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1461 - Katakomben des Wahnsinns

1461 - Katakomben des Wahnsinns

Titel: 1461 - Katakomben des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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angewinkelt. Die kleinen Hände waren zu Fäusten geballt. Das leise, ruhige Atmen wehte durch den Raum.
    Die Eltern traten an das Bett heran und hauchten ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn.
    »Er hat es gut«, flüsterte Betty. »Er weiß noch nicht, dass die Welt böse und grausam sein kann. Ich werde alles dafür tun, dass er diesen Glauben auch so lange wie möglich behält.«
    »Das werde ich auch, Betty.«
    Wenig später verließen die beiden das Zimmer. Sie hielten sich Hand an Hand. Im Flur drehte sich Betty ihrem Mann zu und schaute ihm fest in die Augen.
    »Versprichst du mir, dass du auf dich aufpassen wirst, Alan?«
    »Klar. Ich passe doch immer auf mich auf.«
    »Hoffentlich«, flüsterte sie, »hoffentlich…«
    ***
    Es war eine dieser Treppen, die es gab, die man aber nicht sah, wenn man nicht wusste, wo man sie suchen sollte. Sie war auch für Menschen nicht interessant, denn im Laufe der Vergangenheit war sie in Vergessenheit geraten, und so hatte die Natur es geschafft, sie zu überwuchern und sie den Blicken der Menschen zu entziehen.
    Aber nicht alle hatten die Treppe vergessen. Es gab da eine große Ausnahme…
    Der Bleiche hatte den kleinen Ort verlassen. Wie ein Gespenst schwebte er durch die nächtliche Landschaft. Er war nicht zu hören und auch nur schwer zu sehen. Er war mehr ein Schatten, der mit der Finsternis eine Partnerschaft eingegangen war, sodass sie ihn vor irgendwelchen Blicken verborgen hielt.
    Den Sarg mit dem Deckel darauf hielt der Bleiche nach wie vor unter seinem Arm geklemmt. Die Holzkiste war nicht eben leicht, aber dieser Gestalt war keine Anstrengung anzumerken. Sie ging so normal, als würde sie keine Last zu tragen haben.
    Die Häuser von Upper Sundon waren hinter dem Bleichen zurückgeblieben. Wenn er sich umdrehte, sah er nur helle Punkte schimmern, aber wenn er in Richtung Süden schaute, fielen ihm ebenfalls einige Lichter auf. Sie gehörten zum Nachbarort Lower Sundon.
    Und noch weiter südlich zeigte der Himmel einen blassen Glanz. Da lag Luton, eine Großstadt mit zahlreichen Vororten, vielen Straßen, und jeder Menge Verkehr.
    Nichts für den Bleichen. Er brauchte die Einsamkeit, nur sie zählte für ihn. Wenn er sich ab und zu mal unter die Menschen wagte, dann immer nur für kurze Zeit, und er sorgte zudem dafür, dass er nicht zu oft gesehen wurde.
    Er ging quer durch die Felder, die eine wellige Landschaft bildeten. Wege im eigentlichen Sinne gab es hier nicht, dafür aber einen lang gestreckten Hügel, über den vor langer Zeit mal eine Straße geführt hatte. Sie war mit zunehmendem Verkehr zu eng geworden, deshalb hatte man eine zweite bauen müssen, die Luton mit Bedford weiter nördlich verband und als A6 bezeichnet wurde. Man konnte sie in etwa mit einer Autobahn vergleichen.
    Um die alte Straße hatte sich niemand mehr gekümmert. Sie war sich selbst überlassen worden. Sie kam aus dem Nichts und endete im Nichts, denn die Natur hatte sie wieder in Besitz genommen und sie überwuchert.
    Dass die alte Trasse erhöht lief, hatten einige Menschen ausgenutzt. An einer besonders günstigen Stelle war der Hang vor langer Zeit ausgehöhlt worden. Und so hatten Bunker oder große Höhlen entstehen können, die für diejenigen wichtig waren, die dort ihre zweite Heimat gefunden hatten.
    Menschen, die anders waren, die einer anderen Religion anhingen, wobei der Begriff Religion nur wenig taugte, denn das, was sie taten, konnte man auch als Verbrechen bezeichnen.
    In allen Religionen gibt es ein höheres Wesen, das von den Menschen angebetet wird. In diesem Fall war es auch so, nur konnte man dieses Wesen nicht als Gott bezeichnen. Es war das Tier gewesen, der große Widersacher, der wahre Herr der Welt oder auch der Fürst der Finsternis, Teufel oder Satan genannt.
    Über eine lange Zeit hinweg hatte sich die Sekte in diesen Höhlen versammelt. Hier hatte sie ihre Orgien gefeiert, hier war das Blut Unschuldiger geflossen, und hier hatte der Höllenfürst seine wahre Macht zeigen sollen.
    Nichts hält ewig.
    So war es auch mit dieser Sekte. Irgendwann war sie zerschlagen worden oder hatte sich selbst aufgelöst, so genau wusste das niemand. Aber ihr böses Erbe blieb weiterhin bestehen. In einer dieser Höhlen, dieser Katakomben, war nichts mehr normal, obwohl vieles so aussah. Doch wer sie als normal denkender Mensch betrat, der erlebte das Grauen, das sich hier manifestiert hatte und nicht verschwunden war.
    Für den Bleichen konnte es keinen besseren Platz

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