen. Von welchem Soltransmitter redest du eigentlich? Wir haben eine Art Sichtloch entdeckt, das Solare Spiegelei."
    Fulgens schmales Gesicht entspannte sich. Sein Verstand lief auf Hochtouren. Er war plötzlich zu einem anderen Menschen geworden. „Ich bitte um Entschuldigung", meinte er. „Demnach hat man euch noch nicht mitgeteilt, daß die KARMINA-Syntronik vor der Flucht in den Hyperraum noch einen Festkörper ausgemacht hat. Das war der erwähnte Soltransmitter."
    „Wir gehen", entschied Ondri hastig. „Kommt mit, wenn ihr wollt. Atlan dürfte ebenfalls überrascht sein. Soviel mir bekannt ist, hat Homer G. Adams die Existenz des Soltransmitters nie erwähnt.
    Atlan hat es jetzt erst durch Rhodans Nachrichten erfahren!

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