1458 - Die Spur der Haluter
erfolgte, war es zu spät. Unser Volk konnte sich nicht mehr ausreichend verteidigen und mußte Halut verlassen. Danach aber soll ein noch viel schlimmerer Verrat erfolgt sein, denn die Galaktiker sollen sich geweigert haben, unser nun heimatloses Volk bei sich aufzunehmen und ihm Asyl zu gewähren."
„Kaum vorstellbar", bemerkte Icho Tolot gleichgültig. Er fragte sich, warum er überhaupt noch zuhörte.
Was Domo Sokrat ihm berichtete, interessierte ihn nicht. „Aus Enttäuschung über die Haltung der Galaktiker soll unser Volk die Lokale Gruppe verlassen haben, um sich in einer anderen Galaxis niederzulassen. Niemand weiß es genau."
Domo Sokrat ließ sich auf die Knie sinken. Er blickte Icho Tolot an. „Was ist Dichtung, was Wahrheit? Ich weiß es nicht. Niemand weiß es."
Der ehemalige Orbiter Atlans schien enttäuscht zu sein, weil sein Gegenüber nicht reagierte. Er sprang auf und entfernte sich wiederum einige Schritte von ihm.
Icho Tolot wachte wie aus einem Traum auf, und wieder hatte er das Gefühl, den Kontakt zur Wirklichkeit für einige Zeit verloren zu haben. Überrascht stellte er fest, daß er nicht so empfand, wie er eigentlich hatte empfinden sollen. Was Domo Sokrat ihm berichtet hatte, berührte ihn kaum. Er war noch immer davon überzeugt, daß sein Volk in der Lokalen Gruppe war, aber er war kaum noch daran interessiert, das Versteck aufzuspüren, in dem es sich aufhielt.
Vielleicht ist es auch ein Gefängnis, dachte er. Doch der Gedanke, daß das Volk der Haluter vielleicht irgendwo gefangen war, berührte ihn ebenfalls nicht.
Bin ich nicht hierhergekommen, um etwas über mein Volk zu erfahren? fragte er sich. Habe ich nicht alles getan, was in meiner Macht stand, um Domo Sokrat zu finden? Warum habe ich es getan, wenn es mich doch nicht interessiert?
Er horchte in sich hinein und über legte, warum er sich diese Fragen überhaupt stellte. „Warum sagen Sie nichts?" fragte Domo Sokrat. „Seit einer Stunde warte ich auf eine Antwort, aber Sie blicken nur ins Leere und schweigen sich aus!"
Icho Tolot hörte kaum hin. Er war vollkommen apathisch, und auch Domo Sokrat schien sich schon über Gebühr strapaziert zu haben. Er setzte sich aufs Eis und blickte mit leeren Augen vor sich hin. Er schien vergessen zu haben, daß Icho Tolot da war.
Das Beiboot der HALUTA schoß leise zischend heran, und ein Traktorstrahl packte ihn. Icho Tolot fuhr überrascht auf, sein Mund öffnete sich, und es schien, als wolle er einen Protestschrei ausstoßen. Doch dann schüttelte er nur den Kopf und ließ es zu, daß der Traktorstrahl ihn ins Beiboot zog.
Domo Sokrat blickte nicht einmal auf. Er schien nichts bemerkt zu haben. „Du bist das, was man eine trübe Tasse nennt", erklärte Taravatos respektlos, als Icho Tolot die Hauptleitzentrale der HALUTA betrat. „Höre ich recht?" fragte der Haluter. Er gähnte kräftig. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. „Alle Ächtung!" rief Taravatos höhnisch. „Du reagierst ja schon wieder."
Bevor Icho Tolot die HALUTA verlassen hatte, war das Kommando an den Bordcomputer übergegangen, einem Syntronverbund, der vor geraumer Zeit von Perry Rhodan Taravatos genannt worden war. „Was ist los?" fragte der Haluter. „Ich verstehe nicht."
„Das ist auch nicht anders zu erwarten", erwiderte der Syntron. „Du bist zur trüben Tasse geworden, seit du deinen Fuß auf Big Planet gesetzt hast. Es ist so schlimm, daß du noch nicht einmal etwas davon bemerkt hast."
Icho Tolot ließ sich in seinen Sessel sinken. „Tatsächlich?" Er wußte längst, daß Taravatos recht hatte. Auf Terzrock hatte er jeglichen Elan verloren. „Ich mußte dich da wegholen, weil du schon so stark unter dem Einfluß der Lethargie-Impulse gestanden hast, daß du dich noch nicht einmal mehr dagegen aufgelehnt hast. Ohne meine Hilfe wärst du verloren gewesen. Wahrscheinlich hättest du dich dafür entschieden, ebenso wie Domo Sokrat auf Terzrock zu bleiben, um deine restlichen Tage in Apathie zu verbringen."
Die HALUTA startete. Icho Tolot bemerkte es, aber er reagierte nicht darauf. Taravatos hatte eine Entscheidung getroffen, und er beugte sich ihr widerspruchslos. Die Welt um ihn herum schien zu versinken. Er interessierte sich nicht mehr für sie. Er zog sich in sich zurück, schloß die Augen und schlief ein. „Du hast mich die ganze Zeit beobachtet?" fragte er, als er aus tiefem Schlaf erwachte. „Das habe ich", bestätigte der Bordsyntron. „Und das war gut so. Ich hätte
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