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1458 - Die Spur der Haluter

Titel: 1458 - Die Spur der Haluter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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landete.
    Das Filigrangebilde erhob sich über einem Wasserbecken mit sprudelnder Quelle. Hohe Bäume mit grünen und roten Blättern umgaben ein flaches rotes Haus mit großen Fenstern. Das Haus war groß und bot genügend Platz für die drei Terzrocker.
    Icho Tolot war schockiert.
    Haluter waren Individualisten, und daran hatte sich auch für diejenigen nichts geändert, die nach Terzrock deportiert worden waren. Sie lebten allein. Von jeher hatten sie es abgelehnt, so etwas wie Familien oder Gemeinschaften zu bilden. Sie führten ein Eremitendasein und wollten dabei auf keinen Fall gestört werden. Daß drei Terzrocker auf so engem Raum zusammenlebten, hatte eine geradezu unmoralische Dimension.
    Der Haluter griff sich verwundert an den Kopf. Er konnte nicht begreifen, was er sah.
    Sie benehmen sich wie kleine Kinder, dachte er. Oder wie Schwachsinnige!
    Aus dem Haus kamen vier Posbis. Sie bewegten sich auf dicken, plump wirkenden Beinen. Mit ihren tentakelähnlichen Armen schleppten sie Glasteile für das filigranartige Gebilde heran, Bausteine für die spielenden Terzrocker. Plötzlich aber blieben sie stehen und fuhren mit Linsen versehene Arme an ihrer Oberseite aus. Sie hatten Icho Tolot bemerkt und beobachteten ihn nun. „Ich hoffe, niemand hat etwas dagegen einzuwenden, daß ich hier eindringe", sagte der Haluter, während er sich den Terzrockern näherte. „Ich möchte mit Ihnen reden."
    Die drei Kolosse wandten sich ihm zu und schienen ihn doch nicht zu sehen. Sie lächelten, aber ihre Blicke blieben leer und seelenlos. „Hallo", sagte einer von ihnen und wandte sich wieder dem gläsernen Turm zu, so als habe er es bei Icho Tolot mit einem alten Bekannten zu tun, der so häufig zu Besuch kam, daß er keiner Aufmerksamkeit mehr bedurfte.
    Einer der Posbis legte die Glasteile zur Seite und eilte auf ihn zu. „Kommen Sie", forderte er ihn auf. „Ich bringe Sie ins Haus. Dort können Sie sich erfrischen und etwas essen, wenn Sie wollen. Ich werde alles für Sie tun. Sie brauchen sich um nichts zu kümmern. Ihre Bequemlichkeit ist mir heilig. Sie werden sehr zufrieden sein. Geben Sie mir Ihre Hand. Ich werde Sie führen."
    „Wie heißt du?" fragte er den Posbi. „Herzlichkeit", antwortete er. „Mein Name soll Ihnen sagen, wie ich bin."
    Icho Tolot mißachtete den ausgestreckten Tentakel des Posbis und ging zwei Schritt weiter. Er dachte nicht daran, sich an der Hand führen zu lassen wie ein hilfsbedürftiges Kind. Mit einer einzigen Handbewegung brachte er das filigranartige Glasgebilde zum Einsturz. Klirrend zerbarsten die meisten Glasteile auf dem Boden, während andere in dem Wasserbecken versanken.
    Die drei Terzrocker setzten sich verstört auf den Boden und blickten auf die Scherben. Sie machten dem Haluter keinen Vorwurf, und auch jetzt schienen sie ihn kaum zu bemerken. Die drei Posbis begannen wortlos damit, die Scherben zusammenzukehren und wegzutragen. „Ich suche Domo Sokrat", erklärte der Haluter. „Kann mir einer von Ihnen sagen, wo ich ihn finde?"
    Die drei Terzrocker antworteten nicht. Sie schienen ihn nicht gehört zu haben. „Und ihr Posbis", rief Icho Tolot. „Verratet mir, wo Domo Sokrat ist. Ihr müßt wissen, wo er lebt."
    „Ich bedaure sehr", erwiderte Herzlichkeit zuvorkommend. „Von einem Domo Sokrat habe ich nie gehört. Aber ich werde mich bemühen, etwas über ihn herauszufinden. Bitte, gehen Sie inzwischen ins Haus, und machen Sie es sich gemütlich. Wir werden für Ihr körperliches und auch geistiges Wohlbefinden sorgen. Freundlichkeit wird Sie führen. Geben Sie ihm Ihre Hand."
    Icho Tolot wandte sich ab und flog davon.
    Er hatte das Gefühl, in einem Irrenhaus gelandet zu sein
     
    2.
     
    Das Haus hing wie ein Schwalbennest hoch oben an einer nahezu senkrecht aufsteigenden Felswand. Icho Tolot blickte von einem Hügel aus hinauf. Er stand im Schatten einiger Bäume. Wenige Meter von ihm entfernt durchwühlte ein ganzer Schwärm von großen Vögeln das Unterholz. Mit ihren scharfen Krallen rissen die Tiere den Boden auf und pickten nach Nahrung. Auf den Haluter achteten sie nicht. Er war keine Bedrohung für sie. An einem Baum schob sich langsam eine mehrere Meter lange Schlange herab, aber auch sie schreckte die Vögel nicht auf.
    Der Haluter war in der vergangenen Stunde weit nach Norden geflogen und hatte dabei mehrere Häuser von Terzrockern entdeckt. Er hatte sich allen genähert und einige auch betreten, war jedoch keinem ihrer Bewohner begegnet. In keinem

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