1462 - Angriff der Knöchernen
nichts, wenn er in seinem Arbeitszimmer saß und noch über irgendetwas nachgrübelte oder an einem Artikel schrieb.
Dann fiel ihr noch etwas auf. Es war die Dunkelheit um das Haus herum. Das war ungewöhnlich, denn sie ließen die Außenbeleuchtung brennen, wenn jemand von ihnen zurückerwartet wurde.
Sie verließ ihren Wagen und erreichte nach wenigen Schritten die Haustür. Leicht fröstelnd schob sie den Schlüssel ins Schloss.
Abgeschlossen!
Ja, sie war abgeschlossen. Das geschah nur, wenn jemand das Haus als Letzter verließ. Demnach war Bill nicht da.
Sheila wunderte sich darüber. Sie wollte es auch genau wissen, betrat das Haus, machte Licht und rief den Namen ihres Mannes zweimal.
»Bill? Bill…?«
Eine Antwort erhielt sie nicht.
Sie stellte ihre Handtasche ab und strich gedankenverloren durch ihr Haar. Jetzt war sie fast sicher, dass Bill nicht zu Hause war. Es gab noch die Möglichkeit, dass er schlief und die Haustür von innen abgeschlossen hatte, aus welchen Gründen auch immer.
Im großen Wohnraum war er nicht. Der Garten lag im Dunkeln, was Sheila nicht gefiel, deshalb schaltete sie die Außenbeleuchtung ein. Es hatte keinen Sinn, noch mal nach Bill zu rufen, und so ging sie auf dem direkten Weg zu seinem Arbeitszimmer.
Hier fand sie ihn auch nicht.
Nachdem sie das Licht eingeschaltet hatte, schaute sie sich um. Es war alles normal.
Ihren Sohn Johnny konnte sie auch nicht fragen. Er trieb sich auf irgendeiner Uni-Party herum. Ein Fest, das dem Frühling und dem Monat Mai gewidmet war.
Sheila Conolly verließ das Arbeitszimmer nicht. Sie hatte ja nichts dagegen, dass Bill das Haus verlassen hatte, wenn es sich um einen wichtigen Job handelte, aber so gar keine Nachricht zu hinterlassen, das war einfach nicht seine Art.
War da was schief gelaufen?
Sie wunderte sich auch darüber, dass er nicht auf ihrem Handy angerufen hatte. Er war einfach verschwunden, und das machte Sheila wütend und besorgt zugleich.
Wo konnte er sein?
Sie überlegte und bewegte sich dabei durch das Arbeitszimmer.
Das Lampenlicht berührte die Regale, die Sitzmöbel, die schweren Stoffe an den Fenstern, die Teppiche, den Schreibtisch, auf dem alles recht geordnet aussah.
Sheila blieb stehen. Obwohl sie recht langsam gegangen war, wirkte die Bewegung sehr abrupt.
Sie hatte etwas entdeckt, mit dessen Vorhandensein sie nie gerechnet hätte.
Auf dem Schreibtisch lag Bills Handy!
Okay, er war davon nicht abhängig, aber in der heutigen Zeit musste man ein Mobiltelefon haben, um unabhängig zu sein. Gerade, wenn man einem Job nachging wie Bill Conolly.
Sheila nahm das flache Gerät auf, das zusammengeklappt war. Es sah nicht so aus, als hätte Bill es aus Versehen auf dem Schreibtisch zurückgelassen. Nein, sie war sicher, dass Bill es bewusst nicht mitgenommen hatte.
Kein Handy? Keine Sicherheit, an die man sich in den letzten Jahren so gewöhnt hatte?
Das passte alles nicht zusammen. Da stimmte was nicht. Sheila glaubte nicht daran, dass er es vergessen hatte. Und wenn Bill es freiwillig zurückgelassen hatte, dann bestimmt nicht ohne Grund.
Dann konnte man ihn vielleicht dazu gezwungen haben.
Sheila dachte wieder daran, dass es eventuell Einbrechern gelungen war, in das Haus einzudringen. Dann hatten sie Bill gezwungen, mit ihnen zu kommen und die Spuren so aussehen lassen, als hätte er das Haus auf dem normalen Weg verlassen.
Warum? Welchen Grund gab es?
Darüber dachte Sheila fieberhaft nach, aber ihr fiel beim besten Willen nichts ein.
Sie verfiel nicht in Panik. Nicht eine Frau war Sheila Conolly. Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass sie das Leben gestählt und gestärkt hatte. Deshalb ging sie nun methodisch vor.
Wenn sie mal davon ausging, dass Bill entführt worden war, dann hätte er ihr wahrscheinlich irgendeine Nachricht oder einen Hinweis hinterlassen.
Das mit dem Handy hatte sie als einen Hinweis eingestuft. Er war also nicht zu erreichen. Es konnte sein, dass es noch einen anderen Hinweis gab, und deshalb hielt sie die Augen offen, denn sie wollte auf keinen Fall etwas übersehen.
Sie fand nichts.
Bis ihr einfiel, dass Bill eine Waffe besaß. Wenn er zu Hause war, trug er die Beretta natürlich nicht am Körper. Er legte sie weg, und zwar in der Regel in seinen kleinen Safe, der sich ebenfalls im Arbeitszimmer befand. Für den Notfall lag dort immer auch Bargeld.
Sheila schloss die Tür des Safes auf, der sich versteckt zwischen den Regalen in der Wand befand.
Die Beretta lag
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