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1459 - Der Dieb von Sira-VII

Titel: 1459 - Der Dieb von Sira-VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich, was diese Leute eigentlich von ihr wollten. „Wenn ihr mich so dringend sprechen wolltet, hätte es gereicht, mich ausrufen zu lassen", stellte sie fest. „Das stimmt", erwiderte der Blue. „Aber es erschien uns in diesem Fall als nicht sehr ... passend."
    Dao-Lin-H'ay kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Irgendwo im Hintergrund ihrer Gedanken regte sich eine Ahnung, von der sie lieber keine Notiz genommen hätte, aber ehe sie es sich versah, hatte sich die Erkenntnis dessen, was geschehen war, bereits in ihrem Bewußtsein breitgemacht.
    Ge-Liang-P'uo war tot, gestorben in SIRA-VII, einem unbekannten Gegner zum Opfer gefallen, als sie gemeinsam mit Irmina Kotschistowa versuchte, Fellmer Lloyd zu retten. Die beiden Terraner hatten überlebt.
    Ge-Liang-P'uo nicht.
    Tifflor und einige andere waren immer noch drüben in der Station und suchten nach dem Unbekannten. Sie hatten ihn bisher nicht gefunden.
    Aber ICH werde ihn finden, dachte Dao-Lin-H'ay. Und dann ... „Ich werde nach SIRA-VII hinübergehen", sagte sie langsam. „Nein, das wirst du nicht", erwiderte der Blue.
    Dao-Lin-H'ay erwiderte nichts. Sie drehte sich um und ging davon.
    Diesmal verzichtete sie auf alle Spielereien. Sie erreichte die fragliche Schleuse, als der Blue noch damit beschäftigt war, den Blick zu verdauen, mit dem sie ihn gemustert hatte. „Du gehörst zu keinem Einsatzkommando", sagte man ihr.
    Sie forderte eine Sprechverbindung zu Julian Tifflor. „Nein", sagte der Terraner, als sie ihn mit ihren Absichten konfrontierte. „Du bleibst in der PER-SEUS."
    „Das werde ich nicht tun!"
    „Du wirst! Wir wissen nicht, womit wir es zu tun haben, aber eines steht fest: Diese Kreatur hat bis jetzt nur die drei Mutanten angegriffen. Der Schluß liegt nahe, daß unser Phantom es insbesondere auf Wesen mit Psi-Kräften abgesehen hat. Du besitzt solche Kräfte. Du wärst dort drüben in Lebensgefahr. Und Ge-Liang-P'uo kannst du ohnehin nicht mehr helfen."
    „Ich kann sie rächen."
    „Und dabei sterben? Wem wäre damit geholfen?"
    „Mir und meinem Gewissen."
    „Du hast keinen Grund, dich schuldig zu fühlen."
    Damit hatte er natürlich recht. Ge-Liang-P'uo war nicht wegen Dao Lin H'ay in der PERSEUS geblieben - sie hatte ihre eigene Entscheidung getroffen. Und auch nach SIRA-VII war sie aus eigenem Antrieb gegangen.
    Niemand hatte sie dazu gezwungen, an der Jagd nach dem Phantom teilzunehmen.
    Aber warum hatte Dao-Lin-H'ay nichts von ihrem Tod gespürt? Warum hatte sie zwar Nikki Frickel in dem verbrannten Wrackteil der SORONG wahrnehmen können, dann aber nichts vom Ende Ge-Liang-P'uos mitbekommen?
    Ob es sinnvoll war oder nicht - sie fühlte sich schuldig bei diesem Gedanken, und es war jenes Gefühl hoffnungsloser Schuld, das aus dem Wissen erwächst, daß es keine Gelegenheit mehr gibt, irgend etwas wiedergutzumachen.
    So wie die Dinge standen, blieb ihr nur noch eines zu tun. „Wer war bei ihr, als sie starb?" fragte sie. „Irmina Kotschistowa und Fellmer Lloyd", erwiderte Julian Tifflor „Aber sie werden dir nicht viel sagen können. Wenn überhaupt, dann kannst du am ehesten noch von Irmina etwas erfahren."
    Irmina Kotschistowa befand sich da, wo sie hingehörte, nämlich in der Medizinischen Abteilung, diesmal allerdings nicht als Therapeutin, sondern als Patientin. „Nein, du kannst sie jetzt nicht sprechen", teilte man Dao-Lin-H'ay mit. „Sie braucht noch etwas Zeit, um sich zu erholen."
    „Geht es ihr so schlecht?" fragte Dao-Lin-H'ay betroffen. „Sie ist in Ordnung, aber du kannst jetzt nicht zu ihr - das ist alles."
    Dao-Lin-H'ay nickte höflich, wie die Terraner es taten, faßte sich in Geduld und bat darum, daß man sie benachrichtigte, sobald Irmina Kotschistowa aus der Obhut der Mediziner entlassen würde.
    Als sie die Nachricht bekam, ging sie los und wartete vor der Kabine der Terranerin.
    Irmina Kotschistowa zögerte, als sie die Kartanin vor ihrer Tür stehen sah. Es war offensichtlich, daß sie keinen gesteigerten Wert auf eine Unterhaltung mit Dao-Lin-H'ay legte. Die ehemalige Wissende spannte sich zum Sprung, bereit, der Terranerin nachzusetzen.
    Aber die Mutantin kam offenbar zu dem Schluß, daß sie Dao-Lin-H'ay an Bord der PERSEUS ohnehin nicht auf Dauer aus dem Weg gehen konnte. „Komm herein", sagte sie und öffnete die Tür. „Aber erwarte dir nicht zuviel von diesem Gespräch. Ich weiß sehr wenig. Es ging alles viel zu schnell."
    „Ich habe keine Fragen", erklärte Dao-Lin-H'ay ruhig.

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