1458 - Die Spur der Haluter
aufsteigenden Metallarm drehte sich ein Sägeblatt, ohne den Eindruck von Aggressivität zu erwecken. Die anderen Posbis bewegten sich teils auf Rädern, teils auf plumpen Beinen. Man schien sich den besonderen Bedingungen von Big Planet angepaßt zu haben. Terzrock hatte bei einem Äquatordurchmesser von 32.781 Kilometern eine Schwerkraft von 2,36 g. Icho Tolot fühlte sich bei einer derartigen Gravitation ausgesprochen wohl, wenngleich dieser Wert erheblich unter den 3,6 glag, die auf dem Planeten Halut herrschten. „Das wird sich zeigen."
„Richtig", stimmte Amme nachsichtig zu. „Wir wollen Ihnen nichts aufzwingen. Auch nicht unsere Hilfe. Sie werden schon früh genug merken, daß sie Ihnen willkommen ist. Doch auch dann brauchen Sie es uns nicht zu sagen. Es wird uns nicht entgehen."
„Ich bin gerührt", antwortete Tolot mit dumpf grollender Stimme. „Wenn es soweit ist, werde ich eure Hilfe dankbar annehmen."
Jetzt hatte der Name „Amme" schon eine gewisse Bedeutung bekommen. Icho Tolot begriff, daß die Posbis es offenbar sehr ernst meinten mit ihrer Betreuung. Er verspürte jedoch nicht die geringste Lust, sich durch die ständige Anwesenheit eines Posbis in seiner Nähe behindern zu lassen.
Er hatte ein klares Ziel. Er wollte mit Hilfe der Terzrocker herausfinden, ob es noch irgendwo im Universum Haluter gab, und wo sie sich verbargen. Er wollte zu ihnen. So rasch wie möglich. „Dennoch", rief er. „Ich melde mich."
Er wollte sich abwenden, doch Amme schob sich ihm in den Weg. „Wohin wollen Sie?" fragte der Posbi. „Auf diesem Kontinent leben viele Terzrocker", erwiderte er. „Ich will zu einem von ihnen und mit ihm reden."
„Zu wem?"
Icho Tolot lachte dröhnend. „Mein lieber Freund, das ist ganz allein meine Sache. Du wirst es früh genug erfahren."
Damit ließ er sich auf seine Laufarme fallen und stürmte davon. Amme glitt auf seinem Antigravkissen die ersten Meter neben ihm her, gab dann jedoch das Rennen auf. Zu seinem Glück, denn der Haluter erwog bereits, ihn mit einem wuchtigen Faustschlag zu zertrümmern, falls er noch länger bei ihm blieb.
Am Rand der Hochebene fiel das Land nahezu senkrecht mehr als zweitausend Meter ab. Icho Tolot blieb an der Abbruchkante stehen und blickte auf ein weites Sumpfgebiet hinaus. Schachtelhalmwälder überwucherten die Ebene bis hin zum Horizont. Vereinzelt erhoben sich Felstürme aus dem Grün.
Der Haluter glitt mit Hilfe seines Gravopaks über die Abbruchkante hinaus und ließ sich bis auf die Höhe der Baumwipfel absinken. Dann flog er mit mäßiger Geschwindigkeit nach Norden. Aus sicherer Höhe beobachtete er zahlreiche Tiere, die sich im Moor unter ihm bewegten. Es waren vorwiegend kleinere, lurchartige Geschöpfe, vereinzelt aber auch riesenhafte Schlangen oder echsenartige Wesen, die wie verfaulende Baumstämme im Morast lagen und auf Beute lauerten.
Als er einen See erreichte, schien das Wasser unter ihm zu explodieren. Es schäumte plötzlich auf, und dann verbreitete sich eine leuchtend orangefarbene Wolke über dem Wasser. Icho Tolot schloß seinen Schutzhelm gerade noch rechtzeitig, denn Sekundenbruchteile später befand er sich inmitten einer dichten Wolke aus Milliarden von Blüten. Sie waren alle zur gleichen Zeit gereift und von ihren Mutterpflanzen hochgeschleudert worden. Icho Tolot flog gelassen weiter, obwohl sich zahllose Blüten an ihn hefteten und sich mittragen ließen, während die anderen vom Wind hinweggeweht und über den Sumpf verteilt wurden. Schwarz- und weißgestreifte Vögel stürzten sich auf ihn und pickten die Blüten von seinem Kampfanzug. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie alle entfernt hatten. Sie begleiteten ihn noch eine Weile, dann flatterten sie kreischend davon. Er öffnete seinen Helm wieder, um die würzige Luft über dem Schachtelhalmwald zu genießen.
Er näherte sich einem Felsturm, der etwa zweihundert Meter hoch war und an der Basis einen Durchmesser von annähernd fünfzig Metern hatte. Nach oben hin wurde der Turm breiter. Icho Tolot schätzte, daß die abschließende Plattform einen Durchmesser von fast hundert Metern hatte. Auf ihr stand ein achteckiges, leuchtendweißes Gebäude inmitten eines sorgfältig gepflegten Gartens.
Er landete zwischen blühenden Bäumen und Büschen und ging über einen Kiesweg zum Haus hinüber.
Durch wandhohe Scheiben blickte er in einen Wohn- und Arbeitsraum mit Dutzenden von wissenschaftlichen Geräten.
Eine Tür glitt zur Seite, und der Koloß
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