1456 - Fremde in der Nacht
Dunkelheit.
Wir schlössen das Schott der Zentralschleuse. Ich sah noch Mayntis grüßend erhobene Hand. Sie machte sich Sorgen, würde aber ihre Aufgabe erfüllen.
Roi gab weitere Informationen über Rhodans Situation. „Wenn er wirklich einen Intimfeind mit besonderen Fähigkeiten hat, wird sein Aktivator eingepeilt. Dann dürfte man sich auf Perrys schnelle Jet konzentrieren, und wir bekommen mehr Handlungsspielraum.
Er kann jederzeit im Hyperraum verschwinden. Lassen wir es darauf ankommen!"
„Beeilt euch!" vernahm ich Guckys helle Stimme. Er war zusammen mit Roi an Bord des Beiboots. Im äußersten Notfall sollte er uns mit zwei Teleportersprüngen aus der Gefahrenzonen bringen. Vier Mann plus Ausrüstung würde er wegen der zu großen Masse nicht auf einmal übernehmen können. Wir hatten auch an die cantarischen Fähigkeiten einer Psi-Ortung zu denken. Gucky durfte erst dann seine Anwesenheit preisgeben, wenn eine Flucht nicht mehr anders möglich war.
Nach unserer Kalkulation mußten zwei schnell durchgeführte Teleportersprünge im Bereich des Möglichen liegen.
Das Außentor öffnete sich. Wir standen dichtgedrängt in dem engen Raum.
Draußen erkannte ich im Infrarotbild Rois Jet. Außer der geringen Wärmestrahlung sandte sie keine Emissionen aus. Der flache Diskus wirkte auf der Rumpfhülle der KARMINA wie aufgeklebt.
Silverman und Ben Mahur flogen zuerst hinüber. Ich folgte mit dem Plophoser.
Seine Atmung war zu schnell. Ausflüge dieser Art war er nicht gewohnt. Ich sprach ihn mahnend an. „Der Abgrund unter dir ist ebenfalls ein Teil der Schöpfung und daher nichts Bedrohliches. Langsam und ruhig atmen."
„Verstanden. Vielen Dank, Atlan!"
„Keine Namen nennen! Auch nicht bei Normalfunk und minimaler Senderleistung. Vorsicht, da ist die Schleuse."
Aaron und Ali waren schon im flachen Kuppelaufbau auf der Oberfläche des Diskuskörpers verschwunden. Die Schleuse bot nur Platz für zwei Personen.
Wir erreichten den unter der Zentrale liegenden Aufenthaltsraum und stiegen die steile Kunststofftreppe zur Zentrale hinauf.
Bei dieser Konstruktion war auf einen Antigravlift verzichtet worden. Er war viel zu aufwendig für den geringen Höhenunterschied von zweieinhalb Metern.
Unsere Pikosyns entlüfteten sofort die SERUNS und klappten die Helmvisiere auf. Gute, kühle Luft umschmeichelte mein Gesicht.
Roi hob lediglich die Hand. Gucky kauerte im Hintergrund der kleinen Zentrale auf einem herabgeklappten Notsitz. Echte Kontursessel waren nur für fünf Wesen humanoider Abstammung vorhanden.
Danton saß im Sitz des Ersten Piloten.
Ich nahm neben ihm Platz. Meine drei Gefährten schnallten sich hinter uns an.
Wir verloren keine Worte mehr. Der Einsatz war bis ins kleinste Detail durchgesprochen worden.
Herm Fallbac löste die Magnetverankerung. Die Jet kam frei. Roi beschleunigte mit einem kurzen Metagravimpuls bis auf knappe Unterlichtfahrt. Die Geschwindigkeit der KARMINA nahmen wir automatisch mit.
Wir glitten in die ewige Nacht zwischen den Sternen hinaus. Das Orterbild meiner KARMINA erlosch. Ihre geringe Wärmestrahlung konnte der Absorption des Raumes nicht lange trotzen.
Vor uns, nur noch zwölf Lichtminuten entfernt, schwebte die Raumstation im Nichts.
Sie war außerhalb der Plutobahn auf einer solstationären Position verankert worden und rotierte ebenso schnell wie das gesamte System.
Unsere Passivortung lief auf Hochtouren.
Wir selbst schickten keinen einzigen Tastimpuls aus. Cantarische Wachschiffe waren weit und breit nicht auszumachen.
Nur der Soltransmitter feuerte seine enormen Strahlungsschauer auf verschiedenartigen Frequenzen in den hier beginnenden Raum zwischen den Galaxien. „Gibt es so etwas?" fragte Silverman beunruhigt. „So unangefochten sind wir auch an das Sichtloch herangekommen.
Dann waren sie plötzlich da."
„Darüber haben wir lange genug diskutiert", lenkte Roi ab. „Achtung, der Bordrechner spricht an."
„Bremsmanöver ist gestartet. Zwei - eins - Impuls."
Hinter der fast lichtschnellen Jet entstand wie hingezaubert das Schwerkraftzentrum des Virtuellen-G-Punktes.
Aufzuckende Kontrolleuchten bewiesen, daß der Andruckabsorber mit voller Leistung eingesetzt hatte. Aus den Tiefen des Diskusrumpfs drangen die grollenden Geräusche des Hochstrom-Umformers.
Ab sofort erzeugten wir Hyperemissionen, die in ihrer derzeitigen Intensität nicht mehr voll absorbiert werden konnten.
Im gleichen Sekundenbruchteil geschahen jedoch zwei Dinge auf
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