1462 - Angriff der Knöchernen
dessen frühsommerliche Buntheit durch das Tuch der Dunkelheit verdeckt wurde, rollte am Haus vorbei, sah Sheila bereits in der offenen Haustür stehen und winken und hielt meinen Rover vor dem großen Garagenkomplex an.
Das war geschafft!
Ich hatte ja mit allem anderen als mit einem Anruf von Sheila Conolly gerechnet, doch als er mich erreichte und sie mir ihre Probleme offen legte, da gab es für mich kein Halten mehr. Sheila hatte mir zwar nicht viel erzählen können, aber das Wenige reichte. Ich kannte ihren Mann und meinen Freund Bill gut genug, und wie er sich verhalten hatte, das war bei ihm nicht normal.
Sheila stand noch immer vor der Tür. Sie trug einen dünnen roten Pullover und eine weiße Hose. Die Arme hielt sie vor der Brust verschränkt. Sie lächelte zwar, doch dieses Lächeln wirkte aufgesetzt und entsprechend unecht.
»Danke, dass du gekommen bist, John.« Sie streckte mir die Arme entgegen und wir begrüßten uns.
»Das war doch selbstverständlich.«
»Komm ins Haus.«
Ich nickte und überschritt die Schwelle.
Sheila schloss die Tür hinter mir und fragte: »Hast du Durst?«
»Ein Drink würde mir gut tun.«
»Ich habe frische Säfte.«
»Noch besser.«
Sheila ging in die Küche. Ich folgte ihr und blieb an der Tür stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. Dabei schaute ich ihr zu, wie sie zwei Gläser mit Saft füllte. Sie verdünnte ihn noch mit Mineralwasser. »Ist das okay?«
»Immer doch.«
Wir tranken. Es war ein Genuss, denn meine Kehle war durch die Mailuft recht trocken geworden.
Ich schaute Sheila an, die einen sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
»Ich denke, dass wir uns jetzt mal unterhalten sollten.«
»Richtig, John. Nur nicht hier. Lass uns in Bills Arbeitszimmer gehen.«
»Gern.« Der Raum war für mich so etwas wie ein zweites Zuhause geworden, wenn ich daran dachte, wie oft ich mit meinem Freund hier schon zusammen gesessen hatte.
Jetzt kam er mir irgendwie leer vor.
Da sich Sheila nicht gesetzt hatte und in der Nähe des Fensters am Regal lehnte, blieb auch ich stehen und forderte sie auf, mir einen genauen Bericht zu geben.
Das tat sie. Ich wollte sie nicht unterbrechen und hörte genau zu.
Sie bemühte sich, mit ruhiger Stimme zu sprechen, wobei ich doch das leichte Zittern heraushörte. So ruhig war sie nicht.
»Ich verstehe das nicht, John. Das ist nicht Bills Art, einfach zu verschwinden und nichts zu sagen oder keine Nachricht zu hinterlassen.« In Sheilas Augen sah ich ihre Sorge. »Ich kann das einfach nicht begreifen.«
»Stimmt.«
»Du kennst ihn doch auch, John. Was könnte ihn veranlasst haben, aus dem Haus zu gehen, ohne mir einen Hinweis zu hinterlassen?«
»Weiß ich auch nicht.«
»Aber es muss einen Grund gegeben haben. Außerdem hatten wir keinen Streit, wenn du zufällig daran denken solltest. Nein, den hat es wirklich nicht gegeben.«
»Hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass Bill darauf so reagiert hätte. Sagen wir mal so, Sheila: Es muss etwas gegeben haben, das ihn aus dem Haus getrieben hat. Irgendein Ereignis hat ihn so berührt, dass er verschwunden ist.«
»Und er hat mir keinen Bescheid gegeben.«
Ich nickte. »Das ist es, was mich ebenfalls wundert. Warum hat er das getan? Darüber sollten wir nachdenken.«
»Keine Ahnung, John.« Sheila hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Ich weiß es wirklich nicht…«
»Und du hast auch keine Ahnung, was es gewesen sein könnte?«
Sie schüttelte den Kopf.
Ich stellte mein Glas ab. »Hast du irgendwelche Spuren gesehen, die auf eine Entführung hindeuten?«
»Nein, das habe ich nicht. Auch keine, die auf einen Überfall hingewiesen hätten. Da war nichts. Er ist aus dem Haus gegangen und hat nicht mal sein Handy und seine Beretta mitgenommen. Er hat beides hier gelassen.«
Diese Eröffnung war mir neu, und ich konnte nicht behaupten, dass sie mich fröhlich stimmte.
»Auch das Handy nicht?«
»Da liegt es, John. Auf seinem Schreibtisch.«
Ich drehte den Kopf und sah es selbst. Vorhin hatte ich darauf nicht geachtet. Ich nahm das leichte Ding hoch und klappte es auf.
»Warum hat er sein Handy zurückgelassen?« hörte ich Sheilas Frage.
»Das möchte ich auch gern wissen.« Ich hob die Schultern. »So eilig wird er es nicht gehabt haben. Ich kann mir nur vorstellen, dass man ihm geraten hat, kein Handy mitzunehmen.« Ich legte es wieder hin. »Das Gleiche gilt auch für die Waffe.«
»Das habe ich noch nie erlebt«,
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